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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Schluchzen. Jess bäumte sich fast gleichzeitig auf und bockte mit einem heiseren Schrei in sie hinein. Danach umklammerte er sie keuchend und bedeckte ihre Schultern mit feuchtheißen Küssen. Herz an Herz raste ihr Puls im gleichen Takt und beruhigte sich nur langsam, wobei Lena ein pulsierendes Nachbeben verspürte, das nur langsam abebbte, während Jess noch immer tief in ihrem Innern verweilte.

Kapitel 20
    September 1831 // Jamaika // Nichts als die Wahrheit

    D er Gerichtskerker von Spanish Town war ein finsteres, in Stein gemauertes Loch. Edward wäre am liebsten auf der Stelle wieder umgedreht, als Commodore Bolton ihn und seinen Vater mit einiger Entschlossenheit zu den Verhörräumen führte. Die Enge und die Aussichtslosigkeit, diesem Ort zu entkommen, gruselten ihn. Die Ausstattung der Folterkammer ließ nichts zu wünschen übrig und hatte sich seit den spanischen Besatzern des 17 . Jahrhunderts wohl kaum verändert.
    Der Geruch von Fäkalien, Blut und Schweiß ließ Edward ein Riechtüchlein herbeisehnen, aber in Gegenwart seines Vaters und der Soldaten wollte er nicht wie ein verweichlichtes Weib daherkommen.
    Sein Vater sagte nichts, aber auch er verzog seine aristokratische Nase zu einer angewiderten Grimasse, als er das Zimmer betrat, in dem man Candy Jones bereits auf einen Züchtigungstisch gebunden hatte.
    Fliegen schwirrten umher und labten sich an dem, was die Verhörspezialisten von Lady Fortesques Bettgenossen übrig gelassen hatten. Nicht viel, wie Edward zufrieden feststellen durfte. Die Vorstellung, dass Elisabeth es in schöner Regelmäßigkeit mit diesem schwarzen Mistkerl getrieben hatte, ekelte ihn an. Alleine um diese Perversion zukünftig zu unterbinden, hatte es sich gelohnt, diesen Schmarotzer von einem Sklaven zu denunzieren. Jones’ nackter, athletischer Körper war über und über mit Blut besudelt. Sein kahl geschorener Kopf hing mit verdrehten Augen über die Kante des Tisches.
    «Ist er tot?», fragte Lord William hoffnungsvoll und schaute in die Runde von Rotröcken, wie die Soldaten hier genannt wurden. Commodore Bolton, im Gegensatz dazu in dunklem Blau, erteilte einem seiner Folterknechte mit einem Nicken das Wort, damit er dem Lord antworten durfte.
    «Nein», erwiderte der hagere Soldat mit einem schmierigen Lächeln. Zum Beweis nahm er einen Eimer mit kaltem Wasser, den er mit Schwung über dem Delinquenten auskippte. Edward sprang zur Seite, weil er direkt in der Schusslinie der blutigen Brühe gestanden hatte, die ungehemmt über den Tisch hinaus an die Wände spritzte. Auch unter den Fliegen, die sich offenbar bei ihrem fürstlichen Mahl gestört fühlten, veranstaltete dies Aufruhr. Im Nu schwirrte das ganze Zimmer, und es dauerte eine Weile, bis die blutdürstigen Insekten sich in dem Gewirr von aufgeplatzten Fleischwunden neu orientiert hatten, um ihr Gelage fortzusetzen. Jones gab derweil ein leises Stöhnen von sich, ohne dabei die Lider zu heben.
    «Hat er gestanden?», wollte Edward wissen.
    Etwas anderes interessierte ihn nicht. Am liebsten wäre ihm gewesen, der Mann hätte vor lauter Pein alles zugegeben, was man ihm unterstellte, und dann würde er gefälligst sterben. Dass Jones dieses Martyrium nicht überleben durfte, war so gut wie beschlossene Sache. Vielleicht konnte man ja ein bisschen nachhelfen, überlegte er und dachte an Trevor, der alles erledigte, was man ihm auftrug, selbst wenn es noch so schmutzig war. Falls es ein Hindernis gab, wie zum Beispiel den wachhabenden Kommandeur, der niemanden ohne Erlaubnis in den Kerker ließ, half notfalls Bestechung. Kaum ein Soldat konnte einer Handvoll Goldmünzen widerstehen, wenn er selbst nur zwanzig Pfund im Jahr für seine zweifelhafte Treue erhielt.
    «Nicht in der gewünschten Ausführlichkeit», beantwortete Bolton Edwards Frage. «Ansonsten sähe er wohl anders aus.»
    «Was soll das bedeuten?», setzte Lord William nach. «Hat er nun etwas mit der Entführung meiner Schwiegertochter zu tun oder nicht?»
    «Nun ja …» Bolton räusperte sich und kniff seine schmalen Lippen für einen Moment zu einem geraden Strich zusammen. «Er sagte aus, dass die Frauen ohne sein Wissen die Plantage verlassen haben. Und zwar mitten in der Nacht.»
    «Er lügt!»
    In Edwards Stimme schwang die Unverfrorenheit eines eiskalten Killers mit, und wenn er etwas zu sagen gehabt hätte, wäre Jones auf der Stelle gestorben.
    «Meiner Frau zu unterstellen, mitten in der Nacht ohne Grund das Haus meiner Tante

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