Flamme von Jamaika
weniger anzüglich. «Es kommt gar nicht so selten vor, dass weiße Ladys die Vorzüge eines schwarzen Bruders genießen wollen. Nur, dass sie meist älter sind und ich ihnen die Männer zu ihren Plantagen schicke, wo sie es hinter verschlossenen Türen treiben.»
Jess blieb stehen und wandte sich mit bedrohlicher Miene zu ihm um.
«Gib acht, was du sagst», knurrte er und ballte die freie Hand zu einer Faust.
Beschwichtigend hob der Wirt seine Hände.
«Schon gut, schon gut», lenkte er ein. «Wenn man Sie beide so einträchtig sieht, sollte man nicht glauben, dass eine Revolution vor der Tür steht, wo doch zwischen Weißen und Schwarzen alles in bester Ordnung zu sein scheint.»
Jess wollte etwas erwidern, und Lena spürte, wie sich sein Körper anspannte. Bevor es zu einem Faustkampf kommen konnte, zog sie ihn zum Treppenaufgang hin. Das Zimmer lag im oberen Stockwerk des Gebäudes, wie sie beiläufig mitbekommen hatte.
Jess folgte ihr ohne Widerspruch über die schmalen Holzstiegen und überholte sie, als sie oben angekommen waren. Der lange Flur, von dem die einzelnen Zimmertüren abgingen, wirkte schmucklos und arm.
Das Haus war selbst innen nicht mehr als eine Bretterbude. Jess dirigierte sie zu einem Eckzimmer, bei dem die Türe offen stand. Obwohl es hier nach Mottenpulver und menschlichen Ausdünstungen roch, hätte Lena nicht glücklicher sein können, als sie sich auf das breite Bett fallen ließ. Erst recht, da ein Bursche auf einem Tablett noch eine Flasche Wein, etwas Brot und Obst aufs Zimmer servierte, was im Preis enthalten war. Er stellte die Sachen auf einem kleinen Tischchen ab, das mit zwei Stühlen neben einer alten Kommode stand. Nachdem er gegangen war, verriegelte Jess die Tür, öffnete die Fenster und rückte einen der Stühle zurecht, wobei er Lena aufmunternd zuzwinkerte.
«Darf ich bitten, Mylady?»
«Gern», sagte sie und erhob sich mit Schwung von ihrem gemeinsamen Lager.
Bei dem Gedanken, es schon bald mit Jess teilen zu dürfen, durchfuhr sie ein Prickeln. Nachdem sie Platz genommen hatte, setzte er sich ihr gegenüber und goss den Wein in zwei emaillierte Becher ein. Dann teilte er das Brot und gab ihr ein Stück. Während sie wortlos tranken und aßen, drangen das Stöhnen der Freier und das kehlige Jauchzen der Huren durch die Ritzen der Holzbalken. Ab und zu war von den Nebenzimmern rhythmisches Rumpeln zu hören, das die Wand vibrieren und die sich ablösende Farbe von der Decke herunterrieseln ließ.
«Da scheint sich ja jemand prächtig zu amüsieren», murmelte Jess und schaute Lena vieldeutig an.
Die zunächst herrschende Beklommenheit zwischen ihnen wich einem breiten Grinsen und mündete schließlich in schallendes Gelächter. Gut gelaunt prosteten sie sich zu. Doch dann wurden sie plötzlich wieder ernst. Jess bedachte Lena mit einem intensiven Blick.
O Gott, wie sehr sie ihn liebte, so sehr, dass sie bereit war, sich auf der Stelle die Kleider vom Leib zu reißen und sich ihm hemmungslos hinzugeben.
Jess schien zu wissen, wonach es sie verlangte. Den Blick fest auf sie geheftet, stand er auf und nahm ihr den Becher aus der Hand. Behutsam stellte er ihn neben seinen eigenen, bückte sich zu ihr hinab und hob sie mit seinen starken Armen empor. Danach trug er sie mit Leichtigkeit in das Bett, wo er sie wie ein rohes Ei niederlegte. Im Nu war er über ihr und schien alle Zurückhaltung zu vergessen. Er küsste sie so heftig, dass ihr ganz schwindlig wurde. Voller Verlangen zerrte er an ihren Kleidern.
«Sei vorsichtig», mahnte sie ihn liebevoll. «Ich brauche das Kleid noch, wenn wir zusammen nach Europa segeln.»
Sie küsste ihn auf die Nase und half ihm, die Brokatjacke mit den bauschigen Gigot-Ärmeln über den Kopf zu ziehen. Dann zeigte sie ihm, wie er ihr helfen konnte, das Mieder aufzuschnüren, das sie über dem knielangen Leinenunterhemd trug. Voll Wonne ergriff er mit beiden Händen ihre nackten Brüste, als er endlich die letzte Barriere beseitigt hatte. Sie schmerzten vor Verlangen, als er sie sanft zu kneten begann. Sehnsüchtig reckte sie ihm ihre harten, rosigen Knospen entgegen und hoffte, dass er sie in den Mund nehmen und daran saugen würde. Er enttäuschte sie nicht. Fast beiläufig hatte er sich seiner Kleidung entledigt, und sein geschmeidiger Körper glitt zwischen ihre bereitwillig gespreizten Schenkel, als ob er dort hingehörte.
«Komm!», hauchte sie fast ohnmächtig vor Lust. «Ich will dich in mir spüren. Ich hab solche
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