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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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wollte widersprechen, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. Und bevor er sie davon abhalten konnte, rannte sie los. «Versteck dich!», rief sie ihm noch zu.
    Der Hof war menschenleer, anscheinend waren alle unterwegs, um das Feuer zu löschen. Deshalb erschrak Lena, als sie die Box ihrer eleganten Fuchsstute ‹Lady› erreichte und hinter dem Pferd, das sie mit einem leisen Wiehern begrüßte, plötzlich eine Gestalt zum Vorschein kam. Es war Tom, Edwards junger Stallbursche.
    «Tom, o mein Gott!» Sie fasste sich an die Brust, weil ihr der Schreck durch sämtliche Glieder fuhr. «Was tust du hier? Ich denke, es brennt?»
    «Mylady?», fragte der nicht weniger verdatterte Junge in ungläubigem Erstaunen. «Geht es Ihnen etwa wieder besser?»
    «Das tut nichts zur Sache, Tom», fuhr sie ihn an, wobei es ihr sogleich leidtat, so barsch zu ihm gewesen zu sein. «Sei so gut und hilf mir rasch, das Pferd zu satteln, ich will zu meinem Mann. Ich will ihm sagen, dass ich geheilt bin.»
    «Aber das können Sie nicht», belehrte er sie altklug. «Die Felder brennen, und dort draußen … Das ist nichts für feine Ladys. Außerdem hat Master Edward gesagt, ich soll hierbleiben und auf die Pferde und das Haus aufpassen. Wenn das Feuer sich den Stallungen nähert, soll ich die Pferde zum Fluss treiben und die Wachmänner warnen. Und ich muss auch auf Sie aufpassen.»
    «Wenn du nicht sofort tust, was ich sage, dann …»
    Plötzlich stand Jess hinter ihr.
    «Wo bleibst du, verdammt?», rief er ungeduldig. «Ich hab mir schon Sorgen gemacht.»
    «Moses, du?» Der Junge ließ den Mund offen stehen.
    Lena verstand nicht, woher die beiden sich kannten und wieso der Junge Jess mit falschem Namen ansprach. Aber jetzt blieb keine Zeit für Erklärungen.
    «Los», entgegnete Jess, ohne großes Aufsehen zu machen. «Hilf mir, das Pferd zu satteln.»
    Erstaunlicherweise tat Tom auf der Stelle, was Jess von ihm verlangte. Dass er ihm ohne Protest gefällig war, kam Lena äußerst merkwürdig vor.
    «Du musst dir keine Sorgen machen», erklärte Jess dem Jungen. «Sag einfach, dass du niedergeschlagen wurdest und niemanden gesehen hast, falls dein Master die Stute vermisst. In ein paar Tagen wird ohnehin überall die Hölle los sein. Und wenn alles nach Plan läuft, wirst du im neuen Jahr deine Freiheit genießen können.»
    Der Junge nickte wie hypnotisiert.
    «Gott schütze dich», sagte Jess zum Abschied und segnete ihn wie ein echter Priester.
    Erst als Lena hinter Jess im Sattel saß und sie mit ihrer Stute quer durch den Park Richtung Fluss galoppierten, wagte sie eine Frage zu stellen.
    «Woher kennst du Edwards Reitburschen?»
    «Ich hab ihn zufällig in Ochos Rios nach einer Messe getroffen. Von ihm habe ich erfahren, dass es dir nicht gutgeht, wobei er es als Krankheit bezeichnete.»
    An einem Ausläufer der Mangroven machte Jess halt und stieg auf sein Muli um, das dort mit treuen Augen auf ihn wartete.
    «Das heißt also, du hast wirklich nicht gewusst, warum ich damals nicht wie verabredet zur Fischerhütte kommen konnte?», versicherte sich Lena, während Jess an ihr vorbeiritt und einen Weg am Ufer einschlug.
    «Nein», bestätigte er und schaute sie reuevoll an. «Und als ich dich dann bei der Sonntagsmesse an der Seite von Edward gesehen habe und du mir ins Gesicht gelacht hast, dachte ich, ich müsste auf der Stelle sterben.» Er presste die Lippen zusammen. «Ich war so ein Idiot. Ich hoffe, du kannst mir jemals verzeihen.»
    «Es war kein Lachen», bekannte sie leicht ironisch. «Es war mehr ein Grinsen, und es war das Einzige, was ich aus freien Stücken zu tun vermochte.»
    «Als ich dann gestern Abend erfahren habe, dass meine Mutter diesen Zustand herbeigerufen hat, dachte ich, der Blitz soll mich treffen.» Lena entging nicht, dass er seinen Fehler, ihr nicht vertraut zu haben, zutiefst bedauerte.
    «Ich hätte wissen müssen, dass irgendetwas im Argen liegt, was es dir unmöglich macht, Edward zu verlassen.»
    «Deine Mutter?» Lena glaubte sich verhört zu haben. «Warum hat sie das getan?»
    «Ich erkläre es dir später», sagte er und spähte zurück in die Ferne, wobei er seine Augen mit der Hand vor dem Sonnenlicht schützte, um besser sehen zu können.
    Lena verlangsamte ihren Ritt und warf ebenfalls einen letzten Blick zurück zur Plantage. Hinter Redfield Hall stiegen dicke Rauchschwaden auf. Was darauf hindeutete, dass das Feuer sich weiter ausbreitete. Ihre Sorge galt weniger dem schönen

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