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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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aufgetragen hat. Ich habe die Revolution nach besten Kräften unterstützt. Mehr kann ich nicht tun. Es ist sein Krieg, der nun begonnen hat. Schon morgen werden Hunderte von Plantagen brennen, und die Sklaven im Westen der Insel werden die Arbeit auf den Feldern ruhen lassen. Ich habe nachgedacht, Lena. Wenn ich mit dir nach London ginge, könnte ich weitaus mehr für die Sache der Sklaven tun. Indem ich mich den dortigen Abolitionisten anschließe und nicht nur für die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien kämpfe, sondern für deren weltweite Ächtung.»
    Lena sah ihn überrascht an.
    «Du willst in die Politik gehen?»
    «Ja, warum nicht. Oder denkst du, ich wäre nicht fähig dazu?»
    «Nein, Jess, in Gottes Namen, nein! Das halte ich für eine wunderbare Idee. Ich werde dich dabei nach Kräften unterstützen.»
    Eine Weile ritten sie im Schatten riesig anmutender Palmen schweigend nebeneinanderher. Es war, als ob jeder von ihnen das soeben Gesagte erst einmal verinnerlichen müsste. Dass Jess das Zeug zum Politiker hatte, glaubte Lena gern. Er war entschlossen, diszipliniert und besaß das nötige Einfühlungsvermögen, um Menschen zu führen.
    Sie dachte darüber nach, mit wie viel diplomatischem Geschick er sie dazu gebracht hatte, trotz ihres anfänglichen Widerstandes seine Geisel zu spielen und damit die drei zum Tode verurteilten Jungs aus dem Gefängnis zu befreien. Ohne sein einnehmendes Wesen hätte sie sich niemals bereit erklärt, zu Edward zurückzukehren. Seit der ersten Begegnung mit Jess hatte sich ihr Leben auf geheimnisvolle Weise verändert. Reichtum und Ansehen waren ihr nicht mehr wichtig.
    Unbemerkt schaute sie ihn von der Seite an und musste innerlich lächeln. Sie war sofort seinem natürlichen Charme erlegen gewesen, und auch das war ein nicht zu unterschätzender Vorteil, der ihm bei der politischen Bekämpfung der Sklaverei garantiert helfen würde.
    Gegen Abend trafen sie in Port Maria ein. Beim Hafenmeister erkundigte sich Jess sogleich nach den Schiffen, die kurz vor dem Auslaufen standen. Auch ein Schiff nach London war dabei. Gleich am nächsten Morgen wollten sie alles in die Wege leiten, um den Schmuck zu verkaufen und so schnell wie möglich die Passagen zu buchen.
    Bis dahin gaben sie die Stute und das Maultier in einem Mietstall ab und suchten für das wenige Geld, das Jess übrig geblieben war, ein preiswertes Zimmer in der Nähe des Hafens. Vor der Tür standen jede Menge leicht bekleideter Mädchen. Sie schwenkten ihre bunt gerüschten Kreolen-Röcke bis hoch zu den Knien und präsentierten Jess mit einem frivolen Lächeln ihr üppiges Dekolleté. Aber er hatte nur Augen für Lena, womit sie sich einige böse Blicke einhandelte, als sie an den Frauen vorbeimarschierten.
    Am Eingang des anderthalbstöckigen Gebäudes verhandelte Jess kurz mit dem Wirt, der ebenfalls ein Mischling war. Der hagere, verschlagen dreinblickende Mann kaute betont desinteressiert auf einem Stück Tabak herum, während Jess ihm ein paar Münzen in die Hand zählte. Der argwöhnische Blick des Mannes schnellte immer wieder zwischen Jess und Lena hin und her. Ihm war anzusehen, dass er sich auf die Kombination schwarzer Priester – weiße Plantagenbesitzerin in einer solchen Kaschemme keinen Reim machen konnte.
    «Tut mir leid», murmelte Jess Lena ins Ohr, nachdem er für sein Geld nur eine Übernachtung in einem winzigen Zimmer erhalten hatte. «Ich hätte mir gewünscht, dass es für mehr reicht als eine schäbige Absteige. Aber solange wir den Schmuck noch nicht eingelöst haben, müssen wir sparsam sein.»
    Dem Wirt, der Lena noch immer begaffte, als ob sie ein Verbrechen begangen hätte, weil sie so unvermittelt in seine andere Welt eingebrochen war, musste klar sein, dass es sich bei ihr um keine Hure handelte. Warum sie trotzdem mit einem Halbblut das Zimmer teilte, dazu noch einem vermeintlichen Priester, gab ihm unübersehbar ein Rätsel auf. Wobei sein schmutziges Grinsen Bände sprach.
    «Netten Abend, die Herrschaften», bemerkte er in schleimigem Ton. «Darf ich fragen, was Sie beide ausgerechnet in mein bescheidenes Etablissement führt?»
    «Ich wüsste nicht, was Sie das angehen sollte!», entfuhr es Lena ärgerlich.
    «Ist es nicht so, dass gerade ein Haus wie dieses von seiner Verschwiegenheit lebt?» Jess sah ihn fragend an und drückte ihm noch eine weitere Münze in die Hand.
    «Ob Sie’s glauben oder nicht», antwortete der Mann unbeeindruckt und nicht

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