Flammen Der Nacht -4-
abgesehen, sie zu erledigen.
Zwei von Vadims Leuten schossen als Steinadler in die Lüfte, ihr Gefieder schwarzweiß schimmernd, die Spannweite ihrer Flügel gut zwei Meter. Während sie kreisten, lokalisierten sie mit onyxglänzenden Augen ihre Beute — Konstantine, Tasya und Karen, allein auf der anderen Seite des Tals.
»Komm.« Konstantine fasste Tasya am Arm. »Wir nehmen unsere Positionen ein.«
Trotz seines starken Willens wollten ihm seine Beine nicht mehr gehorchen. Er stolperte über Baumstümpfe, glitschige Äste, Steine, Tannennadeln und alten schmutzigen Schnee, sein Blick konstant auf seine Füße gerichtet, denn jeder Schritt war eine Herausforderung für ihn.
Tasya stützte und ermutigte ihn, trotzdem kamen sie entsetzlich mühsam voran.
»Geh ohne mich weiter. Und kämpfe.« Er nahm seinen Arm von ihrer Schulter.
»Wenn du mir versprichst, dass du langsam nachkommst. « Ihre Hartnäckigkeit ähnelte der einer Bulldogge, dabei wirkte sie neben den hohen Bäumen und angesichts der lauernden Gefahren verletzlich jung und zart.
»Versprochen.« Er schob sie von sich.
Hoch über ihnen kreischte ein Adler.
Er spähte zu den beiden Männern, die neben der Limousine stehen geblieben waren.
Einer griff in den Kofferraum und nahm zwei Gewehre heraus.
Vadim zielte mit einem der beiden auf Konstantine.
»Runter!« Er warf sich geistesgegenwärtig auf Tasya.
Er hörte den Schuss.
Tasya schwankte und sackte in sich zusammen. Sie wälzte sich schreiend auf dem Boden und hielt sich ihren Schenkel. Blut quoll zwischen ihren Fingern hindurch hervor, färbte sie dunkelrot.
»Nein!« Sie hatten es schließlich auf ihn abgesehen. Er robbte zu ihr. »Nein, Tochter. Nein!« Er riss den Gürtel aus seinem Bademantel, um ihr damit den Schenkel abzubinden. Dann hob er Tasya in seine Arme und versuchte aufzustehen. Irgendwie musste er es schaffen, sie ins Haus zu bringen.
Nein. Nein! So durfte es nicht enden, er musste Tasyas Leben retten.
Wie auf ein geheimes Signal hin stürmten sieben
Männer aus dem Wald, ihre Gesichter mit Lehm und Blättern getarnt, und umstellten Tasya und Konstantine. Ihre Waffen lässig im Anschlag, musterten sie die beiden aus kühlen, dunklen Augen.
Varinskis. Noch mehr Varinskis. Diese verfluchte Bande.
Sie würden ihn und Tasya töten. Konstantine schloss die Augen, in Erwartung der Kugel, die sein Leben beenden sollte. Er tat seinen letzten Atemzug … und schnupperte benommen. Nein, sie stanken nicht morbide blutrünstig wie Varinskis, sondern dufteten frisch, nach Freiheit und Abenteuerlust.
Er riss schlagartig die Lider auf. »Ihr seid Roma. Zigeuner !«
Ihr Anführer war jung, stark, dunkelhaarig, er ähnelte Zorana in ihrer Jugend, mit Augen wie geschwärzter Stahl. »Hallo, Konstantine.« Er fasste dessen Hand und half ihm auf. Dann meinte er betont beiläufig: »Ich bin Prokhor.«
»Wie kommt ihr hierher? Was macht ihr hier?«, fragte Konstantine verblüfft.
Prokhor wandte sich an einen seiner Leute und wies ihn an: »Stoppt die Blutung, dann bringen wir Tasya ins Haus.«
»Woher weißt du, wie sie heißt?«, wollte Konstantine wissen.
»Wir beobachten euch schon seit Langem. Wir wissen alles über deine Familie«, erklärte der junge Roma.
Der andere Roma kniete sich neben Tasya. Er gab ihr ein Schmerzmittel, dann säuberte er ihre Wunde.
»Wieso kennt ihr uns?«, fragte Konstantine den jungen Zigeuner.
»Wir beschützen euch, bis die vier Ikonen wieder zusammengefügt sind.«
»Und wie kommt dieser Sinneswandel?« Als Konstantine Zorana geraubt und entführt hatte, hatte deren Clan nämlich mit Vergeltung gedroht.
Prokhor lachte und entblößte weiße, starke Zähne. »Wir haben kein Glück, genießen keinen Wohlstand, bis wir unsere Bestimmung erfüllt haben. Und diese Bestimmung ist, dich und die Deinen zu beschützen, bis die vier Ikonen zusammengefügt sind.«
»Woher wusstet ihr davon?«
»Wir haben eine Versammlung der Roma einberufen und um Instruktionen gebeten. Damit war unser Schicksal besiegelt.« Prokhor schauderte kaum merklich.
Konstantine schauderte es ebenfalls. Er wusste um die globalen Machenschaften des Teufels. Er hatte seine über alles geliebte Frau gesehen, ergriffen und getrieben von einer Vision. Das Leben hatte ihn gelehrt, die andere Welt zu fürchten. Vermutlich war es eine Alterserscheinung, aber … er wollte nichts weiter als seinen Frieden. Er wollte Getreide anbauen, seine Frau lieben, seine Enkelkinder auf den Knien
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