Flammen Der Nacht -4-
gebrochenen Rippen spüren, die Kugel in seiner Hüfte und den Phantomschmerz in seinem Finger.
Momentan verspürte er jedoch nur das Bedürfnis nach Vergeltung.
Die Südwand des Hauses stürzte krachend ein. Der Dachfirst gab nach. Nicht mehr lange, und das Feuer würde keine Nahrung mehr finden. Dann lag alles in Schutt und Asche.
Doug warf Vadim wie ein Stück Holz in die Flammen, in das klaffende rauchende Loch, wo die Wand zuvor gestanden hatte. In dem Zimmer waren brennende Möbel und Elektrogeräte. Kabel verschmorten unheilvoll knisternd.
Vadim schnellte schreiend hoch. Versuchte den Flammen zu entkommen.
Doug nahm Adrik den Benzinkanister aus der Hand und schleuderte ihn gezielt nach dem Varinski. Das verbeulte rote Metall kickte Vadim die Füße unterm Hintern weg, bevor der Kanister in einem rot glühenden Feuerball explodierte. Doug und seine Leute duckten sich geistesgegenwärtig.
Vadim schrie, doch das ließ Doug völlig kalt.
Er schwenkte herum und ging weg. Blickte auf. Sah in die Gesichter seiner Familie.
Typen in Uniformen tauchten auf.
Und Varinskis. Immer mehr Varinskis, kaltblütige Killer.
Ein hochgewachsener, hässlicher Hüne mit Augen glühend wie Kohleerz baute sich vor Doug auf und sagte in einem tiefen Bassbariton: »Ich liebe Feuer. Ich
bin ganz versessen auf Feuer. Es bedeutet Schmerzen, lange und quälend, und gibt einen Vorgeschmack auf die Folterqualen im Jenseits.«
Doug wollte sich auf ihn stürzen.
Der Hüne erkannte die tödliche Entschlossenheit in Dougs Gesicht. Das fluoreszierende Glühen verlor sich. Er wich zurück — und rannte. Die anderen folgten ihm, setzten über die Felder, in den Wald, spähten zurück, stürzten, richteten sich mühsam wieder auf und stürmten weiter.
Der Chef der Militäreinheit legte seine Hand auf Dougs Schulter. »Überlassen Sie alles Weitere uns.« Und an die anderen Wilders gerichtet: »Notarzt und Krankenwagen müssten jeden Augenblick hier sein. Keine Sorge. Wir kümmern uns um alles.«
Doug wandte sich zum Gehen – und hielt mitten in der Bewegung inne.
Hinter ihm ertönte erneut ein Krachen.
Er wirbelte herum. Vor seinen Augen stürzte die Frontmauer des Hauses ein, im Innern tanzten und loderten die Flammen.
Sie tanzten mit Firebirds Geist.
Doug ließ die Schultern hängen, am Boden zerstört. Von der gegenüberliegenden Seite des Tals hinkte eine Frau auf sie zu, gestützt auf zwei Sicherheitskräfte.
Adrik entwich ein Schrei der Erleichterung. »Karen !« Er lief zu ihr, schloss sie in seine Arme, küsste sie, als wäre sie das Wichtigste in seinem ganzen Leben …
Plötzlich hatte Doug höllische Schmerzen – er spürte jeden Bluterguss, jeden Kratzer, sämtliche gebrochenen Rippen.
Kummer und Verzweiflung brachen ihm das Herz.
Seine Beine gaben unter ihm nach. Er fiel zu Boden, seine Lippen formten einen stummen Schrei. Verflucht, warum hatte es nicht ihn erwischt? Warum ausgerechnet Firebird? Und Aleksandr? Sie waren unschuldig. Er war derjenige, der die Familie ans Messer geliefert hatte. Wenn einer den Tod verdient hatte, dann er.
Die Wilders sanken neben ihn. Sie weinten. Beweinten ihre Lieben.
Adrik stützte Karen, und als sie näher kam, vernahm Doug ihr Schluchzen. »Oben von der Anhöhe sah ich, wie das Feuer ausbrach. Blöderweise hatte mich ein Baumstamm am Knöchel erwischt, und meine Bewacher ließen mich nicht zu euch. Ich hab gerufen, aber du kämpftest um dein Leben und … Oh, Adrik!«
Es war lange her, dass er als Junge in Mrs. Fullers Salon gesessen und geweint hatte, aber nun füllten sich Dougs Augen auf einmal mit Tränen. Er presste die Hände vor sein Gesicht, sein Körper von haltlosen Schluchzern geschüttelt.
Zorana legte begütigend ihren Arm um seine Schultern. »Douglas, Douglas, beruhige dich, mein Junge. Du kannst nichts dafür.«
Er hob den Kopf. Sein Blick senkte sich in ihren.
»Doch, ich kann etwas dafür. Es ist alles meine Schuld. Wenn ich euch beichte, was ich getan habe, werdet ihr mich abgrundtief hassen.« Sein Blick ging von Adrik zu seinen beiden anderen Brüdern, zu Tasya, ihr blasses Gesicht angespannt vom Schmerz – und zu seinem Vater, der wieder elanvoll und kräftig zu sein schien, wenn seine Züge auch von Kummer verschattet
wurden. »Ich hab euch dieses Fiasko eingebrockt. Ich hab euch an die Varinskis verkauft. So, jetzt ist es raus. Ich kann es euch nicht verdenken, wenn ihr mich hasst. Werft mich zu Vadim in die Flammen, ich hab es nicht besser
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