Flammen Der Nacht -4-
herum. Nichts Spektakuläres.
Douglas hatte wieder Menschengestalt angenommen. Adrik, Rurik und Jasha ebenfalls.
Und sie grinsten.
Die Varinskis waren nur deshalb ganz groß rausgekommen, weil Satan es ihnen ermöglicht hatte. Inzwischen hatte sich das Blatt gewendet. Die Jungs waren auf der Verliererspur, denn sie wussten nicht einmal mehr, was es bedeutete, ein Normalsterblicher zu sein.
»Komm, mein Kleiner. Es wird Zeit, dass wir gehen. « Sie lief zu der Falltür, ihren Sohn in den Armen, erlöst von dem Horror, der die Familie Wilder verfolgt hatte.
Rauch zog nach oben durch die Luke wie durch einen Kamin.
Aleksandr hustete erneut. »Mama, ich krieg keine Luft mehr.«
Sie blickte nach unten in ihr Schlafzimmer. Flammen krochen über die Bodendielen, leckten an den Tapeten.
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus und begann zu rasen.
Sie schlug die Falltür zu und stürmte zum Frontfenster. Flammen schlugen vor der Scheibe hoch, die Hitze trieb Firebird zurück.
»Mama?« Aleksandr schluchzte. Er hustete und vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter.
Sie lief zu dem hinteren Fenster. Der Pferdestall brannte, befeuert von dem trockenen Holz und Heu. Der riesige Baum, der vor ihrem Fenster Schatten spendete, stand lichterloh in Flammen.
Es war kein normales Feuer. Es war ein Inferno. Flammen schlugen über dem Haus zusammen, merkwürdig, es ging alles rasend schnell. Irgendein Varinski hatte den Brand vorsätzlich gelegt, ganz bestimmt.
Ihre Familie würde leben, wachsen und gedeihen.
»Mama?« Das Kind war schwer in ihren Armen.
Sie und Aleksandr würden sterben.
»Alles okay, mein Schatz.« Sie lief zu dem Kinderbett, holte seine Decke und Bernie, die gelbe Plüschente mit dem knallorangen Schnabel. Sie öffnete eine Flasche Wasser, befeuchtete damit sorgfältig die Decke und warf sie über Aleksandrs Kopf.
Nicht lange, und das rote Tuch unter den Ikonen fing Feuer, die Farbe begann zu knistern und zu blubbern. Flammen leckten an den Rändern der Falltür, die Scharniere färbten sich glutrot. Der Boden unter ihren Fußen wurde unerträglich heiß. Die Bodendielen rauchten und knackten. Das Feuer breitete sich in Windeseile in dem gesamten Speicher aus, und Firebird wusste nicht mehr, wo sie gehen und stehen sollte.
Es ist alles okay. Ich kann noch atmen. Aleksandr lebt. Wir haben eine Chance.
Sie hatten keine Chance. Und das wusste sie genau.
Trotzdem öffnete sie eine weitere Wasserflasche und leerte sie auf dem Boden aus. Es dampfte und brodelte.
Die Falltür stürzte nach unten. Die Wand hinter Firebird ging in Flammen auf. Die Bodendielen knackten und wölbten sich gefährlich nach unten. Immer mehr, bis Firebird nicht mehr stehen konnte. Mit einem panischen
Aufschrei stürzte sie mitten in das lodernde Inferno.
Sie landete auf dem Boden ihres Schlafzimmers. Das Haus war zwar ein einziges Flammenmeer, trotzdem gelang es der jungen Frau, an der einzigen Stelle zu landen, die das Feuer verschont hatte.
Glück gehabt, seufzte sie. Puh, ich krieg noch immer Luft.
»Mama!« Aleksandr linste unter der Decke hervor. »Komm weiter.«
»Ja.« Aufgeben kannte sie nicht. Sie mussten unbedingt von hier weg. Sie mussten schleunigst fliehen. Es wenigstens versuchen, aus dem brennenden Haus zu gelangen. »Komm, lass uns von hier verschwinden.«
39
D ouglas stand Rücken an Rücken mit seinem Bruder Adrik und lachte laut. Er war verletzt, er blutete, und er hatte Schmerzen. Trotzdem lachte er, weil er eine Familie hatte, einen Bruder, der für ihn kämpfte, und weil er frei war, der Kontrolle des Teufels entzogen.
Und er war fest entschlossen, Firebird ein zweites Mal zu erobern, und dieses Mal für immer.
Sie würde es ihm bestimmt nicht leichtmachen. Er wusste, dass sie ihm nicht ohne Weiteres verzeihen könnte. Wenn er Pech hatte, hatte er sich bei ihr sowieso
alles verscherzt. Immerhin, dachte er, waren sie ein unschlagbares Team gewesen: Sie hatten den Sprung in den eisigen Ozean überlebt, die Ikonen zusammengefügt und den Pakt gebrochen, gegen scheinbar unbesiegbare Gegner gekämpft — und gewonnen. Wäre doch gelacht, wenn ihm nichts einfallen würde, um die geliebte Frau für sich zu gewinnen.
Adrik lachte ebenfalls. Er hatte eine dicke Beule am Kopf, blutete aus zig kleinen Schnittwunden, und trotzdem lachte er.
Ihre Familie stimmte in das Lachen mit ein. Voller Freude, Stolz und Erleichterung. Sie standen auf ihrem eigenen Grund und Boden, in ihrem Tal, inmitten von Verwüstung,
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