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Flammen Der Nacht -4-

Flammen Der Nacht -4-

Titel: Flammen Der Nacht -4- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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schaute sich unbehaglich um, als suchte sie einen Fluchtweg.
    Spürte sie, dass die Zeit der Abrechnung gekommen war?
    »Ich hol eben meinen Hut und meinen Mantel.«
    »Ich warte drinnen auf Sie.« Zorana drückte die Tür auf.
    Ein widerwärtiger Gestank schlug ihr entgegen.
    Miss Joyce, die stets penibel auf Ordnung und Sauberkeit geachtet hatte, lebte mittlerweile im Chaos, Zeitungen stapelten sich in hohen Stößen auf dem Boden, das Haus starrte vor Schmutz, und es roch … irgendwie faulig.
    »Entschuldigen Sie die Unordnung. Ich hatte noch keine Zeit zu putzen.« Miss Joyce schlüpfte umständlich in Mantel und Handschuhe und zerrte ein breitrandiges Strohteil von der Hutablage, die neben der Tür angebracht war. Sie schob sich hinter Zorana ins Freie.
Verriegelte sorgfältig die Tür – was sonst niemand in Blythe machte –, dann drehte sie sich um und lächelte ihre Besucherin an, ihr Lächeln das einer falschen Schlange.
    Zorana erschrak. Im hellen Sonnenlicht sah man deutlich die Veränderungen des Alters.
    Miss Joyce war immer stolz auf ihr Äußeres gewesen. Hochgewachsen, hatte sie sich stets gerade und aufrecht gehalten, ihr kantig-strenges Gesicht von dichtem, grau meliertem Haar umrahmt. Inzwischen war sie dahingewelkt: Ihre aristokratisch geformte Nase bog sich wie ein gewaltiger Haken, das früher energisch vorstehende Kinn verschmolz krötenhaft mit dem faltigen Hals. Ihre Schultern eingesunken, ging sie arthritisch vornübergeneigt – sie war unwesentlich größer als Zorana. Und sie stank. Sie stank wie ihr Haus.
    Sie verströmte den fauligen Gestank.
    »Fühlen Sie sich nicht gut?«, erkundigte Zorana sich sanft.
    Das Lächeln verlor sich, Miss Joyce zog die Lippen über ihre schiefen Zähne und muffelte: »Es war ein langer Winter.« Sie setzte ihren Hut auf und blickte sich um. »Und, was ist jetzt mit dem Schüler, den Sie vorhin erwähnten?«
    Zorana winkte sie in den Garten.
    Miss Joyce hielt sich am Geländer fest und folgte ihr mit unsicheren Schritten.
    Zorana fasste sie nicht an. Half ihr nicht. Eine tiefe Abneigung hielt sie zurück. Sobald Miss Joyce den Gehweg erreichte, grinste Zorana triumphierend. Das wäre geschafft! Zumal die Alte Mühe hätte, schnell ins
Haus zurückzukommen. »Hallo, Jungs!«, rief ihre Mutter.
    Jasha, Rurik und Adrik lösten sich aus dem Schatten des Vans und kamen auf die beiden Frauen zu.
    Miss Joyce rückte ihre Brille auf der Nase zurecht und starrte die drei an. »Ja, ja, das sind Ihre drei Jungs. Das seh ich. Diese Ähnlichkeit …« Sie hielt inne, japste nach Luft. »Die Wilder-Jungen. Dämonen, alle drei.«
    Adrik baute sich vor ihr auf. »Was Sie sagen, stimmt, Miss Joyce. Ich lebe noch.«
    »Das freut mich.« Miss Joyce wich einen Schritt zurück. »Schön.«
    »Schön?« Rurik schoss blitzschnell wie ein Falke hinter sie und schnitt ihr den Weg ab. »Ist das alles, was Ihnen zu Adriks Rückkehr von den Toten einfällt?«
    Jasha trat neben seinen Bruder. »Wissen Sie noch? Sie waren diejenige, die uns die Nachricht von seinem Tod überbrachte. Sie kamen mit einem Brief zu uns, den die Post irrtümlich Ihnen zugestellt hatte.«
    »Wie praktisch, dass er ausgerechnet in Ihrem Briefkasten landete«, meinte Zorana gedehnt.
    »Sie kannten uns.« Rurik schob sich geschmeidig zwischen Miss Joyce und ihr Haus. »Sie wussten genau, für wen die Nachricht bestimmt war.«
    »Zufall«, krächzte Miss Joyce unbehaglich.
    »Der Umschlag war offen.« Jasha grinste wölfisch.
    »Haben Sie gelacht, als Sie die Nachricht lasen?«, wollte Zorana wissen.
    »Nein. Nein! Wie herzlos! Nein, natürlich nicht. Wie käme ich dazu, über den Tod eines meiner Lieblings… äh … eines meiner Schüler zu lachen?« Miss Joyce
blickte sich hektisch um und sah in lauter grimmige Augenpaare. »Ich muss mich setzen.«
    »Natürlich. Das Alter. Wie unhöflich von uns, das nicht zu berücksichtigen. Warten Sie, ich hole Ihnen einen Stuhl.« Jasha lief zu der Veranda, schnappte sich einen Stuhl und stellte ihn ihr hin. »Setzen Sie sich.«
    »Kann ich mich nicht drinnen hinsetzen? Oder wenigstens auf die Veranda?« Die Alte blinzelte unbehaglich in den strahlend blauen Himmel. »Ich hab Probleme mit der Haut.«
    Zorana nahm ihr das keine Sekunde lang ab. »Ist das der Grund, weshalb Sie nie in die Sonne gehen?«
    Adrik neigte sich vor und riss der Lehrerin den breitkrempigen Hut vom Kopf. Miss Joyce presste die Hände auf die Augen, stolperte rückwärts, stieß mit den

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