Flammen Der Nacht -4-
auseinanderbringen – sie haben uns nie gefunden, dabei wäre es kein großes Problem gewesen.«
Konstantine, eben noch Zoranas liebevoller Ehemann, klang nun wie ein General, der eine Schlacht vorbereitete. »Ich hab dich nie gefragt, warum das so war.«
Zorana rang sichtlich um Fassung.
»Letzte Nacht kam ein Fremder in unser Tal. Unsere Söhne spürten ihn dank ihrer Fähigkeit zur Mutation zwar auf, konnten ihn jedoch nicht stellen. Später erzählten sie mir, er habe den Geruch einer großen Katze verströmt.«
»Große Katze«, wiederholte Aleksandr nachdenklich.
»Ja, mein Junge.« Konstantine strich dem Kleinen übers Haar. »Ein Panther wie Dada Adrik, oder ein Tiger, ein Löwe, ein Puma. Folglich war der Fremde ein Varinski, ein Widersacher. Ich tippe fast, du hast uns vierzig Jahre lang vor den lauernden Augen unserer Verfolger beschützt, und mit einem Schlag ist alles anders geworden, hm?«
Hatte Zorana etwa geglaubt, ihr Mann ließe sich von ihr etwas vormachen? Konstantine, der intim vertraut war mit dem Außersinnlichen … und mit ihr? »Ich rede nicht darüber. Ich verstehe auch nicht, wie es funktioniert. Ich bin eine Seherin. Ich sage die Zukunft voraus … aber ich habe keinerlei Einfluss auf das Wann und Wo. Ich hätte es lieber anders. Vor zweieinhalb Jahren habe ich eine Prophezeiung gemacht, seitdem ist nichts mehr so, wie es war. Ich wünschte, ich könnte die Uhr noch einmal zurückdrehen …«
Sie erging sich in Selbstvorwürfen. Konstantine umarmte sie begütigend. »Wir sind froh und dankbar um jeden Fingerzeig, den der liebe Gott uns schickt.«
»Ja. Ja, natürlich.« Sie setzte sich im Bett auf, schlang die Arme um ihre Knie. »Ich habe noch eine Begabung. Es ist nur eine kleine Sache. Kraft meines Geistes kann ich eine Schutzhülle wie eine dünne Schicht um den Ort ziehen, an dem ich bin. Sie wendet Schlimmeres ab. Unwetter, die die Traubenernte vernichten oder die Kirschen von den Bäumen schütteln. Menschen, die uns Böses wollen.«
»Ja.« Konstantine nickte. »Wie konnte es dann aber passieren, dass einer von diesen Kerlen gestern Abend hier auftauchte?«
»Womöglich hat er Firebird verfolgt. Das wäre doch möglich. Oder vielleicht hab ich … Neulich hab ich mich sowieso gefragt …«
»Was hast du dich gefragt?«, unterbrach er sie nervös.
»Als wir heirateten, verwischte die Grenze zwischen Gut und Böse. Es gibt Männer, Frauen, Bestien, die sich auf den Teufel einlassen. Und es gibt Männer, Frauen und Geschöpfe, die Gottes Kreaturen sind. Die meisten Menschen bemühen sich, richtig zu handeln, damit haben sie Erfolg oder sie scheitern. Du und ich und unsere Kinder – wir gehören in diese Gruppe. Vielleicht passt der Eindringling heute Nacht letztlich auch in diese Gruppe. Einerseits kann er Böses tun, andererseits macht er sich die Entscheidung nicht leicht und kämpft mit sich selbst, auf der Suche nach Veränderungen. « Zorana schaute Konstantine eindringlich an. »Er war einer von uns.«
»Was du sagst, stimmt. Die alten Regeln greifen nicht mehr. Die Welt verändert sich. Nicht mehr lange,
und wir werden den Kampf mit den satanischen Mächten aufnehmen müssen. Wir müssen diesen Angriff planen.«
»Wir wissen nicht, wann oder wo der Kampf stattfinden wird.«
»Wir warten auf gar keinen Fall so lange, bis die anderen uns die Entscheidung abnehmen.« Konstantine klang energischer als sonst. »Wir entscheiden wo …«
»Hier?«
»Definitiv hier. Und wann. Wir planen unsere Strategie, und das Erste, was wir tun müssen, ist … mit den uns bekannten Feinden reden.«
»Feinde«, giggelte Aleksandr fröhlich.
»Ganz recht, mein Junge.« Wieder strich Konstantine seinem Enkel über den Kopf. »Wir haben Feinde.«
Zorana brauchte nicht lange zu überlegen. »Ich weiß schon, mit wem wir anfangen.«
8
Z orana beobachtete, wie ihre Söhne, die Wilder-Dämonen, breit grinsend und lässigen Schritts zum Van schlenderten. Im letzten Augenblick stürmten alle drei zur Fahrerseite. Adrik trickste seine Brüder mit der simplen Strategie aus, dass er die Kofferraumtür aufriss und von hinten über die Sitze sprang.
Dumme Jungen. Sie hatten sich kein bisschen geändert.
Als Jasha und Rurik missmutig zu Adrik starrten, meinte der: »Wie in alten Zeiten.«
»Korrekt, du bist noch genauso bescheuert wie früher«, knurrte Jasha.
»Spaßbremse«, rief Rurik.
Zorana tauchte hinter ihnen auf. »Von wegen Spaßbremse. « Sie glitt neben Adrik auf den
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