Flammen Der Nacht -4-
Geschichte draufgehen sollte.«
»Die Entscheidung musst du schon mir überlassen, Schätzchen«, konterte Ann.
Konstantine und Zorana tauschten verwunderte Blicke miteinander.
Sie lächelte entrückt. Sie hatte ihren Mann in der Hochzeitsnacht ebenfalls gebissen. Und es hatte ihm gefallen, mit Vorspiel und allem Drum und Dran.
»Wofür soll das gut sein?«, wollte Konstantine wissen.
»Euer Blut gibt uns Kraft«, erklärte Zorana.
»Wahrscheinlich müssen sie deswegen mit uns in der Hölle braten«, klärte Jasha seinen Vater auf.
Konstantine musterte seine Frau: klein, zart, gluckenhaft besorgt um ihre Lieben und ein wahres Energiebündel. »Sollte ich vor dem Bruch des Pakts sterben, gehe ich allein, kapiert? Nicht auszudenken, dass du aus freien Stücken dieses Schicksal teilen …«
Zorana stand auf und ging zu ihm. Sie fasste seine Hand. »Das steht völlig außer Zweifel, mein Geliebter. Weder Zeit noch Raum können uns trennen. Du bist das Beste, was mir je passiert ist.«
Tränen stiegen ihm in die Augen. Er schlang seine Hände um ihren Nacken, unter ihre Haare. Er zog ihren Kopf zu sich hinunter, presste seine Lippen auf ihre
Stirn und murmelte: »Vor vielen Jahren hast du mich vor mir selbst gerettet, Zorana. Ganz gleich, was das Schicksal für mich bereithält, ich werde dich ewig lieben, in dieser und in der nächsten Welt.«
Als er den Kopf hob, stand Ann neben Jasha, ihr Gesicht an seiner Schulter vergraben. Tasya und Karen tupften sich mit Papiertaschentüchern Tränen der Rührung von den Wangen.
Konstantine ließ sich ein Papiertaschentuch geben und schnäuzte sich lautstark wie eine Trompete die Nase. »Los, wir müssen uns beeilen. Dieser Vadim, ihr Anführer, wird in zwei Stunden hier sein. Ann und Jasha, ihr fahrt jetzt besser los.« Als Ann unschlüssig stehen blieb, meinte er: »Los, los, ab mit euch!«
Jasha half ihr in den Mantel und schob sie zur Tür hinaus.
Als er das Motorengeräusch ihres Wagens hörte, bat Konstantine Tasya, sich ans Fenster zu stellen. Sie war früher Journalistin gewesen; er hielt große Stücke auf ihre Berichterstattung.
»Ann fährt. Sie setzt zurück. Und fährt dann wieder ein Stück vorwärts. Zurücksetzen, vorfahren. Das gleiche Spiel wiederholt sich. So. Jetzt hat sie mit einem Affenzahn gedreht, und die beiden brausen los. Ein Wagen mit Varinskis hat sich an sie drangehängt. « Tasya lehnte sich vom Fenster zurück und grinste skeptisch. »Sie haben ihnen mindestens fünf Varinskis hinterhergeschickt. Hoffentlich fährt Ann so gut, dass sie die Verfolger elegant abschütteln kann.«
»Ann ist eine sichere und erfahrene Autofahrerin. Sie hat bestimmt diverse Sicherheitstrainings absolviert.
Wie ich meine Schwiegertochter kenne, fährt die, wenn es sein muss, wie ein Henker und schüttelt jeden Kidnapper ab.« Konstantine hob den Kopf von seiner Liste und grinste. »Ann ist längst nicht so süß und hilflos, wie sie aussieht.«
»Aha, sie stellt ihr Licht unter den Scheffel«, sagte Tasya verblüfft.
»Was soll das heißen?«, erkundigte Konstantine sich erstaunt.
»Also, genau weiß ich das auch nicht. Ist bloß so ’ne Redensart.« Karen zuckte wegwerfend mit den Schultern.
Konstantine raschelte mit seinen Unterlagen. »Können wir weitermachen? Tasya, du übernimmst Ruriks Aufgaben in der Planung. Karen, du die von Adrik. Weiß jetzt jeder, was er zu tun hat?«
Alle nickten.
»Dann beginnen wir in neunzehn Minuten, um exakt zehn Uhr.« Er grinste breit. Diesem Moment hatte er seit Langem ungeduldig entgegengefiebert. »Zorana ? Bitte, hilf mir auf die Veranda, ja?«
33
Z orana schob Konstantine in seinem Rollstuhl nach draußen. »Die Sache behagt mir gar nicht«, muffelte sie. »Da gibt es doch bestimmt andere Möglichkeiten, oder?«
»Sicher, es gibt Hunderte von Möglichkeiten, aber diese hier ist für den Auftakt die beste.« Er lenkte sein Augenmerk auf einen Trupp Varinskis, die vor dem Zaun standen, der das Grundstück der Wilders umfasste. Schätzungsweise zwei Dutzend Männer beobachteten ihn, und es wurden zunehmend mehr, die aus den Büschen kamen und Vadims Anweisung, sich versteckt zu halten, missachteten. Mit Schlafanzug und Bademantel bekleidet, kauerte Konstantine apathisch in seinem Rollstuhl, Schläuche im Arm und in den Nasenlöchern, die lebenswichtige Sauerstoffflasche wie üblich am Stuhlrücken eingehakt.
»Los, spiel deine Rolle«, wies er Zorana an. »Und tu so, als wärst du schwach und
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