Flammen der Rache
tun?«
Rosa schenkte ihm keine Beachtung. »Ich muss über etwas Wichtiges mit dir sprechen«, sagte sie zu Gaetano. Sie machte eine Pause. »Willst du uns nicht hereinbitten?«
Widerstrebend wich Don Gaetano zurück und winkte sie nach drinnen. Sie traten in das hallenartige Foyer mit mannshohen Seitenfenstern, das drei Stockwerke hoch war und von einer Decke mit Oberlichtern überspannt wurde. In etwa fünf Metern Höhe hing ein protziger schmiedeeiserner Kronleuchter, dessen zahlreiche elektrische Kerzen trotz des Tageslichts hell brannten.
»
Ehi
«, bemerkte Rosa. »Das ist
nonnos candeliera
. Er hing im
salone
in seinem Landhaus in der alten Heimat.«
»Ganz genau.« Constantinas Stimme klang triumphierend. »Gaetano und ich waren vor neun Jahren im Urlaub dort. Ich habe ihn mitgebracht.«
»Wer hat gesagt, dass du ihn haben kannst?«, verlangte Rosa zu wissen.
Constantina fragte empört zurück: »Wer hätte es mir verbieten wollen?«
»Reiß dich am Riemen, Rosa«, fuhr Kev sie an. »Bleib beim Thema!«
»Kommt mit in den
salone
.« Don Gaetano winkte sie in ein luxuriöses Wohnzimmer, dessen weißes Interieur lediglich ein paar bronzefarbene, goldene und beigebraune Akzente besaß. Er bot Rosa einen Platz am Ende einer Couch an, dann richtete er den Blick auf die anderen. »Setzt euch alle«, sagte er und ließ sich auf einen Stuhl neben Rosa sinken. »Connie, könntest du uns Kaffee bringen? Und ein paar deiner köstlichen
pitta’nchiusa
?«
Grummelnd stolzierte Constantina aus dem Raum. Petrie lehnte es ab, sich zu setzen, stattdessen bezog er hinter dem Sofa Position. Sean gesellte sich zu ihm. Kev schaute zu Michael Ranieri, der ebenfalls stehen geblieben war. Er hielt sich hinter seinem Vater und wippte auf den Absätzen, während er die Hände hinter dem Rücken verschränkte. Kev hatte keinen Zweifel, dass er nach der Pistole unter seinem Hemd tastete. Sein Verdacht rührte daher, dass er gerade dasselbe tat.
»Dies ist kein Höflichkeitsbesuch, Gaetano«, begann Rosa.
»Oh, aber du musst unbedingt Connies
pitta’nchiusa
probieren, Rosa«, entgegnete er. »Sie sind zu köstlich. Genau wie
nonna
sie früher immer gemacht hat.«
Rosa schnaubte. »Von mir aus.« Sie öffnete ihre Handtasche und kramte darin herum, dann zog sie den zerknitterten Umschlag heraus, in dem sich Tonys Brief befand. »Wir werden uns über den hier unterhalten müssen.«
Don Gaetano musterte ihn finster. »Ich habe von Tonys Tod gehört.«
»Das dachte ich mir.«
»Und ich dachte, diese Angelegenheit wäre erledigt.«
»Ich habe es dir gesagt.« Constantina stand mit einem Tablett in Händen im Durchgang. »Ich habe dich immer gewarnt, dass sie dich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit fertigmachen würde.«
»Mama, bitte«, wies Michael sie zurecht.
Rosa schaute Constantina mit zusammengekniffenen Augen an, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Gaetano. »Ich dachte auch, dass die Sache erledigt wäre«, sagte sie. »Ich hätte niemals etwas mit diesem Brief angefangen, Gaetano, wenn ihr uns in Frieden gelassen hättet. Aber dieses Schwein hat schon wieder meinen Neffen entführt, hörst du? Derselbe Hurensohn wie beim letzten Mal. Du hast vor zwanzig Jahren Druck auf ihn ausgeübt, und wir haben Bruno zurückbekommen. Du musst es wieder tun. Denn falls er ihm etwas antut …« Sie klatschte den Brief in ihre Hand. »Geht der hier raus. Und sämtliche Kopien, wie Tony es gewollt hat.«
Connie kam zur Couch und stellte das Tablett scheppernd auf den Glastisch. Sie goss ein paar Tropfen Espresso in jede der sieben Tassen. Auf einem Teller türmte sich ein Haufen kleiner Törtchen mit glänzenden kandierten Früchten und Nüssen in der Mitte.
Sie knallte die Espressokanne auf das Tablett und richtete sich auf. »Was ist jetzt?«, blaffte sie in die Runde. »Trinkt ihn, bevor er kalt wird. Sagt mir nicht, dass ich den verflixten Kaffee umsonst gemacht habe.«
Kev seufzte. Mit seiner Waffenhand eine Espressountertasse zu halten war das Letzte, was er in diesem Moment tun wollte. Also schnappte er sich eine Tasse von dem Tablett und trank den sengend heißen, ungesüßten Schluck auf ex. Er nickte der Dame des Hauses zum Dank zu, dann nahm er, nachdem der Höflichkeit Genüge getan war, seine ursprüngliche Position wieder ein. Auf keinen Fall würden sie ihn dazu bringen, ein Törtchen zu essen. Er hatte seine Grenzen.
Sean folgte seinem Beispiel, dann Petrie. Rosa ließ sich Zeit und rührte
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