Flammen der Rache
zehn bis vierzehn Stunden in Hypnose versetzt und an dieses Programmiergerät angeschlossen. Hast du dich nie gewundert, warum deine körperlichen Reflexe so schnell sind? Warum es dir so leichtfiel, Kampfsportarten zu erlernen?« Durch Brunos schlaffes Gewicht kippte der Stuhl zur Seite. King richtete ihn auf. »Das verdankst du den DeepWeave-Kampfvideos. Erinnerst du dich an die Schlägerei vor dem Diner? Hast du in jener Nacht über dich selbst gestaunt?« Er schaute in Brunos Augen und gackerte. »Natürlich hast du das.«
Er wartete auf Brunos Reaktion. »Ach, wie lustig – du bist ja noch immer bewegungsunfähig! Einen Moment. Lass mich nachdenken …« Er blinzelte. »Wäre es nicht zu amüsant, wenn ich mich nicht an den Code erinnern könnte, um deine Lähmung aufzuheben? Du müsstest für immer so bleiben. Ich könnte dich zu allem zwingen, weißt du? Ich könnte dir befehlen, dir eine Pistole an den Kopf zu halten und abzudrücken. Dich selbst zu verstümmeln. Mit dem Atmen aufzuhören. Die Macht des von mir konzipierten DeepWeave ist gigantisch.«
Bruno starrte ihn an, während er mit halb geöffnetem Mund mühsam atmete.
King intonierte irgendeine Phrase. Ein quälendes Zittern erfasste Brunos Körper. Er versuchte zu sprechen und brachte ein harsches Krächzen zustande.
»Bruno, denk zurück an deine erste Begegnung mit Lily im Diner. Erinnerst du dich, wie sie den Satz sagte: ›Du bist mein Held‹?«
Bruno hustete, als die Worte in seinem Gedächtnis widerhallten. Lilys trällernde Stimme. Ihr Anblick, als sie sich mit ihrer schwarzen Perücke und den feurig roten Lippen über ihren Kaffee gebeugt hatte. Das waren seine privaten und kostbaren Erinnerungen, und dieser kranke Typ durfte damit auf keinen Fall seine irren Spielchen treiben. Bruno wollte nicht, dass sie beschmutzt und entehrt wurden. Trotzdem musste er es wissen. »Und wenn es so wäre?«
»Es war eine Kommandophrase, Bruno«, erklärte King. »Sie wurde dir vor vielen Jahren eingetrichtert. Ich habe sie mit Bildern deiner Mutter verknüpft. Du warst damals in einer Entwicklungsphase, in der du ständig darüber fantasiert hast, deine Mutter aus der Gewalt von Monstern zu befreien. Und hast du sie nicht noch Jahre nach ihrem Tod in deinen Träumen vor Angreifern gerettet? Das perfekte Set-up.«
Brunos Kiefer schmerzte. Er weigerte sich zu antworten. Das war seine einzige Gegenwehr.
»In dem Wissen, dass diese Phrase all die kraftvollen Emotionen deiner Kindheit an die Oberfläche spülen würde, habe ich dafür gesorgt, dass du sie auf Lily überträgst. Woraufhin du natürlich sofort eine sexuelle Beziehung mit ihr begonnen hast.«
Bruno knirschte mit den Zähnen.
»Ich hab ihr befohlen, den Geschlechtsakt mit dir durchzuführen, weil er die Wirkung der Programmierung verstärkt. Von da an …« Er zauste Brunos Haar mit seiner bandagierten Hand. »Von da an warst du ihr Sklave. Mein armer Junge.«
»Das ist nicht wahr«, flüsterte er. »Du lügst.« Aber noch während er das sagte, erinnerte er sich an Lilys Worte im Diner und daran, welches Gefühl sie bei ihm ausgelöst hatten. Plötzlich fiel ihm ein, dass sie sie auch in der Hütte wiederholt hatte. In dieser unglaublichen, wilden Nacht. Nachdem sie sie ausgesprochen hatte, hatten sie, von Gefühlen überwältigt, leidenschaftlichen Sex miteinander gehabt … Es war wie ein feierliches Gelübde gewesen.
Hatte er diese Gefühle nur empfunden, weil sie ihm einprogrammiert worden waren?
Nein
. Bruno schüttelte den Kopf. »Das alles ist eine Lüge. Wozu dann diese aufwendigen Angriffe? Lily hätte mich einfach betäuben können, während sie mich fickte. Gelegenheiten gab es genug. Es hätte keinen Grund gegeben, deine Leute auf diese Weise zu gefährden, wenn Lily …«
»Das war eine Fehleinschätzung«, räumte King mit Grabesstimme ein. »Ich wollte dich lebendig, zum Zwecke meiner Forschung, und ich wollte die Scharade, dass Lily ein unschuldiges Opfer unter deinem Schutz ist, so lange wie möglich aufrechterhalten. Hätte ich geahnt, wie schwer du zu bezwingen bist …« Er zuckte die Achseln. »Dann hätte ich sicher getan, was du gerade vorgeschlagen hast, und dich von Lily persönlich eliminieren lassen. Man lernt nie aus.«
»Nein.« Bruno schüttelte noch immer den Kopf, aber King lachte. Er hatte gespürt, dass er einen Treffer gelandet hatte. Er wusste, dass er gewonnen hatte.
»Ich muss mich jetzt um ein paar Dinge kümmern, Bruno, aber ich sehe, dass du
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