Flammen der Rache
Privatbüro. Ein riesiges Spielzimmer mit Billardtisch und Tischtennisplatte. Ein Swimmingpool hinter dem Haus. Keine Spur von Rosa.
Zurück ins Foyer. Er sprang über die gefesselte Scharfschützin hinweg, die reglos am Boden lag und keuchte, und rannte die gewundene Treppe hinauf.
Er entdeckte Rosa im Schlafzimmer, das ganz in Weiß, Gold und Rosa gehalten war. Die barocken Muster an den Wänden sahen aus wie Zuckerguss auf einem Kuchen. Es war ein Raum wie für eine Hollywood-Diva aus den Dreißigerjahren. Rosa saß am Ende des mit Kissen dekorierten weißen Satinbetts und umklammerte die mit Intarsien verzierte Schmuckschatulle auf ihrem Schoß. Sie schaute zu Kev hoch, ihre Augen groß und traurig hinter ihrer Brille. Tränen kullerten über ihre Wangen und vermischten sich mit dem Blut in ihrem Gesicht.
Ängstliche Hoffnung schoss in ihm hoch. »Oh Gott, Rosa, du hast sie gefunden.«
Sie wirkte verloren. »Wir haben mit diesem Schmuckkästchen gespielt, als wir klein waren, Tittina und ich.« Ihre Stimme klang fast kindlich. »Wir haben mit ihr gespielt. Und mit unseren Puppen.«
Kev sank vor ihr auf die Knie. Er nahm die Schatulle von ihrem Schoß und öffnete sie. Sie war randvoll gefüllt mit Goldketten, Ringen und Broschen.
Er legte den Schmuck in einem verhedderten, funkelnden Haufen auf das Bett und schüttelte das leere Kästchen. Etwas klapperte darin. Sein Herz hämmerte wie wild.
»Da ist etwas im Inneren.« Er tastete nach dem verschiebbaren Panel. Es glitt zur Seite. Aber Bruno hatte den Schlüssel.
»
Nonna
hat uns beiden das Nähen beigebracht«, fuhr Rosa fort. »Und wie man diese gesegneten Tierplätzchen für
natale
macht. Wir waren damals beste Freundinnen, Tittina und ich. Und jetzt …
Dio. Povera
.«
Kev nahm ihre Hände. »Es tut mir wirklich leid, aber dafür haben wir jetzt keine Zeit.«
Sie ignorierte ihn. »Dieses Foto von Magda, das ich in meiner Brieftasche habe? Sie sah genauso aus wie die junge Tittina. Und wie das kleine Mädchen in dem Kindergeschäft. Das mit der schrecklichen Krankenschwester als Mutter.«
»Tante Rosa, wir müssen uns beeilen …«
»Ich hätte gleich Bescheid wissen müssen, aber die beiden waren so nett, verstehst du? Sogar der Mann! Er ist mir nachgelaufen, um mir mein Telefon zu bringen, nachdem es in den Kinderwagen gefallen war! Ich dachte, wie freundlich von ihm, sich diese Mühe zu machen. Wer hätte ahnen können, dass die beiden Killer sind? Bei diesen reizenden
bimbi
? Nein, das hätte doch niemand vermutet!«
Kev wurde stocksteif, als sich das Bild in seinem Kopf veränderte. Plötzlich taten sich ganz neue Möglichkeiten, neue Szenarien auf. »Warte, Tante. Diese beiden Leute in dem Kindergeschäft … Sie hatten dein Handy? Während du nicht hingesehen hast?«
Rosa blinzelte, während sie sich zu erinnern versuchte. »Ich schätze schon. Es ist in den Kinderwagen gefallen. Der Mann hat es gefunden und ist mir auf den Parkplatz gefolgt, um es mir zurückzugeben. Aua! Drück nicht so fest, Kev!«
Mit klopfendem Herzen ließ er ihre Hände los. »Bitte entschuldige, Tante. Wo ist dein Handy jetzt?«
»Unten, in meiner Handtasche, auf dem Sofa. Warum fragst du? Musst du jemanden anrufen? Was stimmt denn nicht mit deinem?«
»Sie haben eine Abhörsoftware auf deinem Handy installiert. Oder einen GPS -Tracker oder Gott weiß was.« Seine Stimme vibrierte vor Aufregung. »Auf diese Weise sind sie uns gefolgt und haben uns erwischt. Es war dein Handy!«
Rosa schnappte nach Luft. »
O Dio!
Ich werde es in der Toilette runterspülen!«
»Nein, nein, nein! Es ist unsere einzige Verbindung zu Bruno! Wir müssen das ausnutzen!«
»Aber wie?« Sie fuchtelte mit den Händen, und ihre Stimme überschlug sich. »Wie wollt ihr das anstellen?«
»Keine Ahnung. Ich denke mir etwas aus. Jetzt hör mir genau zu. Wir beide gehen nach unten. Ich nehme die Schmuckschatulle mit. Ich werde neben deiner Handtasche laut und deutlich sagen, dass mein Handy keinen Saft mehr hat und ich mir deins ausborge. Du kannst uns über Petries Mobiltelefon erreichen.«
»Wohin wollt ihr denn?«
»Das weiß ich noch nicht, aber wir werden auf der Stelle mit der Schützin von hier verschwinden. Du begleitest Petrie ins Krankenhaus.«
Sie holte Luft, um zu widersprechen. Kev hielt ihr den Mund zu. »Nein, Tante Rosa«, sagte er streng. »Dieses Mal nicht. Petrie hat eine Kugel für dich abgefangen. Du wirst ihm im Krankenwagen die Hand halten. Es ist das Mindeste,
Weitere Kostenlose Bücher