Flammen der Rache
genommen wird.«
Melanie meldete sich mit ängstlicher Stimme zu Wort. »Sir, ich könnte Hobart begleiten. Ich habe mehr Erfahrung im Nahkampf als Julian. Er hat noch nicht einmal sein finales Training absolviert, und sollten die McClouds zurückkehren, bevor wir …«
»Deine Nahkampffähigkeiten können sich nicht mit denen eines McClouds messen. Selbst Julians sind deinen überlegen. Wage es nicht, mich noch einmal infrage zu stellen.«
Melanies Gesicht verfärbte sich tiefrot.
Alle drei Agenten erstarrten.
»Herrgott noch mal!«, donnerte er. »Bewegt euch!«
Hobart und Julian huschten hastig aus dem Zimmer. In der eintretenden Stille hörte King ersticktes Schluchzen.
Er biss die Zähne aufeinander und ballte die Fäuste. Um nicht komplett die Kontrolle zu verlieren, vermied er es bewusst, Melanie anzusehen. Wie hatte es dieses schadhafte, minderwertige Exemplar angestellt, die Aussonderungen zu überstehen? King war versucht, die todbringenden Kommandosequenzen für die schniefende Idiotin jetzt sofort einzuleiten. Er zwang sich, es zu unterlassen. Er verfügte nur noch über das absolute Minimum von drei funktionstüchtigen Agenten, von denen einer noch nicht einmal seine Ausbildung beendet hatte. Er hatte andere Agenten von externen Aufträgen abgezogen, aber es würden Tage vergehen, ehe sie eintrafen.
Er konnte Melanie immer noch loswerden, sobald er wieder eine annehmbare Anzahl von Soldaten zur Verfügung hatte. Doch bis dahin brauchte er sie, so sehr sie ihm auch zuwider sein mochte. Folglich musste er mit ihr zurechtkommen.
Er legte einen sanften Ton in seine Stimme. »Melanie, vergib mir meine scharfe Zunge. Es ist nur eine Show, die ich für Hobart und Julian abziehe. Möchtest du mich wirklich hier allein lassen, ganz ohne Schützenhilfe? Wie du ganz richtig bemerkt hast, hat Julian noch nicht einmal sein Trainingsprogramm vollendet. Nenn mich selbstsüchtig, aber wenn ich mich schon auf einen einzigen Agenten verlassen muss, dann sollte es der beste sein.« Er lächelte sie verschwörerisch an. »Du kannst dir bestimmt vorstellen, warum ich das nicht vor den anderen aussprechen wollte, oder nicht?«
Melanie blinzelte die Tränen weg. Ihre Miene hellte sich auf. Sie straffte die Schultern und lächelte zittrig. »Natürlich, Sir.«
»Komm her, Melanie.« Kings Stimme war noch immer sanft.
Ihre Wangen glühten, und ihre Augen leuchteten, als sie sich ihm näherte. Er lächelte sie an, während er vergeblich versuchte, sich an ihre Befehlssequenzen zu erinnern. Eigentlich war er stolz darauf, die Kommandocodes eines jeden einzelnen Agenten auswendig zu wissen, aber heute ließ ihn sein Gedächtnis im Stich. Er war zu müde, zu gestresst. Das irritierte ihn. Er nahm seinen Taschencomputer zur Hand. Melanie wartete mit großen, sehnsüchtigen Augen, während er die Sequenzen in seiner persönlichen Datenbank abfragte.
Ach ja, mittelalterliches Georgisch. Melanies gesamte Zuchtgruppe war auf diese Kommandocodes programmiert worden. Wie ihm das entfallen konnte, war ihm schleierhaft.
»Gib mir deine Hand, meine Liebe«, gurrte er. Ihre schmalen Finger fühlten sich eiskalt an, obwohl ihre Wangen rosig waren und ihre Augen strahlten.
Er rezitierte eine Level-Acht-Belohnungssequenz. Mit einem spitzen Schrei begann Melanie zu zucken und ihre Augen zu verdrehen. Sie sackte gegen ihn.
King fing sie unter den Achseln auf und stützte sie, dabei verfluchte er ausgiebig und voll Verbitterung die Würdelosigkeit der Situation. Seine Schöpfungen sollten eigentlich nicht zusammenklappen, wenn er sie am meisten brauchte. Sie sollten nicht das Bewusstsein verlieren, wenn er ihnen eine Belohnungssequenz zuteilwerden ließ. Sie sollten nicht so eifersüchtig, so wetteifernd, so abartig triebhaft sein. Es sollte nicht so einfach sein, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dieses Problem reichte weit über Zoes Zusammenbruch hinaus. Es war ein allgemeiner Defekt von DeepWeave, den er ausmerzen musste, bevor er mit den neuen, frischen Agenten anfing.
Aber das Wichtigste zuerst. King ließ Melanie auf den Boden fallen, dann zählte er bis zehn, um sein Temperament zu zügeln. Er ging in die Hocke und schlug ihr ins Gesicht.
Stöhnend öffnete sie die Augen. Sie waren verschleiert vor Hingabe.
»Steh auf, meine Liebe.« Mit brachialer Willensanstrengung zwang er sich, freundlich zu sprechen. »Es bleibt uns keine Zeit, in Gefühlen zu schwelgen! Wir haben jede Menge Arbeit.«
Noch immer schwer atmend
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