Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
sagte er leise, um dann laut weiterzusprechen. »Ich brauche den Karpfenteich auf jeden Fall noch vor dem nächsten Osterfest!«
    »Das wird schwierig werden«, antwortete Gardner und fragte sich, was sein Freund vorhatte. Er musste nicht lange warten, da erklangen draußen Schritte. In dem Augenblick öffnete Haberkamp die Tür und tat so, als wollte er einem Diener Befehle erteilen. »Bring Holz zum Einheizen und warmen Würzwein. Es ist kalt!«
    Dann erst schien er Bruder Cosmas zu entdecken, der im Türrahmen kauerte, um zu lauschen.
    »Was soll das?«, rief er empört. »Vergeltet Ihr so meine Gastfreundschaft? Bei Gott, das ist ein Schurkenstück!«
    Während der Diener, der von der durch den Seilzug betätigten Klingel herbeigerufen worden war, verwirrt auf die Szene starrte, kochte Bruder Cosmas vor Wut.
    »Das Ohr der Inquisition muss alles hören«, erklärte er, doch ihm war klar, dass er den Rückzug antreten musste.
    »Dann richtet das Ohr der Inquisition dorthin, wo es uns sichere Nachricht bringen kann, nämlich nach Münster. Belauscht die Ketzer und Wiedertäufer, aber keine ehrlichen Christenmenschen!«, fuhr Haberkamp ihn an. »Sagt dies auch Eurem Herrn und macht ihm klar, dass er hier nur zu Gast ist. Sollte ihm dies missfallen, erinnert ihn daran, dass mein jüngerer Bruder als Prälat in Rom weilt.«
    Jedes dieser Worte stellte eine Ohrfeige für den Mönch dar. Am liebsten hätte Bruder Cosmas mit gleicher Münze herausgegeben, doch er wusste selbst, dass er in einem Streit mit Leander von Haberkamp den Kürzeren ziehen würde. Daher schritt er wortlos von dannen, nahm sich aber fest vor, dem Inquisitor von diesem Zwischenfall zu berichten und diesen ein wenig anders darzustellen, als er sich abgespielt hatte.
    Der Gutsherr blickte hinter dem Mönch her, bis dieser verschwunden war, und wandte sich dann an seinen Diener. »Du bleibst hier stehen und gibst acht, dass es dem frommen Bruder nicht einfällt, noch einmal lauschen zu wollen.«
    »Das tue ich, Herr!« Zwar weilten Gerwardsborn und dessen Begleitung weniger als eine Stunde im Haus, doch sie hatten es sich durch ihr selbstherrliches Auftreten bereits mit der gesamten Dienerschaft verscherzt. Daher stellte der Mann sich breitbeinig in den Flur, um zu zeigen, dass hier immer noch der Gutsherr selbst das Heft in der Hand hielt und nicht ein ungern gesehener Gast wie der Inquisitor.
    Haberkamp kehrte in die Kammer zurück und schmunzelte. »Jetzt sind wir ungestört.«
    Gardner nickte zufrieden. »Das ist gut! Ich möchte nicht, dass das, was wir hier besprechen, aus diesem Raum hinausdringt.«
    »Das wird es nicht«, versprach sein Vetter und musterte Gardner besorgt. »Ihr bringt keine guten Nachrichten, fürchte ich?«
    »Das tue ich bei Gott nicht. Bis jetzt hatte ich die Hoffnung, wir könnten die lutherisch gesinnten Einwohner Münsters auf unsere Seite ziehen und mit ihnen gemeinsam die Wiedertäufer bekämpfen. Doch dafür ist es bereits zu spät.«
    »Das dachte ich mir schon, als die lutherischen Bürgermeister und mehrere Ratsmitglieder vor ein paar Wochen die Stadt verlassen mussten. Gewiss wären sie geblieben, wenn sie eine Möglichkeit gesehen hätten, sich gegen die Wiedertäufer zu behaupten«, erklärte Haberkamp.
    »Also ist der Kampf gegen die Ketzer dort drinnen unausweichlich«, fuhr Gardner betrübt fort. »Aber das ist ein Krieg, den wir uns im Grunde nicht leisten können. Der Fürstbischof wird beim Kaiser und den Reichsständen betteln gehen müssen, wenn er nicht von vorneherein aufgeben will.«
    »Wird er aufgeben?«
    Gardner schüttelte den Kopf. »Nein, das kann er nicht. Doch lasst mich jetzt davon reden, was ich in Münster gesehen und von meinem Sohn gehört habe.«
    »Ihr habt Lothar also getroffen!«
    Gardner nickte und berichtete seinem Freund nun, was er erfahren hatte.
    Als er schließlich darauf kam, dass Lothar Informationen in Flaschen verstecken und in die Aa werfen wollte, um sie aus der Stadt zu schmuggeln, verzog Haberkamp skeptisch das Gesicht. »Dafür müssen wir den Flusslauf gut überwachen, sonst könnten die Botschaften womöglich in die falschen Hände geraten.«
    »Das ist unbedingt notwendig«, stimmte Gardner ihm zu, »und dazu benötigen wir mehrere zuverlässige Männer.«
    Sein Vetter überlegte kurz. »Wie wäre es mit den Landsknechten, die hier lagern? Dieser Unteroffizier, Moritz, glaube ich, heißt er, scheint mir zuverlässig zu sein und der Zahlmeister Draas ebenso. Beide

Weitere Kostenlose Bücher