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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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vor. »Auch wenn er derzeit verstimmt ist, kann er nicht zulassen, dass Münster zur Hochburg des Wiedertäufergesindels wird.«
    Franz von Waldeck wusste nur zu gut, worauf sein Berater anspielte. Bereits zu Beginn der Belagerung hatte er den Stadtsyndikus Johann von der Wieck ohne jede Möglichkeit der Verteidigung als Aufrührer und Rebellen hinrichten lassen. Zwar hatte Jacobus von Gerwardsborn ihn dazu gedrängt, doch vor aller Welt war er dafür verantwortlich. Nun aber war von der Wieck nicht nur ein Freund des hessischen Landgrafen gewesen, sondern auch ein Lutheraner, der die Lehre der Wiedertäufer ablehnte. Wäre er am Leben geblieben, hätte er die anderen Lutheraner in Münster um sich scharen und vielleicht sogar die Machtübernahme durch die beiden Holländer Matthys und Bockelson verhindern können.
    Er konnte Johann von der Wieck nicht mehr zum Leben erwecken und musste daher alles tun, damit dessen Tod ihm nicht vollends zum Nachteil ausschlug.
    »Wir werden Herrn Philipp schreiben«, erklärte er und wandte sich dann wieder Steding zu. »Ihr werdet die Landsknechte im Zaum halten und gleichzeitig einen neuen Sturm an einer anderen Stelle vorbereiten.«
    Der Kriegsmann nickte. »Das werde ich tun. Die Kerle müssen beschäftigt werden, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Wenn Ihr erlaubt, kehre ich jetzt zu meinen Hauptleuten zurück.«
    »Tut dies!« Franz von Waldeck sah Steding ohne jede Gemütsregung nach, atmete aber tief durch, nachdem dieser den Raum verlassen hatte.
    »Bei Gott, ich wollte, ich könnte selbst das Kommando übernehmen. Doch ich bin kein Kriegsmann und daher auf solche Kreaturen wie Steding angewiesen.«
    »Er ist der Beste, den wir bekommen konnten«, wandte Gardner ein.
    »Was gleichzeitig bedeutet, dass es Bessere gibt, die Wir nicht bekommen konnten!«, antwortete der Fürstbischof, obwohl er ebenso wie Gardner wusste, dass nicht Steding, sondern Gerwardsborn die Anführer der Brackensteiner und Mainzer Landsknechte dazu aufgehetzt hatte, die Stadt zu stürmen.
    »Ich wollte, ich könnte ihn zum Teufel jagen!«
    Gardner begriff sofort, dass sein Herr nicht den Feldhauptmann meinte. Auch er hielt den Inquisitor für ein übles Geschwür, doch solange Albrecht von Brandenburg seine Hand über Gerwardsborn hielt und gleichzeitig Franz von Waldeck unterstützte, hieß es, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    Der Fürstbischof holte tief Luft und wechselte das Thema. »Wir haben eine neue Botschaft von Maria von Habsburg erhalten. Sie bietet Uns mehrere tausend Gulden als Unterstützung an und will Uns einen Kredit über die volle Summe gewähren, die dieser Feldzug kosten wird!«
    »Das tut sie, weil sie überzeugt ist, Ihr würdet hinterher nicht in der Lage sein, diesen Kredit zurückzuzahlen. Auf diese Weise will sie das Hochstift Münster doch noch zu Burgund holen«, erklärte Gardner.
    Der Fürstbischof nickte bedrückt. »So ist es. Doch was sollen Wir tun?«
    »Dieses Angebot als Waffe benützen. Teilt es Philipp von Hessen, dem Kurbischof von Köln und den Herren von Kleve und Geldern mit. Sie können nicht hinnehmen, dass Burgunds Macht an ihren Grenzen noch größer wird«, schlug Gardner vor.
    »Das werden Wir tun. Übrigens – was macht Euer Sohn? Hat er aus Münster geschrieben?«
    »Das hat er, Eure Hoheit. Er schreibt, Jan Bockelson habe sich zum König von Münster ernannt und die Stadt in Neu-Jerusalem umbenannt. Diese Narren haben ihm zugejubelt, anstatt ihn für diese Anmaßung in Stücke zu reißen. Eure Hoheit sollten in Erwägung ziehen, den Belagerungsring enger zu ziehen und die Stadt vollkommen vom Umland abzutrennen. Noch immer gelangen nicht nur Einzelne, sondern sogar ganze Gruppen an unseren Posten vorbei aus der Stadt heraus oder in sie hinein.«
    Gardner trat neben die Karte, die Münster und Umgebung zeigte, und zog mit dem Finger einen Ring um die Stadt.
    Mit nachdenklicher Miene gesellte sich der Fürstbischof zu ihm. Dann schüttelte er den Kopf. »Das wird zu teuer, Gardner! Wir müssten noch einmal etliche hundert Bauern anfordern und diese wochenlang ernähren. Dabei fällt es Uns schwer genug, die Söldner zu bezahlen.«
    »Ich weiß nicht, ob es nicht billiger wäre, die Stadt auszuhungern, als sie zu stürmen. Zurzeit schmuggeln noch immer Leute Lebensmittel in die Stadt, sei es, weil sie Anhänger der Ketzerpropheten sind, sei es aus Geldgier. Die Bauern wissen, dass unsere Quartiermeister ihnen nicht viel für ihr Korn

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