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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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bezahlen können. Doch in Münster erhalten sie geprägtes Gold dafür, das von den Monstranzen und Kelchen der geplünderten Kirchen und Klöster stammt.«
    Gardner vermochte den Fürstbischof jedoch nicht umzustimmen. »Wir bereiten die Erstürmung vor«, erklärte er und deutete an, dass er allein gelassen werden wollte.

2.
    F rauke stellte die Schüssel auf den Tisch und schüttete jedem etwas Suppe in den Napf. Dabei musterte sie die Gruppe mit heimlichem Groll. Am liebsten wäre sie mit Lothar allein geblieben und hätte vielleicht noch die Schwester hinzugeholt. Doch ihr Bruder und dessen Freund Faustus waren einfach mitgekommen und saßen nun ebenfalls am Tisch.
    Insbesondere Faustus war ihr ein Dorn im Auge. Wenn er sich unbemerkt glaubte, starrte er Lothar immer wieder an, und sie las eine Frage in seinem Blick – und Angst!
    Helm interessierte sich nicht für Faustus’ Befindlichkeit, sondern schimpfte ausgiebig über das, was die ganze Stadt bewegte. »Gegen das Heiraten an sich habe ich ja nichts. Aber es passt mir nicht, dass die alten Böcke sich die jungen Weiber aussuchen und für unsereins nur die alten Schachteln übrig bleiben.«
    »So ist nun einmal der Lauf der Welt. Wer die Macht hat, sucht sich immer das Beste aus und überlässt den anderen den Rest.« Lothar gab sich Mühe, seine Stimme so zu verstellen, dass sie natürlich klang, denn er traute Faustus nicht. Wenn der Kerl ihn an die Anführer der Wiedertäufer verriet, konnte er froh sein, wenn man ihn auf der Stelle tötete und nicht vorher noch folterte und bei lebendigem Leib verbrannte.
    Frauke schüttelte seufzend den Kopf. »Einst galten Schlichtheit und ein gottgefälliges Leben als Zeichen der Täufergemeinschaft. Nun aber schreiten Bockelson und seine Frau …«
    »Seine Frauen!«, fiel Helm ihr ins Wort.
    »Stimmt, er hat sich in den letzten zwei Tagen einen Harem zugelegt wie der Großtürke. Bei Gott, welch ein Hohn auf die Heilige Schrift!«
    »Auf die Bockelson sich beruft!« Erneut unterbrach Helm seine Schwester und erhielt dafür einen Knuff.
    »Jetzt lass mich doch endlich ausreden!«
    »Helm hat recht!«, erklärte Lothar. »Bockelson beruft sich auf die Bibel, doch er entnimmt ihr nur, was ihm passt. Die Bücher des Neuen Testaments unterschlägt er vollkommen.«
    »Aber ich will nicht heiraten!«, stieß Faustus hervor.
    »Du wirst müssen! Und ich auch.« Helm lachte bitter auf. »Die mir in Aussicht gestellte Braut ist über dreißig und damit doppelt so alt wie ich. Außerdem ist sie Holländerin …«
    »Friesin«, korrigierte Frauke ihn.
    »Das ist doch gleich! Auf jeden Fall ist sie derselbe Drachen wie Katrijn. Und so einen will ich nicht!«
    »Uns bleibt nur die Flucht und die Hoffnung, dass wir ungesehen an den Landsknechten des Bischofs vorbeikommen.« Faustus sprach aus, was Frauke und Lothar bereits überlegt hatten.
    Dennoch schüttelte Frauke den Kopf. »Ich werde nicht ohne meine Mutter gehen. Sie wird bald gebären, und Katrijn würde sie und das Kind in dem Loch verkommen lassen, das sie ihr zugewiesen hat.«
    »Ich werde es tun. Auch wenn ich furchtbare Angst davor habe!« Bei diesen Worten zitterte Faustus wie Espenlaub.
    Sogar Lothar empfand in diesem Augenblick Mitleid mit ihm. »Wir werden zusammen fliehen. Ich kann auch nicht hierbleiben – und Frauke ebenso wenig.«
    Bisher hatte Silke geschwiegen. Doch jetzt meldete sie sich zu Wort. »Mir haben bereits mehrere Männer aus dem neuen Hofstaat des Königs gesagt, dass ich ihnen gefalle und sie mich gerne in ihr Haus aufnehmen würden.«
    »Du kannst aber nicht mehr als einen Mann heiraten«, wandte Helm ein.
    »Das ist eine Ungerechtigkeit. Ihr Männer dürft so viele Weiber nehmen, wie ihr wollt, und wir sollen uns einen Mann mit einem Haufen anderer Weiber teilen!« Erst als Lothar leise zu lachen begann, begriff Frauke, wohin sich ihre Gedanken verirrt hatten, und hob begütigend die Hand. »Ich habe es nicht so gemeint, wie du zu denken scheinst. Ich sage, dass einem Mann ein Weib und einem Weib ein Mann genügen muss.«
    »So hat es jedenfalls unser Herr Jesus Christus bestimmt!«, erklärte Lothar.
    Jetzt hob Faustus den Kopf und sah ihn unter zusammengekniffenen Augenlidern heraus an. »Du bist Lothar Gardner, der Sohn des Beraters des Fürstbischofs!«
    »Was?« Helm sprang auf und stieß dabei seinen Napf um. Die Suppe ergoss sich über den Tisch und floss auf Silkes Kleid. In ihrer ersten Wut holte diese aus und versetzte ihm

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