Flammen des Himmels
Kleidung und mich waschen!«, antwortete sie lächelnd. Sie spürte Lothars Verlangen und merkte, wie sehr auch sie sich nach Zärtlichkeit sehnte.
»Katrijn wird heute ihr Bett wohl kaum noch verlassen, und Vater und das andere Weib kommen sicher nicht vor dem Abend zurück. Also sollten wir die Zeit nutzen«, setzte sie hinzu.
»Hier in der Küche?«
»Natürlich nicht! Wenn jemand zufällig durch das Fenster hereinschauen würde, wäre das fatal für uns. Nein, wir gehen in die Kammer, in der meine Mutter gelebt hat. Die hat kein Fenster, und dort kannst auch du dich waschen. Warte, ich nehme die Schüssel mit!«
Bevor Frauke dazu kam, hatte Lothar die Schüssel bereits an sich genommen. Daher griff sie nach ihrem Kleid und ihrem Hemd und ging voraus. Die Kammer war zu ihrer Erleichterung aufgeräumt, und das Bett stand noch darin. Dennoch fand Lothar etwas daran auszusetzen.
»Es ist verdammt dunkel hier! Wie soll ich mich da waschen?«
»Warte, ich hole einen Fidibus, um die Lampe anzuzünden!« Frauke verschwand und kehrte wenige Augenblicke später mit einem brennenden Span zurück. Nachdem die Unschlittlampe brannte, musterte sie Lothar. Da auch sein Kleid Flecke aufwies, befahl sie ihm, es auszuziehen, und wusch das Blut aus, so gut sie es vermochte.
Lothar stand voller Verlangen neben ihr, musste sich aber gedulden, bis sie fertig war und sich mit einem leisen Lachen an ihn wandte. »Wir sollten nicht zu sehr säumen!«
»Das habe ich auch nicht vor!« Lothar nahm sie in die Arme und küsste sie. Zuerst ließ Frauke es gerne geschehen, dann aber stieß sie einen leisen Ruf aus.
»Was ist mit deinem Kinn? Du wirst stachelig!«
Bislang hatte Lothar sich nur alle heiligen Zeiten rasieren müssen. Doch als er an sein Kinn griff, bemerkte er selbst, dass sein Bart stärker zu sprießen begann. Zwar konnte man die fast weißen Haare höchstens im hellen Sonnenlicht erkennen, doch er würde nun noch besser auf seine Verkleidung achten müssen.
»Das ist ärgerlich, aber solange die Truppen des Bischofs die Stadt bedrohen, kann ich mich dieser Kleider nicht entledigen. Also muss ich mich häufiger rasieren«, antwortete er und fand, dass es weitaus lohnendere Dinge gab, mit denen er sich beschäftigen konnte, als seine Barthaare.
Frauke legte sich hin und spreizte erwartungsvoll die Beine. Auch Lothar gierte danach, sie zu besitzen, küsste aber vorher ihre Brüste. Zuerst kicherte Frauke, sah ihn dann aber ein wenig ängstlich an. »Gegen Katrijns Brüste sind die meinen arg klein, findest du nicht auch?«
»Ich würde eher sagen, gegen die deinen sind die ihren arg groß. Ich würde keine Frau mit so gewaltigen Brüsten haben wollen!«
Zufrieden mit dieser Versicherung, drängte Frauke sich ihm entgegen und forderte ihn auf, endlich zur Tat zu schreiten. Dies tat Lothar nun auch. In den nächsten Minuten waren sie sich selbst genug und ließen die Bischöflichen die Bischöflichen und die Wiedertäufer Wiedertäufer sein.
10.
D raußen vor der Stadt musterte Jacobus von Gerwardsborn den Erdwall, den die zusammengerufenen Bauern auf die Stadt zu schaufelten. Durch den Beschuss vom Turm der Lambertikirche und der Stadtmauer gab es erhebliche Verluste. Doch das kümmerte den Inquisitor nicht. Zufrieden mit den Fortschritten, wandte er sich zu Magister Rübsam um, der wenige Schritte hinter ihm stand.
»Die Männer kommen gut voran. Findet Ihr nicht auch?«
»Aber ja, Eure Exzellenz. Doch ich habe immer noch nicht in Erfahrung bringen können, wer Dionys umgebracht hat!«
Der abrupte Themenwechsel verwirrte den Inquisitor. »Wie kommt Ihr darauf?«
»Irgendjemand muss ihn umgebracht haben, und derjenige kann auch mich umbringen oder gar Euch, Eure Exzellenz!« Rübsam blickte sich nervös um, so als erwarte er, jeden Augenblick einen Meuchelmörder auf sich zuspringen zu sehen.
An die Angst der Leute gewöhnt, die diese bei seinem Erscheinen befiel, und mit dem Wissen, dass Franz von Waldeck trotz des gescheiterten ersten Sturms auf die Stadt seine Rolle dabei nicht einmal andeutungsweise zur Sprache gebracht hatte, zuckte der Inquisitor mit den Achseln. »Es kann auch eine Auseinandersetzung zweier primitiver Gemüter gewesen sein, bei der Dionys den Kürzeren gezogen hat.«
Seinem Adlatus aber saß die Angst in den Knochen, und er war der Meinung, dass Gerwardsborn die Sache nicht ernst genug nahm. Zu oft hatten er selbst, Bruder Cosmas und Dionys die Geständnisse angeblicher Ketzer durch
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