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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Mutter winden konnte.
    Frauke legte es neben die Tote und überlegte, was sie tun sollte. Alles in ihr drängte danach, Lothar zu holen, um einen Menschen zu haben, mit dem sie ihren Kummer teilen konnte. Doch sie wollte nicht, dass er die Mutter nackt sah. Sie brauchte eine Frau, und da gab es nur eine, die ihr helfen konnte.
    »Silke! Ich muss zu ihr!« Beinahe wäre Frauke so zur Hütte hinausgestürmt, wie sie war, in einem alten, vielfach geflickten Kleid und mit blutigen Händen. Rasch wusch sie sich und wechselte die Kleidung. Als sie auf die Gasse hinaustrat, hatte sie sich rein äußerlich wieder in der Gewalt. Doch ihr Innerstes fühlte sich an wie zerbrochenes Glas, und sie weinte bittere Tränen, weil es ihr nicht gelungen war, der Mutter zu helfen, und sie sie nun endgültig verloren hatte.

14.
    U nterdessen hatte Lothar die Stelle erreicht, an der er mit etlichen Frauen zusammen die Mauer ausbessern sollte. Die Frauen arbeiteten gerne mit ihm, denn er nahm ihnen die schwerste Arbeit ab. Zu seiner Überraschung war ihnen an diesem Tag Gresbeck als Aufseher zugeteilt worden. Seit dem gescheiterten Aufstand Mollenheckes schien er die Nähe Lothars und der anderen gemieden zu haben. Nun aber suchte er Augenkontakt und zwinkerte ihm kurz zu.
    »Gottes Segen mit euch allen«, grüßte Lothar und stellte sich am Ende der Frauen an, die darauf warteten, dass ihnen die Arbeit zugewiesen wurde.
    Gresbeck teilte ein paar, die allzu schmächtig aussahen, dazu ein, Mörtel zu rühren, während die Kräftigeren die Steine nach oben zu dem Maurer bringen sollten, der die Stadtmauer erhöhen musste.
    Als Lothar vor Gresbeck stand, wies dieser nach oben. »Du kannst dem Maurer die Steine zureichen!«
    Das war eine der leichtesten Arbeiten, allerdings gefährlich, weil man von draußen gesehen wurde. Zwar hielten die eigenen Kanonen die des Bischofs auf Abstand, dennoch schossen diese immer wieder gezielt auf Wachen und Arbeiter auf den Mauern.
    »Du kannst dabei das feindliche Lager im Auge behalten und die anderen warnen, wenn du siehst, dass eine Kanone schussfertig gemacht werden soll«, fuhr Gresbeck fort.
    »Ich werde darauf achtgeben!«, antwortete Lothar und wollte auf die Mauer steigen.
    Da hielt Gresbeck ihn zurück. »Du kannst Helm und Faustus etwas von mir ausrichten!«
    »Gerne!«, antwortete Lothar.
    »Ich habe mich gestern mit dem Söldner Arno getroffen. Er ist wie ich der Ansicht, dass wir etwas unternehmen müssen – und diesmal richtig. Er hat einige seiner früheren Kameraden draußen gesehen und glaubt, mit ihnen reden zu können. Das geht aber nur dann, wenn er mit Männern Wache hält, die ihn nicht an Bockelson oder Knipperdolling verraten.«
    »Das tun Helm oder Faustus gewiss nicht«, versicherte Lothar.
    »Das haben wir uns auch gedacht. Jetzt müssen wir warten, bis wir vier an demselben Tor Nachtwache haben. Dann wird Arno hinausgehen und mit seinen ehemaligen Kameraden reden. Wir wollen doch sehen, ob wir dieses Täufergesindel nicht loswerden können.«
    »Ihr wollt den Leuten des Bischofs also eines der Tore öffnen«, schloss Lothar aus diesen Worten.
    Gresbeck sah sich um, ob ihnen auch niemand zuhören konnte, und nickte. »Das haben wir vor! Aber nur, wenn der Bischof uns und unseren Freunden absolute Vergebung verspricht. Bevor ich mich von einem Henker köpfen lasse, ziehe ich den Tod in der Schlacht vor.«
    So dachten viele in der Stadt, die zwar nicht mit Bockelsons Herrschaft und seinen Thesen einverstanden waren, aber auch nicht ein Opfer der Landsknechte werden wollten. Lothar beschloss, der Aa noch an diesem Tag eine Botschaft anzuvertrauen, in der er seinem Vater von Gresbecks Plan berichtete. Jetzt aber versprach er diesem, dessen Vorschlag an Helm und Faustus weiterzugeben, und stieg dann nach oben, um dem Maurer die Steine zuzureichen.
    An diesem Tag schienen die Bischöflichen keine Lust zu haben, die Belagerten mit ihren Kanonen unter Feuer zu nehmen, oder ihnen war das Pulver ausgegangen. Daher konnten Lothar und der Maurer ungefährdet bis zum Abend arbeiten. Etwa um die zweite Mittagsstunde brachten mehrere Frauen Brot, das an den Maurer und seine Helferinnen verteilt wurde. Als Lothar in seine Portion hineinbiss, spürte er etwas Holziges zwischen den Zähnen. Als er es aus dem Mund holte, sah er, dass es sich um kleingehäckseltes Stroh handelte. Wie es aussah, versuchten die Wiedertäufer, den Brotteig damit zu strecken. Das war kein gutes Zeichen für die

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