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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Scheiterhaufens. Dies erklärte er Bruder Cosmas auch.
    Der Mönch glaubte ihm nicht und wandte sich an Rübsam. »Vielleicht hat der Kerl die Weiber zum Dank dafür freigelassen, dass sich beispielsweise die ältere Tochter als sehr willig erwies?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, antwortete der Magister. »Immerhin war Dionys bislang einer der eifrigsten Diener unseres Herrn.«
    Bei der weiteren Untersuchung zeigte es sich, dass niemand Inken Hinrichs und ihre Töchter gesehen, geschweige denn aus dem Kloster oder gar zur Stadt hinausgelassen hatte, und so gab es für Rübsam und seinen Herrn keine andere Begründung als diese eine: Der Teufel selbst war in das Gewölbe eingedrungen, hatte Dionys mit seinen Hexenkräften betäubt und die drei Frauen befreit. Auf den Gedanken, dass ein so junges Bürschlein wie Lothar dies gewagt haben könnte, kam niemand.
    Jacobus von Gerwardsborn erwog mehr als eine Stunde lang, Dionys für dessen Versagen selbst auf den Scheiterhaufen zu bringen. Aber davon sah er schließlich ab, um keinen Schatten auf sich und sein Gefolge fallen zu lassen. Die Begebenheit verleidete ihm jedoch den weiteren Aufenthalt in Stillenbeck, und so rief er die Ratsherren und die Edelleute zu sich, die ihm Fürstbischof Franz von Waldeck mitgegeben hatte.
    Zu diesem Empfang hatte Gerwardsborn sich mit düsterer Pracht in schwarzen Samt und schwarze Seide gekleidet. Nur ein mit roten Edelsteinen besetztes Kreuz aus Gold auf seiner Brust unterbrach die Farbe der Nacht sowie sein bleiches Gesicht mit den blassen Augen, deren durchdringender Blick seine Gesprächspartner stets erschreckte. Mit einer energischen Geste hob er die Hand. Sofort erstarb das Gemurmel im Raum, und aller Augen wandten sich ihm zu.
    »Ich habe euch rufen lassen …«, begann er und ärgerte sich, weil seine Stimme heiser klang.
    Nach einem Räuspern sprach er weiter. »In dieser Nacht ist Schreckliches geschehen! Der Satan selbst hat die Erde aufgerissen und ist in eigener Gestalt erschienen. Mein Foltermeister Dionys, der die gefangenen Ketzerweiber bewachte, wurde von dem Höllenfürsten gegen die Wand geschleudert und verlor das Bewusstsein. Als Bruder Cosmas später nach den Gefangenen schauen wollte, waren diese verschwunden. Dafür stank es bestialisch nach Schwefel, und im Boden war ein Riss zu sehen, der sich langsam wieder schloss. Bruder Cosmas fand Dionys in einer Ecke des Raumes, blutend und seiner Sinne nicht mächtig. Mittlerweile ist der Mann aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, aber er konnte nur das berichten, was ich eben erklärt habe.«
    Gerwardsborn hatte den Bericht ein wenig ausgemalt, damit er dramatischer klang, und freute sich unwillkürlich über das Entsetzen, das sich bei den um ihn versammelten Herren breitmachte.
    »Ihr sagt, der Teufel hätte die gefangene Frau und ihre beiden Töchter geholt?«, fragte Thaddäus Sterken schaudernd.
    Der Inquisitor nickte. »So ist es! Damit ist die Schuld der Ketzerinnen unzweifelhaft bewiesen. Sie sind des Teufels! Und jeder, der gegen die heilige katholische Kirche steht, ist es ebenfalls.«
    Diesmal zogen etliche der Herren die Köpfe ein. Gerwardsborn bemerkte es mit großer Zufriedenheit. Wenn jemand hier glaubte, er habe eine Niederlage erlitten, so würde er ihm das Gegenteil beweisen und den Verlust der Frauen in einen Sieg ummünzen, durch den diese Stadt ein für alle Mal von dem Gestank der Ketzerei gereinigt wurde.
    »Der Satan konnte nur deshalb in eigener Person erscheinen, weil es in dieser Stadt am wahren Glauben fehlt!« Die Stimme des Inquisitors hallte wie der Schlag einer Peitsche durch den Raum.
    Als er die entsetzten Gesichter vor sich sah, wusste er, dass er sein Ziel erreicht hatte, und triumphierte innerlich.
    »Der Unglauben in dieser Stadt verletzt die göttlichen Gesetze! Daher wird der Rat fünftausend Gulden Strafe zahlen und jeder Bürger ein Zehntel seines Besitzes der Kurie opfern. Zudem werden die beiden Bürgermeister, die Gildeoberhäupter und alle Ratsmitglieder eine Wallfahrt zum Heiligen Rock in Trier unternehmen und dort noch einmal fünfhundert Gulden spenden.«
    Gerwardsborn hatte während seines Aufenthalts genug über den Reichtum der bedeutenderen Bürger erfahren, um einschätzen zu können, wie groß die Summe sein würde, die er nach Rom bringen konnte. In der Kurie standen einige Änderungen an, und eine gut gefüllte Börse, die er Seiner Heiligkeit, Papst Clemens VII., überreichen konnte, mochte ihm den

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