Flammen des Himmels
gestellt werden.«
Ein Söldner, der Hans genannt wurde und mit dem Draas noch nicht warmgeworden war, blieb mitten auf der Straße stehen.
»Der Landgraf von Hessen ist doch ein elender Ketzer!«
»Aber er hat Geld und zahlt regelmäßig den Sold an seine Leute, was du von anderen hohen Herren nicht behaupten kannst. Daher ist es mir gleichgültig, wie in Kassel gepredigt wird. Hauptsache, in meinem Beutel klingelt genug Geld, damit ich mir Wein und eine hübsche Hure für mich ganz allein leisten kann.« Moritz zwinkerte seinen Freunden zu, doch Hans schüttelte empört den Kopf.
»Ich diene unter keinem Häretiker! Das kann keiner von mir verlangen.«
»Jetzt sei gescheit!«, fuhr Moritz den Mann an. »Wenn Brackenstein uns dem Hessen unterstellt, heißt das, dass dieser sich nicht gegen den Kaiser und damit auch nicht gegen die römische Kirche wenden wird.«
»Ich mag trotzdem nicht! Zahl mir aus, was mir an Sold noch zusteht, und ich gehe meiner Wege. Mein Seelenheil ist mir wichtiger als Gold und gutes Essen.«
»Wenn es dir wichtiger ist als Gold, weshalb verlangst du dann von unserem Feldwebel welches?«, fragte Arno, ein anderer Soldat, verdrießlich. »Ich dachte, wir wären gute Kameraden. Aber du bist doch nur ein Hosenschisser, der den Popanz von Rom anbetet anstatt Gott im Himmel und unseren Herrn Jesus Christus, wie es einem aufrechten Landsknecht zukommt!«
»Seid still, alle beide!« Moritz löste seine Börse vom Gürtel und zählte Hans mehrere Münzen hin. »So, das war alles. Jetzt geh mit Gott! Glaube aber nicht, dass du noch einmal bei den Brackensteinern dienen kannst.«
Während Hans grußlos in die andere Richtung marschierte, hielt Arno Moritz die Hand hin. »Du kannst mich ebenfalls auszahlen! Zwar wäre mir der Dienst beim Hessen recht. Aber ich werde niemals gegen Münster ziehen und gegen ehrliche Christenmenschen kämpfen. Das kann keiner von mir verlangen.«
»Ja, seid ihr denn alle närrisch geworden?«, rief Moritz zornig aus.
Arno zuckte mit den Achseln. »Ich verlange das gleiche Recht wie Hans. Er will für den Erzpfaffen von Rom kämpfen, ich gegen diesen. Also gib mir, was mir zusteht.«
Grollend zahlte ihm Moritz das Geld aus und kehrte ihm dann brüsk den Rücken. Draas hingegen sah dem Scheidenden verblüfft nach und suchte nach Worten.
»Dürfen die beiden einfach so gehen?«, fragte er schließlich.
»Noch stehen wir nicht im Krieg, und selbst dann schlagen sich etliche Männer in die Büsche«, antwortete Moritz. »Daher ist es besser, solche Kerle verlassen uns jetzt, als dass sie Schwierigkeiten machen, wenn es hart auf hart kommt. Ein Kamerad ist stets für den anderen da, gleichgültig, ob er die Messe auf römische Art oder eine lutherische Predigt hören will. Oder bist du so gut katholisch, dass du neben keinem Ketzer marschieren willst?«
»Nein, das nicht. Um es offen zu sagen, weiß ich nicht, wem und was ich glauben soll«, antwortete Draas, der sich verunsichert fühlte.
Moritz klopfte ihm auf die Schulter. »Komm jetzt! Es ist noch ein ganzes Stück bis zum Lager, und da Emmerich von Brackenstein uns keine Pferde gelassen hat, stehen uns noch ein paar Tage strammen Fußmarsches bevor. In der Zwischenzeit bringe ich dir bei, was du als Brackensteiner können musst. Wir sind nicht irgendeine beliebige Rotte oder gar ein verlorener Haufen, sondern richtige Landsknechte, die sich nicht vor Hieb oder Stich fürchten. Wir singen noch unsere Lieder, wenn es um uns herum knallt und scheppert und der Feind uns zehnmal überlegen scheint.«
»Bei einer zehnfachen Übermacht würde ich wohl den Rückzug vorziehen«, rief Draas schaudernd aus.
»Keine Sorge, wir auch!« Moritz klopfte ihm erneut auf die Schulter und wies dann auf eine Schenke in der Nähe. »Komm, lass uns dein Handgeld versaufen. Vorher aber lernst du noch unser Lied!« Er hatte es kaum gesagt, da begann er auch schon, mit lauter Stimme zu singen.
Brackensteiner, das sind wir,
und wir marschieren hier.
Feinde, gebt acht!
Die Bracke erwacht!
Sie ist so hart wie Stein,
zerschlägt dir dein Gebein!
Die Bracke erwacht!
Darum Feind, gib acht!
Oder gleich Fersengeld,
weil’s dir dein Leben erhält!
Brackensteiner, das sind wir,
und trinken Wein und Bier.
Darum Waffen jetzt in Ruh!
Marsch auf das Wirtshaus zu!
Des Wirtes Töchterlein
wird zärtlich zu uns sein.
Und auch des Wirtes Magd
es bei uns behagt!
Brackensteiner, das sind wir,
das sind wir!
Draas lachte
Weitere Kostenlose Bücher