Flammen im Sand
verbrannte sich prompt die Zunge. »Den Mord an Yvonne Perrette hat er
nicht begangen, so viel steht fest.«
»Aber seine Frau! Die hat er ganz bestimmt umgebracht! Das viele
Geld, das sie gewonnen hatte â¦Â«
Erik schnitt seiner Schwiegermutter mit einem energischen
Kopfschütteln das Wort ab. »Das Haus in der Toskana kann er von dem Geld
gekauft haben, das er durch die Hehlerei verdiente. Elskes Lottogewinn ist kein
schwerwiegendes Indiz mehr. Pedersen muss auf der Insel einen Helfershelfer
haben. Jemanden, der in der Lage ist, unauffällig die Uhren weiterzugeben. Den
müssen wir erwischen! Dann ist die Beweiskette geschlossen. Und was die Morde
angeht, können wir wieder ganz von vorn anfangen. Wenn ich nur wüsste, wo!«
Erik stand auf, weil er fürchtete, am Schreibtisch
einzuschlafen, wenn sein Körper es allzu bequem hatte. Er war sich nicht
sicher, ob es nur der versäumte Schlaf war, der ihm zu schaffen machte, oder ob
ihm die Enttäuschung jegliche Kraft nahm. Noch am Vortag hatte er geglaubt, auf
dem richtigen Weg zu sein, aber nun stand er wieder ganz am Anfang. Sein Gefühl
war alles, was ihm geblieben war. Und das sagte ihm, dass Jannes Pedersen, wenn
er nicht der Mörder Yvonnes war, auch seine Frau nicht umgebracht hatte.
Er strich nervös seinen Schnauzer glatt. Was war mit Geraldine
Bertrand? Sie hatte die Gelegenheit gehabt, alles verschwinden zu lassen, was
ihre Schwester mitgenommen hätte, wenn sie freiwillig gegangen wäre. Und sie
hatte gelogen! Warum war sie wirklich in der Nähe der Baustelle gewesen? Weil
sie wissen wollte, ob Elskes Leiche gefunden wurde? Und warum hatte sie Yvonne
nicht auf dem Handy angerufen? Weil sie wusste, dass ihre Schwester das
Gespräch nicht mehr entgegennehmen konnte?
Die Tür sprang auf, Sören unterbrach Eriks Gedanken. »Das Ergebnis
des grafologischen Gutachtens ist da. Der Abschiedsbrief, den Elske
hinterlassen hat, stammt tatsächlich von ihr.«
Erik nickte, als hätte er nichts anderes erwartet.
»Und dann hat der Personalleiter von Gosch angerufen. Der hat das
Bedienungspersonal in List befragt. Niemand kann bestätigen, dass Jannes
Pedersen dort ein Fischbrötchen gegessen hat, während Yvonne Perrette ermordet
wurde.«
Erik grinste unfroh. »Wundert uns das?«
»Und Dr. Hillmot hat auch angerufen. Yvonne Perrette war von
Jannes Pedersen schwanger. Es gibt keinen Zweifel.« Sören lieà sich auf einen
Stuhl fallen. »Sagen Sie mal, Chef ⦠wie sollen wir Pedersen eigentlich
nachweisen, dass er als Hehler tätig ist, wenn in seinem Haus keine einzige Uhr
gefunden wurde? Meinen Sie, die Aussage dieses Ganoven reicht aus? Wenn Sie
mich fragen: Das ist dürftig.«
»Die Aussage allein ist nicht viel wert, das stimmt. Wir können nur
hoffen, dass Pedersen alles zugibt, wenn er dadurch vom Mordverdacht befreit
wird.«
»Um sich in ein paar Jahren abknallen zu lassen?«, fragte Sören.
»Das wird er sich gründlich überlegen. Jedenfalls dann, wenn er Yvonne Perrette
nicht umgebracht hat.«
»Wenn er es getan hat, dann nicht in seinem Haus. Vetterich hat
keine Spuren gefunden.«
»Aber auch keine einzige Luxusuhr.« Sören kratzte sich am Kopf.
»Kann es sein, dass das ein gekauftes Alibi ist?«
Erik sah ihn verständnislos an. »Sie meinen die Aussage von diesem
Bandenmitglied? Woher sollte Pedersen wissen, dass die gerade jetzt auf
frischer Tat ertappt werden?«
»Stimmt. Also ⦠wenn Pedersen wirklich der Hehler ist, dann ist er
auf Nummer sicher gegangen und hat für einen Zwischenhändler gesorgt.«
»Zwischenhändler!« Erik starrte seinen Assistenten entgeistert an.
»Warum sagen Sie das erst jetzt? Klar, ein Zwischenhändler! Wir brauchen einen
Durchsuchungsbeschluss! Sofort!«
Mamma Carlotta kämpfte sich über die WesterlandstraÃe. Hatte
sie jemals einen solchen Wind erlebt? Auch in Umbrien erhoben sich Stürme, wenn
Gewitter nahten oder der Winter sich besonders kategorisch anmeldete, aber nie
brachten sie diese Kälte mit, nie rasten sie mit einer solchen Kraft übers
Land. Und selten wurden sie zu einer Gefahr für Mensch und Tier. In Italien
waren die Stürme so, dass man sich von ihnen überraschen lassen durfte. Ein
Blumentopf, der den Berg hinabrollte, eine abgerissene Wäscheleine oder eine
Fensterscheibe, die zu Bruch ging, mehr war im
Weitere Kostenlose Bücher