Flammen im Sand
über die Mamma Carlotta kein freundliches
Wort verlor! Erik fand mühsam zu seiner Sprache zurück. »Sieht so aus. Es hat
niemand geöffnet.«
Geraldine überlegte kurz. »Yvonne wollte am Abend zu Wilko. Fliesen
für das neue Bad aussuchen.« Sie machte eine vage Geste in die Richtung, in der
Wilko Tadsens Baustoffmarkt lag.
»Kann es sein, dass sie immer noch bei Wilko Tadsen ist?«, fragte
Sören.
»Der Laden hat auch schon geschlossen«, antwortete Erik an
Geraldines Stelle.
Sie schenkte ihm ein winziges Lächeln. »Kann schon sein, dass Yvonne
noch auf ein Glas bei den Tadsens geblieben ist.«
»Sie kennen sich privat?«
»Wir sind Nachbarn. Jannes und Wilko sind uralte Freunde.«
Erik wandte sich zum Gehen. »Dann werden wir es nebenan versuchen.«
Geraldines Blick verlor nun die Freundlichkeit. »Darf ich fragen,
was das alles soll? Was wollen Sie von Jannes und von meiner Schwester?«
Erik antwortete schnell. »Nur eine Zeugenaussage! Aber für uns sehr
wichtig.«
Geraldine schien diese Auskunft nicht zufriedenzustellen. Sie
antwortete unwirsch: »Jannes ist heute Nachmittag in die Werkstatt gekommen und
hat gesagt, er müsse aufs Festland. Er wusste nicht, ob er am Abend
zurückkommen würde.«
»Aufs Festland?« Erik runzelte die Stirn. »Wohin genau?«
»Das hat er nicht gesagt.«
»Und Sie können es sich nicht vorstellen?«
Geraldine lachte spöttisch. »Jannes gehört nicht zu den Männern, die
sagen, wohin sie gehen und woher sie kommen.«
Erik belieà es dabei. Er zog eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche
und reichte sie Geraldine. »Herr Pedersen soll mich anrufen, sobald er zurück
ist. Würden Sie ihm das bitte ausrichten?«
»Selbstverständlich!« Geraldine nahm die Visitenkarte entgegen und
warf einen kurzen Blick darauf. »Ich werde es ihm sagen, Herr Wolf. Schön, dass
ich bei der Gelegenheit Carolins Vater kennenlerne«, ergänzte sie. »Ihre Tochter
ist übrigens sehr begabt.«
Erik lächelte verlegen. »Finden Sie wirklich?«
Geraldine nickte. »Und Ihre Schwiegermutter ist uns eine groÃe
Hilfe.«
Ehe Erik etwas erwidern konnte, ging Sören dazwischen, dem eine
Frage auf den Nägeln brannte: »Gehen Sie öfter in List spazieren?«
Geraldine sah ihn ungehalten an. »Was soll die Frage?«
»Wir haben Sie gestern dort gesehen. Auf dem Gelände des
Hotelneubaus. Wollen Sie uns sagen, was Sie dort gemacht haben?«
»Ich interessiere mich für Baustellen. Mein Vater war Bauunternehmer
und Architekt.«
»Und warum unbedingt die Baustelle in List?«
»Weil ich dort gelegentlich zu tun habe. Wir planen eine Zusammenarbeit
mit Gosch.« Nun wurde ihr Blick herausfordernd. »Und Sie? Was haben Sie auf der
Baustelle in List gemacht?«
»Mein Vater war auch Bauunternehmer«, behauptete Sören, ohne auf
Eriks empörten Blick zu achten, der genau wusste, dass Sörens Vater Kellner im
Kliffkieker von Wenningstedt war.
»Gute Nacht, Madame Bertrand«, fügte Sören mit so höflicher Miene
an, dass Geraldine die Frage herunterschluckte, ob er sich über sie lustig
machen wolle.
Erik verbot es sich, einen Blick zurückzuwerfen, als sie zum
Nachbarhaus gingen. Leise fragte er Sören: »Was haben Sie mit Ihren Fragen
bezweckt?«
»Glauben Sie etwa, dass eine Frau wie Geraldine Bertrand Interesse
an Baustellen hat?«
»Was sollte ich Ihrer Meinung nach glauben?«
»Dass sie sich auf der Baustelle umgesehen hat, weil sie wissen
wollte, ob Elske Petersen dort ausgebuddelt wird.«
Erik blieb stehen und starrte Sören mit offenem Munde an. »Sie
wollen behaupten, Geraldine Bertrand hat Elske Pedersen umgebracht?«
Von Sören fiel die fröhliche Spitzfindigkeit ab. »Das nun nicht.
Aber sie könnte davon wissen.«
»Sie war vor fünf Jahren noch nicht auf Sylt.«
»Stimmt.« Sören sah plötzlich so aus, als schämte er sich für die
Fragen, die er Geraldine Bertrand gestellt hatte. »Und wenn sie wüsste oder
auch nur den Verdacht hätte, dass Jannes Pedersen seine Frau umgebracht hat,
hätte sie längst bei uns auf der Matte gestanden.«
Erik nickte zufrieden. »Na, also!« Er ging auf das Haus der Tadsens
zu. »Was wissen Sie eigentlich über Madame Bertrand? Meine Schwiegermutter mag
sie
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