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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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natürlich
vollkommen recht gehabt.
    Selbstverständlich war sie schleunigst aufgesprungen, als jemand
ihre Hand berührt hatte und sie begriff, was geschehen war. Und wurde nicht
jedem schwindelig, der aus dem Tiefschlaf geholt wurde und sich nicht die Zeit
nahm, richtig wach zu werden? Da musste Erik nicht gleich von einem schwachen
Kreislauf reden oder sogar von ihrem Alter! Und ihr mit nachlassender
Leistungsfähigkeit zu kommen, das war wirklich die Höhe! Am liebsten hätte sie
ihren Schwiegersohn gefragt, wie er wohl eine solche Nacht überstanden hätte!
    Trotz Eriks warnender Worte war sie sofort in die Küche gelaufen,
hatte die Antipasti aus dem Kühlschrank geholt und die Grissini aus dem
Schrank, obwohl sie eigentlich vorgehabt hatte, frische Panini zu backen. Dass
sie die Grissini-Packung unten aufriss, obwohl sie oben schon offen war, hatte
natürlich auch nichts mit ihrem Blutdruck zu tun, sondern mit ihrer Eile. Und
dass Sören unbedingt ihren Puls messen wollte, nachdem sämtliche Grissini auf
der Erde lagen, war reichlich übertrieben. Zwar hatten es beide nett gemeint,
als sie Mamma Carlotta davon abhielten, die Grissini eigenhändig aufzuheben, den
Handstaubsauger hervorzuholen und die Krümel aufzusaugen, aber sie hätte das
wirklich lieber selber erledigt. Dann wäre jedenfalls ruck-zuck alles wieder in
Ordnung gewesen. So aber dauerte es dreimal so lange, bis Sören die Grissini
aufgesammelt, Erik den Handstaubsauger endlich gefunden und Carlotta ihm
erklärte hatte, wie er funktionierte. Wurde nicht jede Hausfrau nervös, wenn
wohlmeinende, aber ungeübte Familienmitglieder ihr zur Hand gehen wollten, mit
deren Hilfe alles noch länger dauerte? Auch das hatte selbstverständlich nichts
mit einem erhöhten Puls zu tun oder gar mit einer manischen Depression, was immer
das bedeuten mochte.
    Aber seitdem wurde sie beobachtet. Erik hatte sie während der
improvisierten Mittagsmahlzeit nicht aus den Augen gelassen und ihr sogar so
lächerliche Arbeiten wie das Umrühren der Suppe oder das Zerpflücken der Salatblätter
abnehmen wollen. Es war schwer gewesen, ihm begreiflich zu machen, dass das
Kochen keine Anstrengung für sie war und dass ihr Blutdruck nicht weiter beansprucht
wurde, wenn sie hurtig aus den übrig gebliebenen Nudeln vom Vortag Spaghetti
con aglio e olio machte, was eine Sache von wenigen Minuten war. Selbst dann,
wenn die Petersilie noch gehackt werden musste. Aber auch das wollte Erik
unbedingt übernehmen, um ihre Kräfte zu schonen, sodass die Spaghetti
mindestens eine Viertelstunde später auf den Tisch kamen, als wenn Mamma Carlotta
allein dafür verantwortlich gewesen wäre.
    Und dann noch die verstörten Gesichter der Kinder, als Erik ihnen
ernst erklärt hatte, dass ihre Nonna von nun an unterstützt werden müsse! Nie
zuvor war den beiden der Gedanke gekommen, dass die Arbeit, die ihre Großmutter
für sie verrichtete, sie entkräften könnte. Und damit hatten sie ja vollkommen
recht! Wenn etwas an Mamma Carlottas Kräften zehrte, dann war das Hilfe, die
sie nicht haben wollte, und Familienmitglieder, die bei ihrer gut gemeinten
Unterstützung nur im Weg herumstanden.
    Mamma Carlotta war voller Hoffnung, dass Erik am Morgen vergessen
hätte, was am Vortag geschehen war. Aber sie hatte sich getäuscht. Noch immer
beobachtete er jeden ihrer Handgriffe und sah ihr derart aufmerksam ins
Gesicht, dass ihr bereits die Mundwinkel wehtaten vom vielen Lächeln, das ihn
davon überzeugen sollte, dass es ihr gut ging.
    Sie war froh, als Sören auftauchte und Erik sich nicht mehr
ausschließlich um ihr Wohlergehen, sondern vor allem um seine dienstlichen
Pflichten kümmerte. Sören erkundigte sich zwar auch ausführlicher nach Mamma
Carlottas Gesundheitszustand, als ihr lieb war, gab sich aber zum Glück schnell
mit der Auskunft zufrieden, dass alles in Ordnung sei. »Tutto bene!«
    Erik erinnerte ihn daran, dass die Staatsanwältin auf Sylt erwartet
wurde. »Die will bestimmt wissen, wie weit wir im Mordfall Elske Pedersen
sind.«
    Sören setzte eine widerspenstige Miene auf. »Erst mal soll sie sich
darüber freuen, dass wir die Tote so schnell identifiziert haben. Wie schwer es
ist, einen Mordfall nach fünf Jahren aufzuklären, weiß sie selbst. Es gibt
keine Spuren, keine Verdächtigen, kein Motiv …« Er unterbrach sich und sah

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