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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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stecken und loszuschicken. Leider habe ich nicht den blassesten Schimmer, wohin die Reise gehen sollte.«
    »Trotzdem krass«, murmelte Pitlit. Ihm war anzusehen, dass er mit sich haderte, ob er jetzt Furcht vor Carya oder Bewunderung für sie empfinden sollte.
    »Zum Staunen haben wir später immer noch Zeit«, erinnerte Jonan sie, bevor er über die Seitenabsperrung der Straße stieg und sich querfeldein in die Wildnis schlug. Sie stapften durch das hohe, trockene Gras, bis sie einen alten Bauernpfad entdeckten, der in die Hügel führte. Ihm folgten sie und durchquerten dabei einen lichten Wald, der alle drei Hügelkuppen bedeckte.
    Auf der anderen Seite der Hügel erwartete sie eine Überraschung. Am Fuß des Abhangs, an dessen oberem Ende sie gerade standen, war mitten durch den Wald eine Schneise gepflügt worden. Sie mochte vielleicht zehn Meter breit sein und war bestimmt an die hundert Meter lang. Sie endete, direkt unterhalb von ihnen und nur einen Steinwurf weit entfernt, in einem aufgeworfenen Erdwall. Obwohl die Natur sich das Gebiet mit bräunlichem Gras und Gestrüpp im Laufe der Jahre zurückerobert hatte, ließ sich deutlich erkennen, dass die Schneise nicht natürlichen Ursprungs war. Überall lagen schwarze, wie glasiert wirkende Steine herum. Und an mehreren Stellen ragten metallisch glänzende Trümmer aus der Erde.
    »Ich fasse es nicht«, murmelte Jonan. »Wir haben die Absturzstelle wirklich gefunden.«
    »Schön und gut«, sagte Pitlit. »Aber fehlt da nicht was?«
    Die Frage konnte nur rhetorisch gemeint sein, denn natürlich erkannte es der Straßenjunge genauso wie Carya selbst: Die Absturzstelle lag vor ihnen – doch die Kapsel war fort.

Kapitel 27
    Carya verspürte eine Enttäuschung, die sich kaum in Worte fassen ließ. Im Grunde hatte ihr die mahnende Stimme der Vernunft längst vorgerechnet, wie unwahrscheinlich es war, dass in einer Welt, in der man Toten ihre Kleidung raubte, etwas so Wertvolles und Ungewöhnliches wie ein Flugkapselwrack lange in einem Stück an Ort und Stelle bleiben würde. Nichtsdestotrotz hatte sie gehofft, die Wirklichkeit möge jeder Erwartung spotten. Sie hatte gehofft, die Kapsel zu finden.
    Doch sie war fort. Irgendjemand hatte sie – vermutlich schon vor vielen Jahren – mitgenommen oder, weil es einfacher war, bereits zwischen den Hügeln in diesem kleinen, unbedeutenden Waldstück zerlegt.
    Wäre ihr Glaube weiterhin so stark wie vor ein paar Tagen, als ihre Weltsicht noch unbefleckt gewesen war, hätte sie womöglich angenommen, dass das Licht Gottes nicht mehr über ihr scheine, weil sie sich am Lux Dei versündigt hatte. Doch nachdem sie erfahren hatte, was für ein verdorbener Kern unter der glänzenden Fassade des Ordens lag und welche Grausamkeiten im Namen des Lichts begangen wurden, bezweifelte sie, dass Sündigen und göttliche Strafe wirklich in so enger Beziehung zueinander standen, wie es die Priester lehrten.
    Nein , dachte Carya. Ich bin einfach einem Hirngespinst nachgeeilt. Ich hätte mit einer Enttäuschung rechnen müssen. Diese Erkenntnis machte es leider nicht einfacher.
    »Ich möchte mir die Stelle gern aus der Nähe ansehen«, sagte sie.
    Jonan nickte stumm. In seinen Augen sah sie, dass er ihre Gefühle verstand und teilte.
    Vorsichtig kletterten sie den Abhang hinunter, bis sie die Schneise erreicht hatten. Pitlit hob einen der schwarzen Steine auf. »Sieht aus, als wäre er geschmolzen«, staunte er.
    Carya ging neben einem der Metallteile in die Hocke und zog es aus der Erde. Es war kaum mehr als ein armlanger, verbogener Splitter, doch Wind und Wetter hatten ihm nichts anhaben können. Als sie Schmutz und Rußschicht fortwischte, glänzte das Metall darunter noch immer weiß und silbrig. Reste von Symbolen waren darauf zu erkennen.
    Sie zog das Amulett hervor, das sie stets unter der Bluse trug, und verglich die Zeichen. Sie waren nicht identisch, aber es bestand eindeutig eine Ähnlichkeit zwischen ihnen. Es gab kaum Zweifel daran, dass das Amulett einst ein Teil der Wrackstücke gewesen war. Und beides zusammen barg das Geheimnis ihrer Vergangenheit.
    Während sie auf das Metallstück schaute, ging ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf.Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen. »Wieso haben sie das nicht mitgenommen?«, fragte sie sich.
    Obwohl sie Jonan nicht direkt angesprochen hatte, ließ dieser sich neben ihr auf ein Knie nieder. »Wie meinst du das?«
    »Dieses Wrackteil.« Sie hob es hoch, dann deutete sie

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