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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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einziger richtiger Freund bei der Ascherose. Also, Stephenie war auch ganz nett, aber die hatte so viele Liebhaber, die mich nicht mochten, sodass ich eigentlich immer nur mit Ugo zusammen war. Und jetzt, wo er fort ist … «
    Carya schaute Pitlit überrascht an. Es wäre ihr nicht in den Sinn gekommen, dass der so unabhängig wirkende und freiheitsliebende Junge eine so enge Bindung zu dem bärtigen Mathematiker aufgebaut hatte. Andererseits durfte man nicht vergessen, dass er erst dreizehn war – wenn das wirklich stimmte – und dass jeder Junge in diesem Alter sich einen Vater wünschte, zu dem er aufschauen konnte, von einer liebenden Mutter ganz zu schweigen. Pitlit schien da keine Ausnahme zu bilden, auch wenn er das niemals deutlicher zugegeben hätte als in diesem Moment.
    »Es tut mir leid«, sagte Carya. »Glaub mir, ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man jemanden verliert, der einem sehr nahestand. Aber du hast ja jetzt uns. Jonan mag nicht Ugo sein und ich nicht Stephenie, aber deine Freunde sind wir trotzdem.« Sie hätte niemals gedacht, dass sie das mal zu einem schmutzigen, frechen Straßenbengel sagen würde.
    Pitlit strahlte sie an. »Ihr seid schon in Ordnung«, verkündete er. »Beide ein bisschen steif, aber ihr lernt schon noch, wie man Spaß im Leben hat.«
    »He!«, erwiderte Carya mit gespielter Empörung.
    Der Straßenjunge lachte und rannte vor.
    Das Gelände stieg jetzt langsam, aber merklich an, und die Straße begann in weiten Schlangenlinien der Flanke einer Hügelkette zu folgen. Zur Linken erhoben sich braungrüne Hänge, zur Rechten fiel das Land in die Wildnis ab, in der nun immer mehr Gestrüpp und eng beisammen stehende, graugrün belaubte Bäume zu sehen waren. Dann schoben sich auch von links die Hügel heran, aber sie waren höher und dichter bewachsen als diejenigen, durch die sich die Straße am Morgen gezogen hatte.
    Die Sonne sank bereits den westlichen Kämmen entgegen, als Carya plötzlich innehielt. »Wartet mal!«, rief sie Jonan und Pitlit zu, die ein paar Schritte vorausgegangen waren. Während die beiden zu ihr zurückkehrten, wandte sich Carya den schräg vor ihnen liegenden Hügeln zu und hielt die Karte ihres Vaters zum Vergleich daneben. »Ich glaube, dort vorne könnte es sein. Was meint ihr?«
    Jonan musterte die Zeichnung und hob anschließend den Blick. »Du könntest recht haben. Diese drei benachbarten Hügelkuppen mit den zwei Metallmasten zwischen dem mittleren und dem rechten Hügel … Das hat eine bemerkenswerte Ähnlichkeit.«
    »Versuchen wir es dort«, drängte Carya. »Vielleicht entdecken wir die Absturzstelle wirklich.«
    »Und selbst wenn nicht, so können wir dort doch zumindest einen Schlafplatz für die Nacht finden«, fügte Jonan nickend hinzu.
    »Absturzstelle?«, echote Pitlit. »Würde mich mal jemand einweihen? Was ist das für eine komische Schatzkarte?«
    Carya und Jonan wechselten einen bedeutungsvollen Blick.
    »He!«, entfuhr es dem Straßenjungen, der das mitbekam. »Ihr habt doch irgendein Geheimnis vor mir! Das finde ich echt gemein. Ich gebe hier alles für euch, und ihr verschweigt mir, was wir in der Wildnis überhaupt treiben. Ich dachte, wir sind auf dem Weg zu Freunden von Carya im Norden?«
    »Das sind wir auch«, beruhigte Carya ihn. »Aber vorher möchte ich noch etwas überprüfen. Mein … « Sie zögerte einen Moment, entschied dann aber, dass Pitlit sich das Recht verdient hatte, die Wahrheit zu erfahren. »Mein Onkel hat mir diese Karte gegeben. Darauf ist die Stelle markiert, an der vor zehn Jahren eine Flugkapsel abgestürzt ist.«
    »Und was kümmert uns das?«
    »In dieser Flugkapsel lag ich. Mein Vater und mein Onkel haben mich dort als junges Mädchen gefunden. Ich habe keinerlei Erinnerungen mehr daran oder an meine eigentliche Herkunft. Aber ich hoffe, in dieser Kapsel Antworten zu entdecken.«
    Pitlit starrte sie mit großen Augen an. »Du bist in einer Kapsel vom Himmel gefallen?«
    »Ja, so sieht es aus, auch wenn es vollkommen verrückt klingt.« Sein fassungsloser Blick entlockte Carya ein nervöses Lächeln.
    »Das ist … «, der sonst nie um einen dummen Spruch verlegene Straßenjunge schien nach den richtigen Worten zu suchen, »… total krass!«
    »Na ja, so etwas Besonderes ist es nun auch wieder nicht«, versuchte Carya abzuwiegeln. »Ich bin ein Mensch wie Jonan und du, so viel steht fest. Aber offensichtlich waren meine wahren Eltern reich genug, um mich in so einen Flugapparat zu

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