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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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abnahm, entschied der Anführer der Mutanten, hier zu rasten.
    »Wie weit ist es denn noch bis zu unserem Ziel?«, wollte Carya wissen.
    »Zu weit für heute«, erwiderte der Mann. »Nicht mehr weit morgen.«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging zu den anderen hinüber, die gerade damit beschäftigt waren, ein kleines Lagerfeuer anzufachen.
    Jonan trat neben sie. »So freundliche Leute«, stellte er mit deutlichem Sarkasmus in der Stimme fest. »Ich hoffe, wir begehen keinen Fehler, indem wir ihnen trauen.«
    »Wenn sie uns töten wollten, hätten sie das doch längst getan«, entgegnete Carya. »Das waren deine eigenen Worte.«
    Pitlit gesellte sich zu ihnen. »Vielleicht wollen sie Jonan und mich auch nur versklaven und dich zur Braut des Häuptlings machen«, schlug er vor und grinste Carya frech an. »Oder sie halten es wie der Schäfer, der sein Schaf auch nicht auf der Weide tötet, weil er es sonst nach Hause schleppen müsste und das Fleisch verderben würde. Stattdessen bringt er es zum Schlachter, und der bereitet dann alles ganz frisch zu.« Der Straßenjunge schnalzte genüsslich mit der Zunge.
    »Na, das wird uns helfen, heute Nacht gut zu schlafen«, knurrte Jonan. »Danke für diese Überlegungen, Pitlit.«
    Dem schien erst verspätet aufzufallen, dass seine als Scherz gemeinten Worte möglicherweise durchaus einen wahren Kernenthielten. Er wurde etwas bleich um die Nase, und seine Augen weiteten sich. »Das machen die nicht wirklich, oder?«, fragte er.
    »Nicht, solange noch Munition in dieser Waffe ist«, versprach ihm Jonan grimmig und klopfte auf den Lauf seines Sturmgewehrs.
    Die ganze Nacht über bekam Carya kaum ein Auge zu. Das war zum Teil sicher den Insekten geschuldet, die sich hier in Flussnähe tummelten und Caryas Blut viel schmackhafter zu finden schienen als das der Mutanten. Aber mehr noch brachten sie Angst und Aufregung um den Schlaf. Was würde sie morgen erwarten? Tochter des Himmels hatte der grauhaarige Mann sie genannt. Wie kam er auf diesen Namen? Hatte er das Amulett als Teil der Flugkapsel erkannt? Aber wenn dem so war, bedeutete das womöglich … Sie wagte den Gedanken nicht zu Ende zu führen. Sie verweigerte sich jedes weitere Gefühl von Hoffnung. Eine erneute Enttäuschung wollte sie nicht erleben.
    Im Morgengrauen brach die Gruppe wieder auf. Flussaufwärts wanderten sie am Ufer entlang. Carya befürchtete schon, sie könnten gezwungen sein, an einer Furt hüfttief durchs eiskalte und sicher verunreinigte Wasser zu waten. Aber ihr Weg führte sie stattdessen zu einer uralten Betonbrücke, deren Geländer von Rost zerfressen war und auf deren aufgeplatztem Asphaltbelag graugrünes Moos wuchs.
    Etwa drei Stunden lang liefen sie auf lange nicht mehr befahrenen Feldwegen durch die hügelige Wildnis nach Osten. Vor ihnen ragten braune Bergflanken auf, unwegsames, von der Sonne verbranntes Land.
    Jonan holte seinen Strahlungsmesser hervor. Er betrachtete eine Weile die Anzeigen, bevor er ihn wieder verstaute.
    »Besteht Gefahr?«, wollte Carya wissen.
    »Nicht von der Strahlung«, erwiderte Jonan.
    »Sind wir bald da?«, maulte Pitlit.
    Einer der Mutanten, ein ausgemergelt wirkender Mann, auf dessen Kopf kaum mehr als ein paar Strähnen Haare verblieben waren, funkelte ihn unwillig an.
    »Ich frage ja nur«, meinte der Straßenjunge.
    Der Mann zögerte, bevor er auf den nächsten Kamm deutete. »Hinter dem Berg«, sagte er mit einer Stimme, die rau wie ein Reibeisen klang.
    Pitlit zuckte unwillkürlich zurück. »Was ist denn mit dem los?«, fragte er, als der Mann sich ein paar Schritte von ihnen entfernt hatte.
    »Der unsichtbare Tod hat seine Stimme zerstört«, erklärte eine junge Frau mit seltsam langgezogenem Gesicht. »Ohne den Doktor wäre er schon von uns gegangen. Auch so wird er uns bald verlassen und in die Wildnis gehen.«
    »Der unsichtbare Tod, hm?« Pitlit verzog das Gesicht. »Ich hätte in Arcadion bleiben sollen.«
    »Wer ist dieser Doktor?«, wandte sich Carya an die Frau, die offenbar gesprächiger war als ihre männlichen Gefährten.
    Diese wollte gerade antworten, doch ihr Nachbar versetzte ihr einen Stoß in die Seite und brummte etwas Unverständliches. »Du wirst es sehen, Tochter des Himmels«, sagte die junge Frau nur.
    So leicht wollte Carya sich nicht abwimmeln lassen. »Warum nennt ihr mich alle so?«, verlangte sie zu wissen.
    Die Frau senkte lediglich den Kopf und beschleunigte ihre Schritte.
    »Du wirst es sehen, Tochter des

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