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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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nichts Göttliches. Sie war nicht besser oder schlechter als jeder von ihnen.
    Durch die Tür traten sie ins Innere des Tempels. In dem Raum, der die Kapsel und die Trümmer des Raketenflugzeugs enthielt, brannte kein Licht. Weil draußen allerdings helllichter Tag herrschte, fiel genug Sonnenlicht durch die runden Fenster unter dem Dach herein, dass sie sich ohne Schwierigkeiten zurechtfanden.
    »Schauen wir uns zuerst die Kapsel an«, entschied Carya. Sie zog das Schlüsselamulett hervor und steckte es in den Schlitz des elektronischen Schlosses. Wie beim ersten Mal verlangte das Gerät einen Code zurVerifikation, und Carya tippte die dreistellige Ziffernfolge ein, die ihr aus unerfindlichen Gründen bekannt war. Mit einem Rumpeln und Zischen schwang die Luke auf, und der gelbe Schein aus dem Kapselinneren gesellte sich zu den Kegeln aus Sonnenlicht von den Fenstern.
    Neugierig beugte Carya sich vor und lugte in die Kapsel hinein. Ein weiches graues Sitzpolster befand sich darin, aus einem Material, das Carya nicht kannte. Zur Sicherung des Passagiers war daneben ein Gurtsystem in die Rückwand der Kapsel eingelassen. Mehrere Manschetten, die über Kabel mit Geräten in der Kapselwand verbunden waren, hingen lose herab. Dazu kam eine Art Haube, die man über den Kopf ziehen konnte und aus der ebenfalls Drähte hervorragten.
    »Das Zeug diente vermutlich dazu, deine Lebensfunktionen zu überwachen«, meinte Jonan, der sich zu ihr gesellt hatte. »Pulsschlag, Körpertemperatur und Ähnliches. In den alten Templerpanzerungen gibt es ähnliche Vorrichtungen, aber die benutzt heute kein Mensch mehr, weil keine Geräte existieren, um die Informationen zu verarbeiten.«
    Carya besah sich die verschiedenen Kontrollen und strich mit der Hand über das Polster. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie als sechsjähriges Mädchen in diesem glänzenden, blinkenden, fliegenden Metallsarg gelegen hatte.
    Die Kapsel wirkte relativ geräumig. Für ein Kind war sie im Grunde zu groß. Ein kräftiger Mann wie Jonan passte nicht hinein, aber sie selbst, wenn sie die Beine etwas anwinkelte …
    Sie ergriff den Kapselrahmen und zog sich daran hoch.
    »Was hast du vor?«, wollte Jonan wissen.
    »Ich möchte wissen, wie es damals war«, erklärte Carya, während sie sich umdrehte und rücklings in die Polster sinken ließ. Es war ein seltsames Gefühl, darin zu liegen. Die Polsterung schien sich ihrem Körper irgendwie anzupassen und ihn zu stützen.
    Jonan tauchte vor der Luke auf. »Und?«, fragte er.
    »Schließ die Luke«, bat sie.
    »Bist du sicher?«, fragte er zweifelnd.
    Carya nickte.
    »Also schön.« Er griff nach der Luke, doch Carya hielt ihn auf. »Das Amulett! Du musst es einfach nur herausziehen, den Knopf daneben drücken und dann schließt sich die Kapsel von selbst.«
    Jonan tat, wie ihm befohlen. Summend schob sich die von innen dick gepolsterte Luke vor Caryas Sichtfeld. Sie erhaschte noch einen kurzen Blick auf Jonans besorgtes Gesicht, gleich darauf schloss sich der Spalt, und die Luke versiegelte sich mit einem Zischen.
    Das gelbliche Licht, das aus seitlichen Leuchtpaneelen gekommen war, ging aus. Carya schrak zusammen. In vollkommener Finsternis machte die Kapsel einen noch klaustrophobischer, als sie es ohnehin schon tat. Im nächsten Moment jedoch glommen kleinere Notleuchten auf und tauchten das Innere in schwach rötliches Licht. Vor ihrem Gesicht erwachte eine Anzeige zum Leben. Sie zeigte ein stetig blinkendes Kreissymbol, das Carya fremd war, sie allerdings instinktiv an ein Warnsignal erinnerte.
    Unvermittelt blitzten Eindrücke vor ihrem geistigen Auge auf, flüchtige Reminiszenzen an ein Geschehen, das in ferner Vergangenheit lag. Ein Donnern stört die tiefe Stille. Plötzlich fängt die Welt an zu zittern und zu beben. Von irgendwoher dringt ein Heulen, und die Notleuchten glimmen auf wie rötliche Glut.
    Carya spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Auf einmal kam ihr die Kapsel unglaublich eng vor. »Jonan«, rief sie und begann unruhig hin und her zu rutschen.
    Das Zittern wird stärker. Die Stimme eines Automaten spricht zu ihr, aber sie versteht nicht, was sie sagt. Alle Anzeigen flackern und blinken hektisch. Ein Warnsignal kündet vom ungeplanten Abweichen ihrer Flugroute. Zahlen blitzen auf, die nicht zusammenpassen, obwohl sie zusammenpassen sollten. Die Welt verliert jede Ordnung.
    »Jonan! Öffne die Kapsel! Bitte!« Die Luft kam ihr plötzlich stickig und unerträglich vor. Sie

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