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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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dazu bewegen würde, einem völlig Fremden zu helfen. Jonan hatte ihn noch immer nicht gelesen, und er fragte sich auf einmal, ob er das vor seiner Abfahrt vielleicht hätte tun sollen. Er sah kurz zur Brusttasche der Lederjacke hinunter, in der das Schreiben zusammen mit der Landkarte, auf der das Versteck der Invitros eingezeichnet war, steckte. Dann schüttelte er den Kopf. Letzten Endes spielte es keine Rolle, was genau Rajael geschrieben hatte. So oder so brauchte Jonan die Hilfe der Künstlichen – und wenn er darum betteln musste.
    Sein Weg führte ihn durch die wilde Hügellandschaft und über die Flussbrücke hinweg, in deren Nähe sie vor wenigen Tagen gerastet hatten. Danach wandte er sich in Richtung Nordosten und stieß nach wenigen Kilometern auf das graue, endlose Band der Handelsstraße. Obwohl die Straße in schlechtem Zustand war, erleichterte sie das Fahren erheblich, und Jonan holte aus dem alten Motorrad heraus, was möglich war. Er wollte sein Ziel so schnell wie möglich erreichen.
    Links und rechts von ihm zog die Landschaft vorbei, von braunem Gras und Büschen bewachsene Hügel, ausgedörrte Wiesen und Felder und die Überreste einer Zivilisation, die einstdasganze Land besiedelt hatte, nur um sich in den Dunklen Jahren angstvoll um ein paar vereinzelte helle Flecken zu scharen. Zu Fuß hätten Carya, Pitlit und er für diese Strecke sicher mehrere Tage benötigt, mit dem Motorrad sollte es nur eine Frage von drei bis vier Stunden sein. Das kam Jonan sehr entgegen, denn die Sonne hatte den Zenit schon deutlich überschritten und neigte sich langsam, aber unerbittlich dem westlichen Horizont zu. Er hoffte, dass es ihm gelang, noch vor Einbruch der Dunkelheit den See zu finden, in dem sich die Größere Insel befand.
    Nach etwa einem Viertel der Strecke verlor die Handelsstraße eine Fahrbahn, und die Zeichen früherer Besiedelung wurden weniger. Ansonsten änderte sich die Landschaft kaum. Mal rückten die Hügelketten zu beiden Seiten der Straße näher, mal waren sie nicht mehr als dunstige Schemen am Horizont.
    Jonan folgte dem grauen Band mit gleichbleibender Geschwindigkeit eine gute weitere Stunde lang. Dann begann er, genauer auf die verwitterten Straßenschilder zu achten, die am Straßenrand standen, und mehr als einmal hielt er an, um die Namen darauf mit denen auf seiner Karte zu vergleichen. Dabei stellte sich heraus, dass die Karte irgendwie zu grob war. Sie enthielt so gut wie keine hilfreichen Ortsbezeichnungen.
    Schließlich holte er zu seiner Erleichterung einen Konvoi aus Handelskutschen ein, der schwerfällig gen Norden rumpelte. Langsam rollte er zur Spitze vor und fragte die Kutscher nach dem Weg. Er hatte Glück. Die Männer zeigten ihm auf ihrer eigenen Karte, wo sie sich befanden, und Jonan konnte daraus erkennen, dass es bis zum See gar nicht mehr weit war. Unterhalb des Sees waren weite Bereiche in warnendem Rot eingefärbt, und das erinnerte Jonan daran, dass es an der Zeit war, seinen Strahlungsmesser hervorzuholen.
    Der Kutscher, der Jonans Unbehagen bemerkte, lachte humorlos. »Wie ich sehe, sind Ihnen die Todeszonen aufgefallen. Ich kann nur sagen, halten Sie sich davon fern. Wenn Sie wirklich zum See wollen – und ich weiß nicht recht, was Sie an dem algenverseuchten Tümpel interessiert – , dann sollten Sie von oben heranfahren.« Er deutete auf eine große Straßenkreuzung, von der ein Weg in östlicher Richtung direkt zum nördlichen Seeufer führte.
    »Danke«, sagte Jonan. »Ich werde Ihren Rat beherzigen.«
    Dank der Hilfe der Händler legte er den Rest der Strecke schneller als gedacht zurück. Die Straßenkreuzung war nicht zu verfehlen, und bald darauf konnte erWasser durch die Bäume und Sträucher glitzern sehen.
    Die Sonne stand zwar schon tief am Himmel, aber noch war es hell genug, dass er sich gut orientieren konnte. Jonan rollte mit seinem Motorrad die Straße entlang, bis er eine Landzunge erreichte, die in den See hineinreichte. Vor ihm ragte ein windschiefes Schild aus dem Boden, das von einem Erholungsgebiet für Urlauber kündete. Allerdings waren die verstreut am Ufer liegenden Hütten völlig verfallen, und keine Menschenseele zeigte sich.
    Jonan stieg von seiner Maschine und ging zum See hinunter. Die Abendsonne brachte das grünblaue Wasser zum Funkeln, doch der durchdringende Geruch, der Jonan an den sommerlichen Tevere erinnerte, ließ ein Bad in diesen Fluten wenig erstrebenswert erscheinen.
    Etwa einen Kilometer vom Ufer

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