Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
Vom Netzwerk:
unsicher. »Darüber muss ich nachdenken. Aber eins ist klar: Wenn wir den Leviathan nicht einsetzen wollen, haben Sie den ganzen Weg hierher umsonst auf sich genommen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich den Panzer nicht einsetzen will«, entgegnete Enzo. »Aber wir drehen den Spieß ein wenig um.«
    »Wie meinen Sie das?«, wollte Jonan wissen.
    »Wir konzentrieren uns nicht darauf, die Soldaten dazu zu bewegen, uns mit dem Leviathan in die Kaserne hineinzuholen, sondern darauf, mit ihm möglichst viele von ihnen aus ihr herauszulocken.« Der alte Invitrosoldat grinste und tippte sich mit dem Finger an die Schläfe. »Ich spüre, wie mein eingerosteter Verstand zu arbeiten beginnt. Ich glaube, noch ist nicht aller Tage Abend. Komm mit. Ich will mir deinen Panzer mal ansehen.«

Kapitel 37
    Es war die dunkelste Nacht in Caryas bisherigem Leben. Ihr Körper schmerzte von der Folter, ihr war übel und schwindelig, und ihre Gedanken schwebten Schlieren ziehend durch ihren Geist wie Tintentropfen in einem Wasserglas. Morgen wird mir der Prozess gemacht, und ich werde zum Tode verurteilt , ging es ihr immer wieder durch den Kopf. Es kam einem bitteren Hohn gleich, dass der oberste Richter des Tribunalpalasts sein Urteil über sie bereits gesprochen hatte, ohne auch nur auf den Beginn der Verhandlung zu warten. Ich bin tot. Und meine Eltern sind es ebenfalls. Jonan ist nicht gekommen. Und meine seltsamen Gaben retten mich auch nicht.
    Ihre Gaben … Ein Laut zwischen Kichern und Schluchzen kam über ihre Lippen, als sie sich, die Arme fröstelnd um die Brust geschlungen, auf ihrer harten Pritsche zusammenrollte. Was hatte es damit auf sich? Wer war sie? Wo kam sie her? Hatte die verstörende Vision, die während Loraldis Psychospielchen aus ihrem Inneren aufgestiegen war, wirklich etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun? Oder hatte sie nur unter Wahnvorstellungen gelitten, hervorgerufen von den Drogen, die diese Ärzte ihr gespritzt hatten? Habe ich diese blaugrüne Kugel in der Schwärze tatsächlich schon einmal so gesehen? War sie wirklich eine Tochter des Himmels?
    Eine Welle der Übelkeit brandete in ihr hoch und unfähig, die Kraft aufzubringen, sich bis zur Toilette zu schleppen, rollte sie zum Rand ihrer Pritsche und erbrach sich auf den Steinboden direkt daneben. Es war nicht viel Inhalt in ihrem Magen übrig. Sie hätte gerne etwas Wasser gehabt, um den sauren Geschmack im Mund loszuwerden, aber es gab keins, und sie fühlte sich zu schwach, um nach den Wachen zu rufen. Also wälzte sie sich einfach wieder zurück in die Mitte der Pritsche, schloss die Augen und wünschte sich, es wäre schon alles vorbei und sie von ihrem Leid erlöst.
    Nein! , meldete sich da plötzlich eine trotzige Stimme in ihrem Geist. So darfst du nicht denken. Wenn du dich aufgibst, haben sie gewonnen. Dann haben sie dich gebrochen, und nichts anderes war und ist ihr Ziel. Sie wollen dich dafür leiden sehen, dass du sie angegriffen hast. Sie wollen, dass du am Boden liegst, wenn sie dir den Gnadenschuss geben. Damit alle Welt sehen kann, was für ein nichtswürdiger Geist, was für ein schwacher Klumpen Fleisch so eine Verräterseele ist. Diese Genugtuung darfst du ihnen nicht gewähren. Kämpfe! Steh auf und kämpfe, verdammt nochmal!
    Mit einem Ächzen, als trage sie die Last der ganzen Welt auf ihren Schultern, zwang sich Carya in eine sitzende Position. Sie schwang die Beine vom Bett. Schließlich erhob sie sich. Und dann stand sie in ihrer Zelle, breitbeinig, um nicht umzufallen, und die Augen fest auf die Tür gerichtet. Allein ihr Trotz und ihr Stolz hielten sie aufrecht, und von beidem brannte auf einmal mehr in ihrer Brust, als sie jemals für möglich gehalten hätte. In dieser Nacht starb der letzte Rest der alten Carya, des stillen, braven Templerjugendmädchens, das mit klopfendem Herzen den falschen Männern und den falschen Idealen nachgelaufen war, und zurück blieb nur ihr neues Ich, die Kämpferin, die vor niemandem mehr Angst hatte und selbst dem Tod hoch erhobenen Hauptes entgegentreten würde.
    Genau so fand der gepanzerte Gardist des Tribunalpalasts sie vor, als er kam, um sie zum Prozess abzuholen. Und obwohl Carya das Gesicht des Mannes unter dem Helm nicht sehen konnte, spürte sie seine Verblüffung, denn er hatte wohl damit gerechnet, ein verheultes, vom eigenen Erbrochenen besudeltes Häuflein Elend in der Zelle vorzufinden.
    »Ist es endlich so weit?«, fragte Carya.
    »Äh … ja«, erwiderte der Schwarze

Weitere Kostenlose Bücher