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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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eingefangen und in hübsche Kleider gesteckt.«
    »Ich verstehe, es tut mir leid«, sagte Loraldi. »Womöglich bin ich in meinem Eifer übers Ziel hinausgeschossen.«
    »Das glaube ich aber auch.« Die Gestalt Aidalons tauchte in Caryas Blickfeld auf, die bärtige Miene unwillig verzogen, die Augen dunkel wetterleuchtend wie der Himmel vor einem Sommergewitter. Seine Nase, stellte Carya fest und musste darüber beinahe kichern, sah aus dieser Perspektive unglaublich groß aus.
    Das sind die Drogen , erkannte sie. Verdammt, die haben mir Drogen gegeben. Was habe ich Loraldi erzählt? Was weiß er, was nicht einmal ich selbst weiß? Sie musste an die hell erleuchtete Kammer denken und an die blaugrüne Kugel auf einem Bett aus glitzernder Schwärze.
    Als hätte Aidalon ihre Gedanken gelesen, stellte er beinahe dieselbe Frage. »Und? Hat sie geredet?«
    »Ich bedaure, nein«, erwiderte Loraldi. »Sie weiß wirklich nichts. Ich habe keine Ahnung, was diejenigen, die sie gesandt haben, ihr antaten, bevor man sie auf die Reise schickte, aber entweder hatte sie zuvor kein Leben oder es ist völlig aus ihrem Geist getilgt worden.«
    Aidalon gab ein Brummen von sich. »Das ist unerfreulich, aber nicht zu ändern. In diesem Fall brauchen wir den Prozess nicht länger hinauszuzögern. Morgen will ich sie in der Richtkammer sehen.«
    »Selbstverständlich, Großinquisitor«, beeilte sich Loraldi zu sagen. »Und was machen wir mit ihren Eltern, wenn die Frage gestattet ist? Die sitzen ja auch noch bei uns in Haft.«
    »Ihnen wird gemeinsam mit ihrer Tochter der Prozess gemacht, und sie werden zusammen hingerichtet.«
    Sie werden zusammen hingerichtet … Wie ein Schwall eisigen Wassers ließen diese Worte Caryas Geist mit einem Schlag vollkommen klar werden. Ihre Augen weiteten sich. »Nein!«, rief sie erschrocken und bäumte sich gegen ihre Fesseln auf. »Nein, das dürfen Sie nicht tun.«
    »Willkommen zurück«, begrüßte Loraldi sie mit süffisantem Lächeln.
    Mit flehendem Blick wandte sich Carya an Aidalon. »Meine Eltern haben nichts getan. Sie dürfen ihnen nichts antun. Sie sind unschuldig.«
    Der Großinquisitor erwiderte ihren Blick mit unerbittlicher Härte. »Hier geht es nicht um Schuld oder Unschuld. Es geht darum, ein Exempel zu statuieren. Niemand greift ungestraft den Lux Dei an. Niemand!«
    Auch in dieser Nacht fand Jonan nicht viel Schlaf. Zwar ließ ihn die Erschöpfung einige Stunden lang ins Reich der Träume entgleiten, doch diese waren von gepanzerten schwarzen Hünen und einer verzweifelt um Hilfe rufenden Carya erfüllt. Noch vor dem Morgengrauen schrak er aus einem dieser Albträume hoch, und danach war an ein erneutes Einschlafen nicht mehr zu denken. Unruhig drehte er sich auf dem abgewetzten Sofa hin und her, das er sich für die Nachtruhe ausgesucht hatte. Und als es draußen vor dem Fenster endlich dämmerte, stand er auf und schlich durch das Haus ins Freie.
    Er setzte sich auf eine Wehrmauer an der Südseite des schlossartigen Anwesens und blickte auf den See hinaus, der still und unbewegt vor ihm lag. Hauchzarte Nebelschwaden hingen über dem Wasser. Irgendwo rief ein Vogel im Uferschilf. Es fühlt sich an wie die Ruhe vor dem Sturm , dachte Jonan. Aber er fürchtete sich nicht, denn er war es, der den Sturm brachte. Und es wurde Zeit, dass es endlich losging!
    Als er wieder ins Gebäude zurückkehrte, vernahm er aus der Werkstatt von Enzo Geräusche. Es klang, als spräche der Invitro mit jemandem. Ein eigentümliches Rauschen untermalte die Stimmen. Leise trat Jonan näher und lugte um die Ecke. Enzo saß am Fenster vor einem silbernen Kasten mit mehreren Schaltelementen und einer langen Antenne und sprach in ein Mikrofon. Ein Funkgerät , erkannte Jonan. Mit wem er sich wohl unterhielt?
    »… Mädchen namens Carya gehört, einer Freundin von Rajael?«, fragte Enzo gerade.
    »Ja«, erklang eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher. Aufgrund der Interferenzen war sie nur schwer zu verstehen. »Rajael und sie sind seit zwei Jahren befreundet gewesen. Ich habe sie aber nur einmal gesehen, als Rajael sie zu einem Treffen mit Tobyn mitgebracht hat. Ihr Vater arbeitete als Gerichtsdiener im Tribunalpalast, und wir hatten erst kürzlich überlegt, ob wir über sie vielleicht herausbekommen könnten, was bei der Inquisition gerade vor sich geht. Du weißt ja, dass das Pflaster in Arcadion immer heißer für uns wird.«
    »Ihr solltet dort einfach verschwinden und zu uns kommen, Gamilia«, sagte

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