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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Neid.
    Carya warf einen Blick aus dem Fenster auf die abendlichen Straßen, die sich zunehmend leerten. Die Menschen gingen nach Hause, um im Kreise der Familie den Tag zu beschließen. Als sie darüber nachdachte, wurde Carya ganz mulmig im Magen. Sie war immer noch nicht zu Hause gewesen. Nach ihrer ersten Rückkehr vom Tribunalpalast hatte sie sich einfach nicht getraut. Sie hatte befürchtet, ihre Eltern würden wütend auf sie sein und ihr Stubenarrest erteilen. Das hätte den Besuch des Prozesses deutlich erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht.
    Stattdessen hatte sie nur eine rasch geschriebene Nachricht vor die Tür gelegt, in der sie ihrer Mutter und ihrem Vater mitgeteilt hatte, dass sie mit Rajael unterwegs sei. Bitte seid mir nicht böse, es hat sich ganz plötzlich ergeben. Ich bin heute Abend zurück, aber es könnte ein wenig später werden. Ihr war klar, dass sie sich dafür ein Donnerwetter von ihrem Vater einhandeln würde. Aber was tat man nicht alles für Freunde.
    Die Kutsche erreichte den Tribunalpalast und wurde von den Templerwachen angehalten. Am Abend und in der Nacht ging hier niemand ein oder aus, ohne sich vorher ordentlich erklärt zu haben. »Die beiden Damen besuchen den Prozess«, gab der Kutscher auf Anfrage Auskunft. »Sie haben eine Einladung.« Er spielte seine Rolle als Bediensteter, wie Rajael es ihm gegen einen extra Obolus aufgetragen hatte.
    Der Soldat nahm das Schreiben von Inquisitor Naisa entgegen, prüfte es kurz und reichte es dann zurück. »Sie können passieren.«
    Die Kutsche fuhr unter dem Torhaus hindurch in den rechteckigen Innenhof. Einige andere Gefährte standen bereits dort, darunter ein eleganter schwarzer Motorwagen mit getönten Scheiben.
    Vor dem Eingang zum Westflügel hielt der Kutscher ihr Fahrzeug an und öffnete Rajael und Carya den Verschlag. »Da wären wir, die Damen.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Rajael in einer perfekt gespielten Verkörperung von gelangweilter Arroganz. »Warten Sie hier auf uns. Wir sind in etwa einer Stunde zurück.«
    »Sehr wohl, Signora.« Der Mann verbeugte sich.
    Carya hielt sich im Hintergrund. Sie war auch so schon aufgeregt genug. Daher überließ sie es ihrer Freundin, sich an die neben dem Eingang stehenden Uniformierten zu wenden, um den Weg zur Richtkammer zu erfragen.
    Zu Caryas Glück waren es andere Männer als am Nachmittag. Auch der Pförtner hatte gewechselt, sodass keine Gefahr bestand, dass man sie wiedererkannte. Und selbst wenn, dachte sie. Ich habe nichts Schlimmeres getan, als mir eine Einladung zu einem Prozess zu beschaffen, obwohl ich noch keine achtzehn bin. Man kann mir nichts vorwerfen, außer vielleicht Fanatismus, Rachsucht und Hass auf die Invitros. Alles doch im Grunde keine verdammenswürdigen Eigenschaften in den Augen der Inquisition.
    Ein Gerichtsdiener führte sie in den hinteren Bereich des Westflügels und eine Treppe hinab bis zu einem Gang, von dem linker Hand mehrere Türen abgingen. Carya war sich nicht sicher gewesen, was sie hier erwarten würde. Ihr Geist hatte ihr Bilder irgendeines finsteren Kerkerflurs vorgegaukelt. Stattdessen lagen Teppiche auf dem Boden, an den Wänden hingen elektrische Lampen, und kleine Sitzgelegenheiten luden zum Verweilen ein. Am hinteren Ende des Gangs stand ein Bediensteter hinter einer Bar mit alkoholischen Getränken. Wie in einem Theater, stellte Carya erstaunt fest.
    Im nächsten Moment ging ihr auf, dass das auf perverse Art einen Sinn ergab. Die Gäste, die zu solchen Prozessen geladen wurden, gehörten nicht selten den wohlhabenden und einflussreichen Schichten der Stadt an. Natürlich konnte man solche Leute nicht durch Gänge scheuchen, in denen das Wasser von den Wänden rann und Ratten über den Weg huschten.
    »Hier, bitte sehr, die Damen«, sagte der Gerichtsdiener und öffnete eine Tür, die zu einem Separee führte. »Getränke sind in der Richtkammer nicht erlaubt, aber Sie können jederzeit nach draußen gehen und drüben an der Bar etwas zu sich nehmen.«
    »Dankeschön«, sagte Rajael geziert, bevor sie das Separee betrat.
    Carya folgte ihr.
    Das Separee war ein vielleicht zwei mal drei Meter messender Raum, der den Eindruck noch verstärkte, sie befänden sich in einem Theater. Eine Reihe bequemer Polstersitze befand sich darin, und nach vorne trennte eine halbhohe Brüstung den Raum von der schachtartigen Richtkammer. Das Separee selbst lag im Dunkeln, aber die gezielt eingesetzten Lichtquellen in der Richtkammer, die unter

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