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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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gelassen hatte, als sie gestürzt war. Sie stand ebenfalls auf. »Geh nach Hause, Carya«, sagte sie mit bekümmerter Miene. »Geh zu deinen Eltern und erzähl ihnen, was geschehen ist. Und wenn die Inquisitoren an eure Tür klopfen, sag ihnen, ich hätte dich gezwungen, mir zu helfen. Du kannst ihnen auch verraten, wo ich wohne. Ich werde sie dort erwarten. Alles wird gut. Das verspreche ich dir.« Sie hob die Hand, als wolle sie Carya zärtlich über die von Tränen und Staub verschmierte Wange streichen, aber Carya zuckte zurück und Rajael ließ die Hand sinken.
    Langsam drehte Rajael sich um und ging davon. Nach wenigen Schritten hatte die Finsternis sie verschlungen.

Kapitel 13
    E ine unbestimmte Zeit lang stand Carya wie betäubt in der Dunkelheit des alten Parks. So schnell die Wut auf Rajael sie übermannt hatte, so schnell war sie wieder verraucht. Zurück blieb ein seltsames Gefühl der Leere. Sie wusste einfach nicht mehr, was sie fühlen sollte: Angst um ihr Leben? Zorn auf Rajael? Mitleid mit dem jungen Mann namens Tobyn, dessen einziges Verbrechen darin bestanden hatte, eine Familie gründen zu wollen? Oder Hass auf die Inquisitoren des Tribunalpalasts?
    Einen Moment lang war sie versucht, ihrer Freundin nachzulaufen und sich für die harten Worte zu entschuldigen. Sie mochte allen Grund haben, auf Rajael wütend zu sein. Diese hatte Caryas Vertrauen und ihre Hilfsbereitschaft schwer missbraucht. Aber letzten Endes hatte Carya die Entscheidung, nach dem Revolver zu greifen und zu schießen, selbst getroffen. Dieser Tatsache konnte sie sich nicht entziehen. Sie musste sich den Folgen dieser Tat stellen. Und deshalb hatte ihre erste Sorge ihren Eltern zu gelten.
    Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend machte Carya sich auf den Weg nach Hause. Sie lief jetzt langsamer, um nicht erneut einen Sturz zu riskieren. Ihre Handballen und Knie schmerzten auch so schon genug. Außerdem fröstelte sie trotz der sommerlichen Wärme. Sie fragte sich, was ihre Eltern wohl sagen würden, wenn sie zur Wohnungstür hereinkam: viel zu spät nach einem Tag unangemeldeter Abwesenheit, mit einem Abendkleid am Leib, das nicht ihr gehörte, mit von Schmutz und Tränen verschmiertem Gesicht und aufgeschürften Armen und Beinen. Wahrscheinlich werden sie denken, ich hätte mich heimlich mit einem Jungen getroffen, der dann versucht hat, mich zu vergewaltigen, ging es Carya durch den Kopf. So schrecklich das gewesen wäre, angesichts ihrer gegenwärtigen Probleme wünschte sie sich beinahe, dass das der Wahrheit entspräche.
    Sie verließ den Park und humpelte im Licht der einsamen Straßenlaternen durch die Gassen unterhalb des Pinciohügels nach Hause. Dabei kam sie auch an Rajaels Wohnhaus vorbei. Da die Kammer ihrer Freundin Richtung Stadt zeigte, konnte sie nicht sehen, ob Licht brannte. Sie fragte sich, ob Rajael dort oben saß und wie es ihr ging. Eigentlich musste sie bei ihr auch noch ihre Kleider und Schulsachen abholen. Aber sie entschied sich dagegen, bei ihr zu klingeln. Das hatte bis morgen Zeit. Rajael war gegenwärtig sicher. Niemand wusste, wo sie wohnte. Carya musste sich erst einmal um sich selbst kümmern.
    Die Fenster der Wohnung ihrer Eltern waren trotz der fortgeschrittenen Stunde noch erhellt. Das verwunderte sie kaum. Höchstwahrscheinlich warteten ihr Vater und ihre Mutter auf Caryas Rückkehr. Rasch betrat sie das Haus und lief die Treppenstufen hinauf.
    Anscheinend hatte ihre Mutter schon darauf gelauscht, ob jemand im Treppenhaus zu hören war, denn noch bevor Carya an die Wohnungstür klopfen konnte, wurde diese aufgerissen. »Carya!«, rief ihre Mutter erleichtert. »Dem Licht Gottes sei Dank! Da bist du ja endlich. Du … « Ein bestürzter Ausdruck erschien auf ihrer Miene. »Ach du meine Güte, wie siehst du denn aus? Das ist ja furchtbar. Komm erstmal herein. Was ist denn passiert? Und was hast du da für ein Kleid an?«
    Begleitet von dem ununterbrochenen Strom nervösen Geredes ihrer Mutter, betrat Carya die Wohnung. Im Kücheneingang stand ihr Vater und blickte ihr mit gerunzelter Stirn entgegen. »Komm hier rein, Carya«, befahl er, und an seinem Tonfall erkannte Carya, dass ihr eine gehörige Standpauke bevorstand. »Setz dich hin.« Er deutete auf einen der Stühle.
    Stumm kam Carya der Aufforderung nach.
    Ihre Mutter ging zur Kochzeile hinüber. »Ich mache dir erst einmal einen Tee. Das wird dir gut tun. Und dann müssen wir uns deine Wunden anschauen.«
    Caryas Vater warf seiner

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