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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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sonst jemand sie fand. Als treue Freundin war Carya von ihr jedoch an einem konspirativen Abend voll heimlicher Geständnisse und inniger Freundschaftsschwüre in die Existenz des Verstecks eingeweiht worden.
    Dass die Buchstaben so in aller Offenheit versteckt auf dem Stuhl prangten, konnte nur bedeuten, dass Rajael davon ausgegangen war, Carya würde nach ihrem Tod noch einmal ihre Wohnung betreten. Sie wollte mir damit sagen, dass ich ihre Sachen aus dem Versteck holen soll, erkannte Carya. Kein Fremder soll sie bekommen.
    Rasch durchquerte sie das Zimmer, schob einen Bastkorb und ein paar Kissen beiseite und öffnete die falsche Wand hinter dem Regal. Mit der brennenden Kerze bewaffnet, kroch sie in die enge Nische zwischen Dachschräge und Regalrücken. Dort fand sie ihre Schultasche und einen Kleidersack vor. Anscheinend hatte Rajael alles, was ihr wertvoll war, zusammengepackt. Daneben lag noch ein Zettel. Verschwinde von hier, stand darauf geschrieben. Alles weitere später.
    Carya ließ sich nicht zweimal bitten. Ihre Zeit in Rajaels Wohnung wurde in der Tat langsam knapp. Es war nicht auszuschließen, dass sich bereits eine Einheit der Schwarzen Templer auf dem Weg hierher befand, um aufgrund der Aussage von Caryas Vater die Attentäterin Rajael festzunehmen. Hastig schnappte sich Carya die Sachen, robbte rückwärts aus der Nische heraus und schob die falsche Wand und den Bastkorb wieder an ihren Platz zurück, damit niemand Verdacht schöpfte.
    Ein letztes Mal huschte sie zu Rajael hinüber. »Ich werde dich vermissen«, flüsterte sie der Freundin zu, bevor sie ihr einen zärtlichen Kuss auf die kalte Stirn gab. Anschließend löschte sie die Kerze und machte sich auf den Rückweg.
    Unbehelligt gelang es ihr, das Haus zu verlassen, und nachdem sie den Schlüssel von Signore Uberto wieder in den Blumenkübel gesteckt hatte, lief sie zurück zur Straße. Sie überlegte, was sie mit dem Kleiderbeutel anstellen sollte. Es war nicht gut, wenn sie Rajaels Habseligkeiten mit zu sich nach Hause nahm. Dort würden ihre Eltern sie womöglich finden, und die Last, sich mit Rajaels Erbe konfrontiert zu sehen, wollte Carya ihrem Vater und ihrer Mutter nicht auch noch aufbürden.
    Etwas ratlos sah sie sich auf der Straße um. Links von ihr erstreckte sich die uralte, über und über mit blätterreichem Strauchwerk bewachsene Steinmauer. Kurz entschlossen stopfte Carya Rajaels Schultasche in den Kleidersack, duckte sich unter den bei Tage grünen Wasserfall und schob den Beutel gegen den Widerstand des Zweiggeflechts bis zur Mauerkrone hoch. Dann tauchte sie wieder darunter hervor und zog noch ein paar weitere Zweige über die Stelle. Das Versteck war sicher nicht perfekt, aber da der Beutel aus braunem Stoff bestand, durfte sie darauf hoffen, dass er nicht so schnell entdeckt wurde. Morgen nach der Schule würde sie sich einen besseren Aufbewahrungsort überlegen.
    Wenn ich morgen überhaupt zur Schule gehe, dachte Carya. Ob sie ihr bisheriges Leben nach dem heutigen Tag einfach so weiterführen konnte, war mehr als fraglich. Es hing wohl davon ab, was ihr Vater im Tribunalpalast erreichte.
    Mit diesem bangen Gedanken lief sie nach Hause, wobei sie erneut den Schleichweg durch die Gasse hinter ihrem Elternhaus nahm, um möglichst ungesehen zurück ins Haus und in ihr Zimmer zu gelangen.
    Sie hatte gerade den Garten mit den Wäscheleinen erreicht, als sie vor dem Haus plötzlich Tumult vernahm. Motorengeräusch und Hufgeklapper waren zu hören. Türen schlugen zu und schwere Schritte wurden laut. Rasch öffnete sie die Hintertür des Hauses, um in den Flur zu schleichen und nachzuschauen, was dort vorne vor sich ging.
    Als sie um die Ecke in den Eingangsbereich des Treppenhauses lugte, spürte sie einen Adrenalinstoß durch ihren Körper fahren. Die Eingangstür stand sperrangelweit offen. Davor blockierten ein lastwagenartiges Einsatzfahrzeug und eine Personenkutsche die Einfahrt. Das Einsatzfahrzeug war so breit, dass es kaum in die schmale Straße passte.
    Vor dem Haus liefen Männer in schwarzen Uniformen herum, und ein paar von ihnen eilten gerade mit knallenden Stiefeln und ohne Rücksicht auf die fortgeschrittene Stunde die Treppe hinauf. Wohin sie unterwegs waren, brauchte Carya nicht zu fragen. Sie kommen, um mich zu holen, erkannte sie voller Schrecken. Dann hatte ihr Vater also versagt. Die Inquisition suchte Carya als Attentäterin und womöglich mehrfache Mörderin.
    Diese Erkenntnis ließ sie schwindeln,

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