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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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und sie musste sich zusammenreißen, um nicht vor Entsetzen bewusstlos zu Boden zu sinken. Nahm der Albtraum dieses Tages denn nie ein Ende?
    Oben aus dem Treppenhaus war energisches Klopfen zu hören. »Im Namen des Lux Dei, öffnen Sie die Tür!«, befahl eine Männerstimme.
    Angsterfüllt presste sich Carya an die Flurwand in ihrem Rücken. Auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte, als zu ihrer Mutter zu rennen, um sie, wie auch immer, vor den Schwarzen Templern zu beschützen, war ihr klar, dass sie alleine und unbewaffnet keine Chance gegen die Männer hatte. Wenn sie nicht, genau wie ihre Eltern, im Gewahrsam des Lux Dei enden wollte, musste sie fliehen und sich verstecken. Sie brauchte Zeit, um sich zu sammeln und ihre Gedanken zu ordnen, um zu überlegen, was sie als Nächstes tun könnte.
    Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick hinauf ins Treppenhaus wandte sie sich ab und huschte zurück in den Garten. Sie tauchte unter den aufgehängten Wäschestücken hindurch und erreichte erneut die Gittertür hinaus auf die Gasse. Im Nu war sie draußen, wandte sich nach links – und prallte mit einem Monstrum zusammen!
    Es handelte sich um einen Schwarzen Templer in voller Kampfpanzerung, der den Befehl bekommen haben musste, den Hintereingang des Hauses zu sichern. Das dunkle Helmvisier des Mannes richtete sich auf sie, dann hob er sein Sturmgewehr.
    In seinem Rücken schlug die Kirchturmuhr zur Mitternacht.

Kapitel 15
    W ie vom Donner gerührt blickte Jonan auf die junge Frau, die ihm förmlich vor den Gewehrlauf gestolpert war. Die Restlichtverstärkeroptik seines Helms verlieh ihrem Gesicht eine ungesund grünliche Färbung. Trotzdem erkannte er sie sofort wieder!
    Sie hatten sich vor ein paar Tagen im Dom des Lichts getroffen. Sie hatte mit ihrer Templerjugendgruppe einen Ausflug unternommen, er war als Begleiter von Inquisitor Loraldi vor Ort gewesen – des Mannes, der im Augenblick mit einer Kugel im rechten Brustmuskel im Hospital des Lux Dei lag und noch vom Krankenbett aus die Ergreifung der Attentäterinnen gefordert hatte.
    Die Identität zumindest eines Mädchens war schnell ermittelt worden, da es offensichtlich dumm genug gewesen war, sich mit ihrem richtigen Namen in die Gästeliste einzutragen: Carya Diodato. Den Namen Diodato trug auch einer der Angestellten des Tribunalpalasts, der kurz darauf sogar selbst vorstellig geworden war, um dem mit der Untersuchung beauftragten Inquisitor Naisa unter weitschweifigen Entschuldigungen Rede und Antwort zu stehen.
    Naisa war an Entschuldigungen jedoch weniger interessiert gewesen als an Ergebnissen. Als klar war, dass eine der beiden Schuldigen bei Diodato zu Hause im Wohnzimmer saß, hatte der Inquisitor sofort die Templer losgeschickt. Die Mutter, das hatte Jonan über Funk mitbekommen, hatten sie geschnappt. Die Tochter war nicht mehr da gewesen.
    Jonan fragte sich, was sie hier draußen machte. Hätte sie vorgehabt, sich dem Zugriff der Templer zu entziehen, hätte sie alle Zeit der Welt gehabt, um zu verschwinden. Sie hätte nicht zu warten brauchen, bis der Einsatztrupp mit seinen Wagen vor ihrem Haus vorfuhr – dann war ein Entkommen auch eigentlich schon nicht mehr möglich.
    Dass er sie also hier vorfand, konnte nur bedeuten, dass sie unterwegs gewesen und bei ihrer Heimkehr vom Eintreffen der Templer überrascht worden war. Das passte zu dem erschrockenen Ausdruck in ihrem Gesicht. Aus irgendeinem Grund hatte sie nicht mehr damit gerechnet, dass man kommen würde, um sie zu holen.
    Im Prinzip war Jonans Befehl bei diesem Einsatz ebenso klar wie einfach. »Sichern Sie den Hinterausgang, und lassen Sie niemanden entkommen«, hatte Kahane gesagt. Nun, damit hatte er wohl Erfolg gehabt. Die Gesuchte stand direkt vor seiner Nase im Visier seines Sturmgewehrs. Er hätte sie nur noch zur Aufgabe zwingen, und dann die anderen rufen müssen, und dieser Einsatz wäre vorüber gewesen.
    Aber er konnte es nicht.
    Er blickte in ihr blasses Gesicht, ihre dunklen, angsterfüllten Augen. Er sah die weichen, vollen Lippen, ihre schlanke Gestalt, das lange, nachlässig hochgesteckte Haar. Sie wirkte so verletzlich, so unglaublich schutzbedürftig.
    Und er konnte es nicht. Er konnte Carya, wenn sie denn so hieß, nicht den Inquisitoren ausliefern. Nicht nach dem, was er heute mit eigenen Augen in der Richtkammer hatte mit anschauen müssen. Die Vorstellung, dass Männer wie Loraldi oder Naisa dieses Mädchen auf dem Richtblock festschnallten, dass sie Carya

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