Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
Vom Netzwerk:
wieder besuchen kommst, Jonan. Das letzte Mal ist schon viel zu lange her. Und auch noch in so netter Begleitung.« Er zwinkerte Carya zu.
    »Mein Name ist Carya. Jonan und ich sind zusammen.« Zur Bekräftigung ihrer Worte hakte Carya sich bei Jonan unter und zwang sich zu einem Lächeln. Eigentlich war ihr überhaupt nicht nach Gesellschaft zumute. Sie war müde, hatte Angst um ihre Eltern, trauerte um Rajael und wurde von den geisterhaften Nachbildern der schrecklichen Vorkommnisse im Tribunalpalast gequält. Doch der alte Mann wusste nichts von alldem, und deshalb musste sie die Rolle spielen, die Jonan ihr zugedacht hatte.
    »Aha, so, so, da hast du es aber wirklich gut getroffen, mein Junge«, sagte der Alte. »Eine ganz reizende junge Dame ist das, keine Frage. Und was führt euch zu mir?«
    Jonan tischte Capolitto stockend die vereinbarte Lüge auf und endete mit der Bitte, die Nacht über hierbleiben zu dürfen.
    »Aber jederzeit«, erwiderte dieser und lachte heiser. »Ich war schließlich auch mal jung.« Er löste einen Schlüssel von dem Bund, das er am Gürtel trug. »Geht am besten ins Büro von deinem Onkel, Jonan. Aber macht keine Unordnung, sonst heißt es wieder, ich hätte dort heimlich von den Weinvorräten gesoffen. Und wenn ihr Lust habt, kommt mich nachher auf eine Tasse Malzkaffee hier unten besuchen. Ist nämlich doch recht langweilig Nacht für Nacht so alleine. Im Grunde mag ich es zwar so, sonst hätte ich den Beruf schließlich nicht gewählt. Aber wenn man schon mal Gäste im Haus hat … «
    »Ich komme später noch mal vorbei«, versprach Jonan. »Und morgen früh, bevor die Packer eintreffen, sind wir auch ganz sicher wieder weg.«
    Der Alte winkte ab. »Schon gut, schon gut. Ich vertraue dir, dass du mich nicht in Schwierigkeiten bringst, Junge.«
    Oje, hoffen wir, dass wir dieses Vertrauen nicht missbrauchen , ging es Carya durch den Sinn, als sie daran dachte, dass Jonan hier seine Templerrüstung verstecken wollte.
    Während Jonan sie durch die dunkle Lagerhalle führte, sah sie sich unbehaglich um. Überall stapelten sich große Holzkisten, und die wenigen Öllampen, die mit schmutzigen Gläsern und kleinen Flammen an Metallstangen von der Decke hingen, vertieften die Schatten zwischen den Kistenstapeln eher noch, als sie zu vertreiben. Carya konnte sich nicht vorstellen, an diesem Ort alleine die Nacht zu verbringen. Er war ihr unheimlich.
    Sie erreichten eine Treppe, die an der Hallenwand entlang zu einer Empore führte, die im hinteren Bereich des Gebäudes in halber Höhe eingezogen worden war. Auf ihr befand sich das Büro des Lagerleiters, ein Posten, den auf dem Papier Jonans Onkel innehatte, wie Jonan Carya erklärte, auch wenn er sich so gut wie nie hier aufhielt.
    Entsprechend schal roch die Luft in seinem Büro. Carya rümpfte die Nase, als sie eintrat. Hier schien nicht häufig eine Putzfrau vorbeizukommen. Jonan schaltete den Strahler seines Helms ein, und Carya sah ihre Vermutung bestätigt. Ein fleckiger Teppich, ein staubiges Regal voller Ordner, ein alter Schreibtisch und ein noch älteres Sofa weckten alles andere als heimelige Gefühle in ihr. Richtige Fenster gab es nicht, nur eine dieser halbrunden vergitterten Öffnungen in Brusthöhe. Willkommen in der Welt der Gesetzlosen, dachte sie düster. Zum Glück ist es nur für eine Nacht.
    »Tut mir leid«, sagte Jonan, der ihre Miene bemerkt haben musste. »Es ist nicht gerade das erste Hotel am Platze.«
    »Es gibt Schlimmeres«, gab Carya tapfer zurück. Und ich fürchte, ich werde auch das noch kennenlernen, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Jonan machte sich an der Stehlampe neben dem Schreibtisch zu schaffen, und kurz darauf erfüllte warmes gelbes Licht den Raum. Er schaltete den Helmstrahler aus, und einige der schmutzigeren Details des Büros versanken im Dämmerschatten. Anschließend begann er, an den Verschlüssen seiner Rüstung herumzufuhrwerken.
    »Kann ich dir helfen?«, wollte Carya wissen.
    »Danke, das ist nicht nötig. Das Ding mag unpraktisch aussehen, aber das Aus- und Einsteigen ist erstaunlich einfach.« Jonan nahm den Helm ganz ab und legte ihn auf den benachbarten Schreibtisch. Dann löste er die Handschuhe von den Armen und drapierte sie daneben. Als Nächstes klinkte er den Waffengurt und den Ausrüstungsgürtel aus. Staunend blickte Carya auf all die Taschen und Waffenhalterungen an dem Geschirr. Schließlich öffnete er in einer kompliziert aussehenden Abfolge verschiedene Schließhaken

Weitere Kostenlose Bücher