Flammen über Arcadion
einige der Titel durch. » Robinson Crusoe … Die Odyssee … 1984 … Was sind das für Bücher?« Fragend blickte sie ihren Onkel an.
»Geschichten – sehr alte Geschichten – , die davon erzählen, wie man überlebt«, sagte Giac. »Nicht so anschaulich wie ein Handbuch der Jungtempler, aber dafür deutlich unterhaltsamer.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich leihe sie dir. Lies sie. Aber pass gut auf sie auf. Bücher dieser Art findet man innerhalb der Mauern Arcadions nur noch selten.«
Carya sollte jedoch nicht mehr viel Zeit bleiben, sich diesen Schätzen zu widmen. Schon am nächsten Tag gegen Mittag – Carya, Jonan, Adara, Dino und Giac saßen gerade zusammen und gingen Fluchtszenarien durch – platzte Pitlit herein und meldete atemlos: »Stephenie schickt mich. Ihre Freundin hat ihr eine Nachricht zukommen lassen. Um vier Uhr verlässt ein Gefangenentransport den Tribunalpalast, um Häftlinge zum Hauptquartier der Stadtwache zu überführen. Caryas Eltern werden auch dabei sein.«
Sofort sprangen alle auf. »Dann bleibt uns nicht viel Zeit«, sagte Adara. »Pitlit, Giac, informiert die anderen, dass es losgeht. Dino, bereite die Ablenkung vor, damit wir nachher ungesehen aus dem Haus kommen. Ich hole die Kutsche. Wir treffen uns um zwei Uhr wieder hier für eine letzte Besprechung.«
Carya spürte, wie sie von Aufregung ergriffen wurde. Endlich würde etwas geschehen. Sie betete, dass ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt sein würden.
Während die anderen aufbrachen, bedeutete Giac Carya mit einer Geste, ihm einen Moment nach draußen auf den Kellerkorridor zu folgen. »Hör zu«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Du erinnerst dich doch an unser Gespräch vor ein paar Tagen bezüglich deiner Herkunft.«
»Natürlich«, erwiderte Carya ebenso leise.
»Ich war noch einmal in der Wohnung deiner Eltern. Mir ist etwas eingefallen. Dein Vater hatte nach unserer Rückkehr den Absturzort des Fluggeräts in eine Karte eingezeichnet. Ich war mir nicht sicher, was aus ihr geworden ist, nachdem Andetta und er dich an Kindes statt angenommen hatten. Es bestand die Möglichkeit, dass sie sie einfach weggeworfen hatten, weil sie dich und sich nicht damit belasten wollten.Aber nachdem deine Mutter dir das Amulett gegeben hat, habe ich noch einmal gesucht. Und ich habe sie gefunden.« Verstohlen reichte er Carya eine zerknitterte, mehrfach gefaltete Landkarte.
Carya spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. »Nein, Onkel Giac, gib sie mir nicht«, wehrte sie ab. »Nicht jetzt. Es ist ein schlechtes Omen. Du weißt, was mit meiner Mutter geschehen ist, kurz nachdem sie mir das Amulett gegeben hat.«
»So ein Unsinn«, knurrte ihr Onkel. »Sei nicht abergläubisch. Ich gebe sie dir jetzt, weil ich vorher keine Gelegenheit dazu hatte.«
»Gib sie mir, nachdem wir meine Eltern befreit haben.«
»Und was ist, wenn irgendetwas passiert und ich in die Hände des Lux Dei gerate? In dem Fall will ich diese Karte bestimmt nicht bei mir haben.«
»Das wirst du nicht, Onkel Giac! Sag so etwas nicht.«
»Dann hör du auf, so albern zu sein. Ich habe die Karte hier und jetzt, und du sollst sie bekommen!«
Hinter ihnen tauchte Jonan im Türrahmen auf. »Giac? Sie sind ja noch da. Ich dachte, Sie wollten die anderen holen.«
»Will ich auch«, brummte Caryas Onkel. Er ging zu Jonan und drückte dem überraschten ehemaligen Templer die Faltkarte in die Hand. »Hier. Nehmen Sie das. Schauen Sie es sich nicht an, fragen Sie nicht, was es ist, stecken Sie es einfach ein.«
Jonan machte ein verblüfftes Gesicht. »Wie bitte?«
»Gib her«, forderte Carya nicht weniger unwirsch und schnappte ihm die Karte aus der Hand. »Ich nehme sie schon.« Sie warf Giac einen anklagenden Blick zu.
Der nickte nur. »Wir sehen uns später.«
»Was war das denn?«, wollte Jonan wissen, als Caryas Onkel verschwunden war.
»Nichts.« Carya seufzte und schob die Karte in ihre Rocktasche. »Ich erzähle es dir später.«
Pünktlich um zwei Uhr kamen die Verschwörer erneut zusammen. Adara fasste ein letztes Mal den Plan für alle zusammen. Carya fiel gemeinsam mit Ugo und Pitlit die Aufgabe zu, die Gefangenen aus der Kutsche zu holen, sobald Jonan, Lando, Dino und Giac die Wachleute überwältigt hatten. Stephenie und Picardo waren für die Fluchtfahrzeuge verantwortlich. Adara und Gabriela würden für ein wenig Spektakel sorgen, um die Aufmerksamkeit der Stadtwache und der Bewohner Arcadions auf andere Bereiche der Stadt zu lenken.
Nachdem die
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