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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Brust gepresst, kam der Straßenjunge die Mauer entlanggeeilt. Dabei warf er suchende Blicke in die Finsternis. Offenbar hielt er Ausschau nach ihnen.
    »Pitlit, hier sind wir!«, zischte Jonan, als der Straßenjunge nah genug herangekommen war, um sie zu hören.
    Der Kopf des Jungen fuhr herum, und als Pitlit sie erblickte, lief er rasch auf sie zu. »Hallo«, begrüßte er sie atemlos. »Hier sind die versprochenen Vorräte. Packt sie schnell ein, damit wir noch über den Wall kommen, bevor es zu hell wird.«
    »Was hast du da?«, wollte Carya wissen und schlug das Bündel auf. Darin befanden sich zwei Laibe Brot, drei Stangen Salami, ein runder Hartkäse und knapp ein Dutzend Äpfel. »Wo hast du das alles her?«
    »Frag nicht«, sagte Pitlit nur und schloss das Bündel wieder. »Wasser konnte ich leider keins mitbringen. Das wäre zum Tragen zu schwer geworden. Aber es gibt dort draußen einige Wasserstellen.«
    »Hoffen wir, dass sie nicht zu stark verunreinigt sind«, merkte Jonan an. »Wir schaffen es vielleicht, Wasser abzukochen. Aber gegen Chemikalien oder Strahlung sind wir machtlos.«
    »Habt ihr etwa gedacht, das Leben jenseits der Mauern sei ein Zuckerschlecken?« Pitlit schnaubte.
    »Keinen Moment lang«, sagte Jonan. Er packte das Essen in seinen Ausrüstungssack. »Los jetzt.«
    Er wollte sich in Richtung Treppenaufgang wenden, Pitlit hingegen hielt ihn auf. »Wartet. Ich schaue mal nach, ob die Luft rein ist.« Er huschte davon und verschmolz mit den Schatten.
    »Gar nicht so unpraktisch, einen kleinen Helfer an der Seite zu haben«, merkte Carya lächelnd an.
    Jonan kam nicht umhin, dem zuzustimmen. Wenn man selbst steckbrieflich gesucht wurde, war es in der Tat nützlich, wenn einem jemand bestimmte Aufgaben abnehmen konnte, weil sich niemand sein Gesicht merken würde, selbst wenn er Fratzen schneidend vor ihm gestanden hätte.
    »Alles in Ordnung«, meldete Pitlit, als er wenig später wieder auftauchte. »Entweder rechnet der Lux Dei nicht damit, dass wir über den Wall in die Wildnis fliehen, oder er hat seit gestern Nachmittag einfach noch nicht genug Leute zusammentrommeln können, um jeden Meter der Mauer zu bewachen.«
    »Vielleicht sind wir die Mühe auch nicht wert?«, wagte Carya zu hoffen.
    Jonan verzog das Gesicht. »Davon sollten wir lieber nicht ausgehen. Wir haben der Inquisition gestern einen bösen Schlag versetzt, als wir uns ihrer Falle entzogen haben. Und ich gelte nach wie vor als Dieb einer Templerrüstung. Wahrscheinlich hetzen sie uns nicht die gesamte Garde auf den Hals. Das können die sich gar nicht leisten. Aber es wird Leute geben, die nach uns suchen. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Dann hört endlich auf zu reden und kommt«, drängte Pitlit.
    Zu dritt liefen sie in Mauernähe bis zum Treppenturm hinüber, um die steile Wendeltreppe nach oben zur Mauerkrone zu erklimmen. Pitlit wollte sich vordrängeln, aber Jonan hielt ihn zurück. »Lass mich die Spitze übernehmen«, sagte er und zog den Elektroschockstab aus dem Beutel, der zu den Dingen gehörte, die er von der Templerausrüstung eingepackt hatte. »Wenn uns jetzt jemand erwischt, müssen wir ihn schnell ausschalten.«
    Schritt für Schritt schlich Jonan die Stufen hinauf. Pitlit hinter ihm war kaum zu hören. Der Straßenjunge hätte einen guten Kundschafter in der Garde abgegeben, wäre ihm nur etwas mehr Disziplin zu eigen gewesen. Andererseits sollte ich im Augenblick um jeden Soldaten froh sein, der nicht zu eifrig und talentiert ist , dachte Jonan ironisch.
    Sie erreichten den Wehrgang auf der Mauerkrone, und Jonan schaute sich vorsichtig um. Stadtwachen waren keine zu sehen, allerdings brannte auf dem nächsten Turm, der sich keine fünfzig Meter entfernt erhob, ein Wachfeuer. Sie mussten aufpassen, dass man sie von dort oben nicht sah. Jonan wandte sich an Pitlit. »Welche Richtung?«, fragte er.
    »Folgt mir«, flüsterte der Straßenjunge und schob sich nun doch an Jonan vorbei. Er huschte von dem Wachturm weg an den mächtigen Zinnen entlang, bis er eine Stelle erreichte, an der ein Teil der Außenmauer beschädigt worden war und eine deutliche Kerbe aufwies. Da vom unmittelbaren Umland schon seit Jahren keine ernsthafte Bedrohung mehr für Arcadion ausging, hatte sich niemand die Mühe gemacht, den Schaden auszubessern.
    »Hier ist es«, sagte Pitlit. »Wartet kurz.« Aus seiner Hosentasche kramte er einen Kerzenstummel und eine Streichholzschachtel hervor. Er zündete die Kerze an und reichte sie

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