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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Charlotte ihm Beifall. Die Art, wie er die Abgeordneten auf ihr Bedürfnis nach Behaglichkeit und darauf hingewiesen hatte, wie gefährdet ihr Ansehen bei anderen sein konnte, war meisterhaft. Auf beiden Seiten des Hauses erhob sich Gemurmel. Wieder wandten sich entgeisterte Gesichter einander zu.
    Jack fuhr fort, kaum dass ein wenig Stille eingetreten war. Ohne das Thema Dienstboten wieder anzusprechen, wies er darauf hin, dass die Polizeibeamten, die überwiegend der Bevölkerungsschicht angehörten, deren Mitglieder man am ehesten auf der Straße anhalten oder durchsuchen würde, bei ihrer Arbeit auf die Unterstützung der Allgemeinheit angewiesen waren. Er lieferte eindrucksvolle Beispiele dafür und erklärte abschließend, seiner Meinung nach beruhe Tanquerays Gesetzesantrag nicht nur auf einer falschen Einschätzung der Lage, sondern schieße auch weit über das Ziel hinaus.
    Zwei weitere Abgeordnete unterstützten Tanqueray mit ihren Wortmeldungen, wobei sie teils auf Emotionen, teils auf Vernunftargumente zurückgriffen.
    Dann erhob sich Voisey. Völlige Stille trat ein. Die Frau in Schwarz, die neben Charlotte saß, murmelte etwas, das wie Zustimmung klang. Charlotte wusste nicht, ob der Frau im voraus bekannt war, was Voisey sagen würde.
    Zuerst lobte er Jack für seine Worte und für seinen Mut, dass er seine Meinung ohne Rücksicht auf die möglichen Folgen vertreten habe. Damit habe er bewiesen, dass er ein Mann unerschütterlicher Grundsätze und nicht auf seinen Eigennutz bedacht sei. Bei diesen Worten warf Emily ihrer Schwester einen wehmütigen Blick zu. Charlotte nickte bestätigend und sah dann wieder auf Voisey. Ganz gleich, was er sagte, sie durfte nie vergessen,
dass er ihr Feind war. Sie musste ihn genauestens beobachten, bis sie wusste, an welcher Stelle er verwundbar war, sei es im Privatleben, sei es in seiner Karriere. Es mochte sein, was es wollte: ein Traum, eine Hoffnung, ein Fehler, was auch immer.
    Voisey fuhr fort. Ohne weitere Argumente anzuführen, stellte er die Frage, ob es klug sei, den Männern, die tagein, tagaus mit gewalttätigen Mitgliedern der Gesellschaft zu tun hatten, Schusswaffen in die Hand zu geben. War es nicht auf diese Weise letzten Endes möglich, dass Rechtsbrechern, insbesondere Anarchisten, noch mehr Waffen in die Hände fielen? Würde das womöglich in einem offenen Krieg auf der Straße enden, bei dem die eigentlichen Verlierer unschuldige Bürger wären, sei es als Geiseln, sei es als Opfer? Das sei nicht nur schlecht für das Wirtschaftsleben, sondern werde letztlich auch Wählerstimmen kosten. Mit diesem Argument zielte er bewusst auf die niedrigsten Beweggründe seiner Kollegen. Seine Handlungsweise erschien Charlotte in ihrer Verschlagenheit verächtlich, aber sie musste sich eingestehen, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen dürfte. Niemand buhte oder zischte; die Rede wurde mit unruhigem Schweigen aufgenommen.
    Charlotte und Emily blieben sitzen, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab, unauffällig aufzubrechen. Dann entschuldigten sie sich bei den Umsitzenden, stiegen die Treppen hinab und verließen das Parlamentsgebäude.
    »Er opfert seine Karriere für nichts und wieder nichts auf!«, stieß Emily wütend hervor. Damit meinte sie natürlich Jack.
    »Findest du etwa, wir sollten nur dann tun, was wir für richtig halten, wenn es uns nichts kostet?«, fragte Charlotte zweifelnd. Sie unternahm nicht den geringsten Versuch, das Entsetzen aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    Emily funkelte sie an. »Sei doch nicht so blöd!«, fauchte sie. »Ich habe lediglich gesagt, dass es sinnlos ist, ein überflüssiges Opfer zu bringen. Es wäre viel vernünftiger, wenn er sein Pulver trocken hielte, um dann zu schießen, wenn er etwas erlegen kann.« Sie schritt so rasch aus, dass sie fast über ihre eleganten
schwarz-weißen Röcke gestolpert wäre und Charlotte Mühe hatte, ihr zu folgen. »In der Politik geht es nicht um große Gesten, sondern darum, wer zum Schluss die Oberhand behält!«, fuhr sie fort. »Er vertritt andere Menschen. Aber die haben ihn nicht gewählt, damit er den Helden spielt, mit großartigen und sinnlosen Gesten herumstolziert und in den Feuerschlund der feindlichen Geschütze hineinreitet, nur weil das tapfer ist und er sein eigenes Gewissen damit beruhigen kann – die haben ihn gewählt, damit er etwas bewirkt.«
    »Ich dachte immer, die Wähler erwarten von ihrem Abgeordneten, dass er ihre Ansichten vertritt«, sagte Charlotte,

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