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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Grenze bei Salzburg
einschmuggeln ließ. Honold hat sie sich einfach unter den Nagel gerissen. Und
ins Schimmelhaus einquartiert.“
    „Schimmelhaus?
Das hat du heute schon mal erwähnt.“
    „Ich habe
dort gewohnt. Ist ein mieses Quartier hinter dem Industrieviertel. Die Wände
sind glitschig vom Schimmel — daher der Name. Honold benutzt es als Quartier
für seine Illegalen.“
    „Mustafa,
mein Papi ist im Moment nicht da. Aber ich werde ihm alles berichten. Du meinst
also, Korac geht Honold voller Wut an die Kehle?“
    „Bestimmt.
Er wird versuchen, Honold die Illegalen abzujagen. Schon des Ansehens wegen.
Denn die Nachricht geht wie ein Lauffeuer durchs Türkenviertel. Wenn Korac sich
das bieten läßt von Honold, kann er einpacken. Deshalb gibt es Stunk —
vielleicht schon heute nacht.“
    „Mustafa,
auch im Namen meines Papis danke ich dir. Aber, bitte, beschreib doch mal
genau, wo das Schimmelhaus steht!“
    Mustafa
bemühte sich. Freilich dauerte es noch Minuten, bis alle Unklarheiten
ausgeräumt waren. Locke hatte einen Stadtplan zu Rate gezogen und nunmehr
Straße und Position des Schimmelhauses gefunden.
    „Gute Nacht,
Mustafa! Und nochmals vielen Dank!“
    Sie legte
auf. Sie preßte die Fingerspitzen an die Schläfen. Nur Sekunden — und der
Entschluß war geboren.
    Nachdem sie
gewählt hatte, wartete sie geduldig — und tatsächlich!: Tom brauchte fast eine
Minute, bis er sich mühsam aus dem Bett gehievt und verschlafen zum Telefon
geschleppt hatte.
    „Tom
Conradi“, gähnte er in den Hörer. „Meine Mutter ist nicht da. Bei Notfällen
vertritt sie Doktor...“
    „Tom, wach
auf!“ rief Locke. „Ein Fall für uns! Seit wann schläfst du um halb zehn?“
    „Sowas kommt
vor, wenn ich müde bin, Schatzi-Herzi-Schnuckel.“
    „Hör’ sofort
mit der Müdigkeit auf. Heute nacht ist was los im Busch. Und vor allem beim
Schimmelhaus. Wir werden gebraucht.“
    „Um Gottes
willen!“
    „Fang jetzt
nicht an zu beten!“
    „Nein, nein.
Wo werden wir gebraucht?“
    Sie sagte es
ihm — und erklärte, warum.
    Tom wurde
munter.
    „Hol mich
ab!“ bestimmte sie. „Das Schimmelhaus sehen wir uns an. Vielleicht treffen wir
auf Illegale, die mit sich reden lassen. Oder wir erleben Bandenkrieg.
Jedenfalls müssen wir hin.“
    Tom sagte,
er käme sofort, und Locke zog sich im Eiltempo an. Auf der Schiefertafel, die
hinter der Eingangstür hing und den Rehms zu familiären Mitteilungen diente,
vermerkte sie, sie wäre mit Tom unterwegs — in Angelegenheiten Illegaler und
Honold/Korac.
    Wenig später
klingelte es, und Tom stand vor der Tür.
    „Wir fahren
auf deinem Roller“, sagte sie — nach dem Begrüßungsbussi. „Meiner ist zu
langsam. Außerdem sparen wir Benzin.“
    Tom war das
nur recht, allerdings aus einem noch nicht erwähnten Grund. Er mochte es sehr,
wenn sie sich hinterrücks an ihn kuschelte, sobald er seinem Hirsch die Sporen
gab und sie mit breiter Brust gegen den Fahrtwind abschirmte.
    Die Nacht
war kalt. Es ging flott auf den Spätherbst zu. Zwischen kahlen Büschen in den
Gärten hing der Nebel seine Netze auf, und statt des Himmels sah man nur
wattigen Dunst.
    Sie fuhren
zum und durchs Industrieviertel und fanden die richtige Straße stadtauswärts,
wo sich um diese Zeit noch weniger tat als bei Tage.
    Einsamkeit
umgab sie. Die Luft roch feucht. Die Häuser waren dunkel — bis auf wenige
erleuchtete Fenster. Eine graue Katze sprang über die Straße. Tom murrte wegen
der Fahrbahn, die mit ihren Schlaglöchern harte Stöße austeilte. Auch Locke
spürte ihre Sitzfläche, denn ein Motorroller ist nun mal keine Sänfte.
    „Weit kann’s
nicht mehr sein“, rief sie ihm ins Ohr.
    Tom fluchte
und bremste scharf.
    Ein Schatten
wuchs vor ihnen auf, entlarvte sich dann im Scheinwerferlicht als ein
amerikanischer Straßenkreuzer: nagelneu, chromblank und ziemlich protzig. Ein
Auto wie er es arrivierten ( hochgekommenen ) Ganoven zu traute.
    Locke hatte
die gleiche Idee.
    „Wenn das
man nicht einem Menschenhändler gehört!“
    Der Wagen
parkte unbeleuchtet an dunkler Stelle.
    Beide fanden
das verdächtig.
    „Wir sollten
zu Fuß weiter“, sagte Locke. „Dann fallen wir nicht auf. Vielleicht tobt die
Schlacht schon. Oder Koracs Leute schleichen ums Schimmelhaus und erkunden, wie
sie die Illegalen zurückklauen können.“
    „Wohl“,
meinte Tom und schaltete seinen Scheinwerfer aus.
    Sie schoben
den Hirsch hinter einen Busch am Straßenrand und trabten dann, Hand in Hand,
immer der

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