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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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den... und den dort mit der grünen Wollmütze — die haben
wir gesehen.“
    „Gestern im
Balkan-Grill“, nickte Tom.
    Die
Illegalen formierten sich zu Kolonnen und wurden von Kordac, Luka und Mollai
hinter einen wuchtigen Rohbau geführt, was sie — leider — zunächst den Blicken
des Pärchens entzog.

    „Jetzt
werden sie eingewiesen“, sagte Tom. „Wo, wer was tut.“
    Locke sah
auf ihre Armbanduhr.
    „Wann sollte
die Razzia sein?“
    „Gleitende
Zeit“, sagte Tom. „Man wußte ja nicht, wann die Illegalen angeliefert werden.“
    „Dann könnte
die Polente jetzt kommen. Ich bin ganz wild auf Verhaftungen.“
    „Wie
unanständig!“ Tom grinste.
    „Wollen wir
mal nachsehen, was die Illegalen machen?“
    Tom war
einverstanden, schlug aber vor, denen nicht schlankweg hinter jenen wuchtigen
Rohbau zu folgen, sondern einen Umweg zu gehen.
    „Ist ja
nicht nötig, daß wir Heidenreich und Co. gleich in die Pupille hüpfen.“
    „Sonst
kriegen wir noch Hausverbot“, lachte Locke. „Oder wie sagt man hier?
Baustellenverweis?“
    Tom wußte
das auch nicht genau, nahm seine Angebetete bei der Hand und führte sie an
einer Baugrube vorbei, vorbei an der Schnurgerüstecke, wo das Lot hinabhing zur
unteren Saumdiele. Ein Erdarbeiter werkelte am Fundamentgraben und schaufelte
Erdaushub auf ein Förderband, das den Dreck auf einen Kipplaster schleppte — Platsch!
—, der oberhalb der Böschung an der oberen Saumdiele stand. An anderer Stelle
grub ein Löffelbagger seinen Tieflöffel ins Erdreich. Hier ging’s zügiger voran
als mit Hacke und Schaufel.
    Die beiden
marschierten durch ein Rohbau-Parterre, wo Sand, Steine und Zement säuerlich
rochen. Auf der anderen Seite traten sie ins Freie — und gingen gleich in
Deckung hinter einer Baubude, neben der ein Mischtrommler stand — oder war’s
ein Freifallmischer? So genau wußte nicht einmal Tom Bescheid. Und fragen wollte
er den Arbeiter nicht, der bei einer Mörtelpfanne — einem großen, flachen
Becken — Mörtel rührte.
    Sie äugten
um die Ecke der Baubude.
    Hinter dem
wuchtigen Rohbau standen die Illegalen in Reih und Glied. Einige Schritte
entfernt redeten Heidenreich, Korac, Mollai und Luka miteinander.
    „Mustafa ist
auch da“, stellte Locke fest.
    Der junge
Türke trug Heidenreichs Aktenkoffer, hatte sich etwas abgesondert von den Chefs
und trat nervös von einem Fuß auf den andern.
    Immer wieder
tastete sein Blick über die Rückfront der Baustelle, wo ein lückenloser
Bretterzaun den Weg — auch den eventuellen Fluchtweg — versperrte.
    „Er weiß ja,
daß die Polente gleich kommen muß“, flüsterte Locke.
    „Und das
sieht man ihm an“, kritisierte Tom.
    Dann war es
soweit.

9. Razzia auf der Baustelle
     
    Die Polizei
kam ohne Blaulicht und Sirenengeheul.
    Zwei
Mannschaftswagen stoppten in der Feldkirchner Straße, unmittelbar vor dem Tor
des Bauzauns.
    Die
Uniformierten sprangen heraus, stürmten das Baugelände und schnappten sich die
wenigen, die vor den Rohbauten arbeiteten.
    Einige
Arbeiter saßen in der Pausenbude. Sie wurden gefaßt — bis auf einen.
    Der rannte —
TZsssssss — wie der schnellste Türke der Stadt hinter den Rohbau. Was er
brüllte, hörte sich an wie: „Doug... Rata... Clonk...“
    Und seinen
Landsleuten klang das wohl wie die Ouvertüre (Eröffnungsmusik) zum
Jüngsten Gericht in den Ohren.
    Die Menge
der Illegalen spritzte auseinander, als schlage an der Stelle gleich eine Bombe
ein — oder ein Meteorit oder eine Weltraumkapsel, die außer Kontrolle gerät.
    Alles
rannte, sprang, flüchtete — aber wohin?
    Über den
rückseitigen Zaun? Der war zu hoch. Nicht mal Hürdenläufer der Weltklasse
hätten das geschafft. Nach vorn? Da rückte im Laufschritt die Streitmacht der
Ordnungshüter an, Mann neben Mann und ausgestattet mit dem Befehl, keinen
entwischen zu lassen.
    Eine Herde
Lämmer, in die der Wolf einbricht! dachte Locke.
    Und es war
gar nichts Komisches daran, wie diese Männer voller Furcht nach einem Ausweg suchten
— nur weil sie hier kärgliches Brot verdienen wollten, wozu keine Erlaubnis
bestand.
    Heidenreich
— zu Stein erstarrt — harrte aus wie ein Fels in der Brandung. Mustafa blieb
bei ihm.
    Etliche
Bauarbeiter kletterten die Standleiter an einem Leitergerüst hinauf — an einer
Außenwand, wo schon Verputzarbeiten begannen.
    Nützen würde
das nichts. Oben saßen sie in der Falle — egal, ob sie sich im Kamin
versteckten oder hinter Schutzwänden.
    Wie
verhielten sich Korac, Luka

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