Flammenbraut
zurückgekommen.«
»Ja. Ich habe noch ein paar Fragen. Hoffentlich ist das in Ordnung?«
»Ich schaue mal schnell in meinen Terminkalender. Ja, das ist okay.«
Theresa wartete geduldig ab, bis sie Tee zubereitet hatte, und versuchte, nicht nervös mit dem Fuß auf den Boden zu tippen. Ihre Mutter würde sie umbringen, wenn sie zu spät zu ihrer eigenen Geburtstagsfeier erschien, und auch Frank würde ihr Vorwürfe machen, da seine Mutter den ganzen Zinnober veranstaltete. Sie würden beide dort auftauchen müssen, bevor sie zum Tal fahren konnten. Doch sie durfte Irene nicht drängen. Theresa würde vielleicht eines Tages auch in so einer Einrichtung wohnen, und der Besuch einer Fremden wäre dann die einzige Abwechslung für lange Zeit.
»Wir haben über Ihre Begegnung mit Dr. Louis gesprochen«, begann sie schließlich.
»Ich habe versucht, mich an mehr zu erinnern.« Die alte Dame blickte so geziert in ihren Tee wie eine Königin. »Ein weißes Hemd mit goldenen Knöpfen, die mit einem Anker verziert waren.«
»Wirklich«, antwortete Theresa, um überhaupt etwas zu sagen.
»Ich konnte sie ja aus nächster Nähe sehen. War das eine Hilfe?«
»Man dachte, dass eines der Opfer vielleicht ein Seemann war, der, den man den Tätowierten nannte. Aber ich bin wegen der Kammer hier, in die er Sie verschleppt hat. Das Haus wird morgen abgerissen, und es macht mich wahnsinnig, dass wir immer noch nicht herausfinden konnten, zu welchem Büro die Geheimkammer mit der Leiche gehörte.«
Irene schlug leise mit dem Teelöffel gegen ihre Tasse. »Dr. Louis hatte eine Tür hinter seinem Schreibtisch, die in diesen Raum führte.«
»Das ist mir klar, aber vielleicht hatten die anderen Büros auch solche begehbaren Schränke. Die Tür hinter seinem Schreibtisch – war die näher an der Außenmauer oder an der inneren Mauer zum Flur hin?«
Zum ersten Mal wirkte Irene unsicher. »Weder noch … sie lag irgendwo dazwischen.«
»Beschreiben Sie mir sein Büro noch einmal. Als Sie es vom Flur aus betraten …«
»Sein Schreibtisch stand auf der linken Seite«, sagte Irene sofort, »berührte aber nicht die Wand. Dahinter befand sich ein Stuhl, zwei davor …«
»Näher an der Wand zum Flur.«
»Genau. Auf der rechten Seite waren zwei Fenster und Regale fast bis zur Decke, mit Büchern und Flaschen und anderen Dingen. In der hinteren Ecke stand ein Kleiderständer, weit hinter dem Schreibtisch. Das war es im Wesentlichen. Karg irgendwie. Das kam mir auch seltsam vor – die meisten Büros von Ärzten, die ich bis dahin gesehen hatte, waren bis in den letzten Winkel vollgestopft, und so ist es doch auch heute noch.«
»Der Schreibtisch stand also etwa in der Mitte entlang der südlichen Mauer?«
Sie verzog konzentriert das Gesicht. »Ja, ich denke, das ist richtig.«
»Und die Tür zu der Kammer dahinter – würden Sie sagen, dass sie näher an der Außenmauer oder an der Wand zum Flur hin war?«
Irene dachte so lange nach, dass Theresa unbewusst den Atem anhielt und langsam wieder ausatmete.
»Eher bei der Außenmauer, glaube ich. Sonst wäre sein Tisch der Tür im Weg gewesen.«
»Okay. Und in welche Richtung erstreckte sich dann der Lagerraum – nach rechts oder nach links?«
»Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Gott, ich habe so viele Jahre versucht, nicht daran zu denken …«
»Es tut mir leid.«
»Das muss es nicht. Okay. Ich bin auf dem Feldbett aufgewacht … ich habe ihn weggeschubst und bin zwischen den Regalen entlanggerannt … ich glaube, die Kammer erstreckte sich zwischen der Büromitte und der Außenwand. Wenn man hineinsah, lag alles zur Rechten. Das Feldbett stand in der hinteren Ecke. Ich musste an ihm vorbei, als ich aus der Tür bin, um den Schreibtisch herum und dann erst durch die Bürotür in den Flur.«
Theresa überlegte mit einer Mischung aus Euphorie und Enttäuschung. Der Abschnitt, in dem man James Miller gefunden hatte, lag tiefer im Gebäude. Wenn er nicht zu Dr. Louis’ Büro gehört hatte, machte das Arthur Corliss zum Hauptverdächtigen. Corliss, der verehrte Vater ihres neuen Freundes Edward. Vielleicht – Odessa konnte den Tisch nach dem Angriff auf Irene und vor dem Mord an James errichtet haben. »Und es war sicher ein Feldbett, kein Tisch?«
»Ein Feldbett, aus Leintuch, etwa sechzig Zentimeter über dem Boden. Standard bei der Armee, wie ich einige Jahre später gelernt habe.«
»Haben Sie irgendwelche sanitären Anlagen sehen können? Ein Waschbecken, eine
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