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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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befreit, Motorrad und SpongeBob in der Hand.
    »Mrs. Kettle?«, fragte Frank. »Können Sie uns die Pläne zeigen?«
    »Natürlich. Jetzt, da ich weiß, wo sie sind, dauert das nur eine Minute. Kommen Sie am Montagvormittag vorbei …«
    »Ich meinte jetzt.«
    Sie trocknete ihrer Tochter gerade das Gesicht mit einem Papiertuch ab und blickte auf. »Jetzt? Nein, ich kann nicht … ich meine, ich habe keinen Schlüssel zu den Büros, den überlässt man den einfachen Angestellten nicht, und ich glaube, dass das Gebäude auch verschlossen ist …«
    »Wenn wir Ihren Vorgesetzten bitten, alles aufzuschließen?«
    Sie setzte sich das Baby auf die Hüfte, offensichtlich nicht begeistert. Brent spürte die Veränderung in der Luft und rannte von einem zum anderen.
    Sanchez fragte: »Haben Sie Angst, dass Ihr Vorgesetzter böse auf Sie sein könnte, weil Sie Kim die Pläne gezeigt haben?«
    »Nein, das wird ihm egal sein. Aber mein Mann ist bei der Arbeit, und ich habe keinen Babysitter, den ich auf die Schnelle anrufen könnte. Wir müssten die Kinder mitnehmen.« Sie fügte bestimmt hinzu: »Und Sie müssten uns in Ihrem Wagen mitnehmen und hinterher auch wieder heimfahren.«
    Frank biss also in den sauren Apfel. »Brent, wie würde es dir gefallen, in einem echten Polizeiauto mitzufahren?«

42
    Samstag, 6. Juni 1936
    Der Kopf des toten Mannes war am Tag zuvor gefunden worden, in seine eigene Kleidung gewickelt, wie man vermutete, und unter einer Weide südwestlich der East-Fifty-fifth-Street-Brücke abgelegt, wo Spaziergänger ihn finden mussten. Zwei schulschwänzende schwarze Jungen traf es an diesem schönen Freitag.
    Der Mörder hatte daraufhin nicht lange warten müssen, bis der Rest seines Werks entdeckt wurde. Ein Eisenbahnpolizist überprüfte das Gebiet regelmäßig, damit nichts aus den Güterwaggons gestohlen wurde, und er wusste sofort, dass das makabre Bündel am Tag zuvor noch nicht dort gelegen hatte. »Genau gegenüber vom Revier der Eisenbahnpolizei«, betonte Walter, als sie am Rand des Tales von Kingsbury Run standen. Diese Tatsache schien ihn am meisten zu beschäftigen. »Warum tut er das? Sucht er das Risiko? Oder will er es uns einfach unter die Nase reiben?«
    James erinnerte sich an Corliss’ Worte. »Vielleicht liebt er es einfach, mit etwas durchzukommen.«
    »Ich würde ihm gern die Nase vor den Leichnam dieses toten Mannes halten. Was er aber wahrscheinlich schon selbst getan hat. Perverser.« Walter spuckte das letzte Wort förmlich aus, hatte jedoch keine Energie für weitere Tiraden, als sie den Hügel hinuntergingen, nur eine halbe Meile östlich vom Fundort der ersten beiden Leichen entfernt.
    Dann schnaubte Walter: »Man wird nicht zufrieden sein mit uns.«
    »Es ist nicht unsere Schuld.«
    »Hat das bei einer Frau je geholfen?«
    »Früher schon.« James konnte es Helen nicht verübeln, dass sie enttäuscht war. Sie hatte sich darauf gefreut, nach dem langen Winter an diesem Samstag mit Walter und dessen Frau aufs Land zu fahren. Der Sommer war gekommen, zumindest für Clevelander Verhältnisse, da man sich hier auf warmes Wetter nicht einmal im Sommer verlassen konnte. Die Frauen wollten die grünen Hügel bei den Cuyahoga-Wasserfällen besuchen. Doch nachdem die Leiche gefunden worden war, war der freie Tag für die gesamte Polizei gestrichen worden.
    Helens Laune war nach dem Freitag, ihrem Waschtag, schon im Keller gewesen, trotz der Tatsache, dass sie die Kleidung jetzt raushängen konnte, weit weg vom Ruß des Holzofens. Waschen beanspruchte den ganzen Tag, und danach schmerzte ihr Rücken, und ihre Hände waren voller Blasen von dem kochend heißen Wasser. James’ Interesse an der Erwähnung des Gebäudes 4950 Pullman in der Zeitung – das nach umfangreichen Renovierungen wieder benutzbar war; einer der Mieter hatte sich auf einem kleinen Hobokocher etwas zu essen gemacht und sein Büro in Brand gesetzt – hatte ihm einen finsteren Blick von seiner abgekämpften Frau eingetragen. Auch dass er Geld für die Zeitung ausgegeben hatte, hatte sie nicht erweicht; erst der versprochene Ausflug hatte sie aufheitern können. Als Walter eintraf, um ihn abzuholen, hatten sie ihr die schlechten Neuigkeiten schnell mitgeteilt und sich rasch entfernt, bevor sie ihre Wut an ihnen auslassen konnte.
    »Wer hat die Leiche gefunden?«, fragte James seinen Partner, während sie durch das Gras vorsichtig den steilen Hang hinuntergingen.
    »Zwei Kranführer der Eisenbahn. Jeder Cop in der Stadt

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