Flammenbraut
eine Farbe haben die Hundehaare?«
»Goldgelb. Warum?«
James hob die Augenbrauen und blickte Walter an. »Corliss’ Hund hat ein helles Fell.«
»Meiner auch, Jimmy. Und Odessa mag nur hübsche Mädchen. Corliss ist genauso ein Angsthase wie jeder andere Kerl, den ich bisher getroffen habe. Sieh es ein – du wirst hier nicht der große Held sein.«
James’ Gesicht brannte nicht nur von der Sonne. »Darum geht es nicht.«
»Doch, irgendwie schon. Hör zu, wir erzählen dem Captain von deiner kleinen Theorie, gehen hin und sprechen noch mal mit dem Doktor. Aber jetzt haben wir anderes zu tun.« Er bedeutete James mit schräg gelegtem Kopf mitzukommen und begab sich außer Hörweite der Männer um die Leiche herum. James folgte ihm frustriert. Dieses kleine Drama hatten sie schon des Öfteren aufgeführt. Je schneller sie es hinter sich brachten, desto eher konnte er zurück an die Arbeit.
Über Walters Schulter beobachtete James den Bertillon-Mitarbeiter, wie er die Hundehaare in einen Umschlag legte. Er fragte sich, ob man wohl Verstärkung brauchte in dieser Abteilung. Ob großer Druck auf diesen Leuten lastete, weil sie in so engem Kontakt mit Beweismaterial arbeiteten? Wie viele Haare und Mantelknöpfe und Schuhabdrücke gingen »verloren« auf dem Weg zum Labor? Oder war ihre wissenschaftliche Welt derart abgeschottet von der der gewöhnlichen Streifenpolizei?
»Ness wird heute Abend eine Razzia bei Harwood machen«, sagte Walter ohne Überleitung.
»Harwood.«
»Commander des vierzehnten Reviers.«
»Ich weiß, wer das ist.« Captain Harwood war ein hohes Tier in der Stadt, was die Korruption anging. Kein Laster konnte in seinem Gebiet existieren ohne seine Genehmigung oder ohne dass er am Gewinn beteiligt gewesen wäre.
»Irgendein Stadtrat hat Streit mit Harwood und hat Ness etwas vom Blackhawk Inn geflüstert. Wir müssen helfen, die Tische aus dem Hinterzimmer zu tragen, bevor Ness und seine handverlesene Truppe von Heiligen dort aufkreuzt.«
»Wir?«
»Ja, Jimmy, wir .« Unter anderen Umständen wäre es amüsant gewesen, den sonst so gut gelaunten Walter mit einem derart entschlossenen Gesichtsausdruck zu sehen. »Du musst dich entscheiden. Entweder bist du ein Cop wie wir anderen auch, oder …«
»Oder was?«
»Oder ich schwöre bei Gott, dass ich am Montagmorgen als Erstes zum Captain gehe und einen neuen Partner verlange. Und du wirst dir einen anderen Job suchen müssen.«
Weil jeder andere im Department sich weigern würde, mit ihm zu arbeiten. Andererseits … »Ness hat den Bürgermeister hinter sich, und wie du schon mal sagtest, es ist Wahljahr. Warum halten wir uns nicht raus und lassen Harwood seinen Dreck allein in Ordnung bringen?«
Walter zog sofort seine Trumpfkarte. »Da springen auch zwei Zehner für dich bei raus.«
Mit zwanzig Dollar könnte er die Miete für diesen Monat bezahlen, und das wusste Walter.
»Du könntest Helen dieses Geschirr kaufen, auf das sie so scharf ist. Harwoods Leute brauchen dringend Hilfe. Jeder Cop in der Stadt ist damit beschäftigt.«
Er wedelte mit der Hand in Richtung der enthaupteten Leiche, die die Leichenschauhausmitarbeiter locker in das weiße Tuch gewickelt hatten.
»Wir auch.«
»Wir sind doch nur Gaffer. Der Captain ist nicht hier, und wir haben keinen offiziellen Auftrag. Du hast keine Ausrede mehr, Jimmy, sieh es ein.«
»Du siehst besser was ein, Walter. Harwood wird untergehen. Alle werden sie das. Die Zeiten haben sich geändert.«
»Manche Dinge ändern sich nie, Jimmy.«
»Corliss ist unser Mörder, ich bin mir ganz sicher.« Das war er zwar gar nicht, aber er wäre lieber dem Mad Butcher gegenübergetreten, als der Mafia zu helfen, damit die anderen Cops ihn nicht länger ausgrenzten.
»Hast du Angst vor Ness? Geht es darum?« Walter starrte seinen Partner enttäuscht und kalt an. »Und ich dachte die ganze Zeit, dir ginge es um Integrität.«
Der Ansicht war ich auch, dachte James, als er seinen Partner davonstapfen sah.
Zumindest hatte er nun Zeit, Arthur Corliss und seinen goldhaarigen Hund aufzuspüren.
Die Leiche war in den wartenden Leichenwagen verfrachtet worden, doch der Bertillon-Mitarbeiter kauerte immer noch auf dem Boden, wo der Tote gelegen hatte. Er schien über etwas in seiner Handfläche nachzugrübeln.
»Was ist das?«, fragte James.
»Ein Stück Glas.« Der Mann hielt es gegen das Licht. »Ich habe es unter dem Toten gefunden, es klebte an seiner Wade. Natürlich könnte es schon vorher
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