Flammenbraut
werfen konnte. Er wurde totenbleich, und seine Gesichtsfarbe nahm einen ungesunden Farbton an.
»Stützen Sie ihn lieber«, sagte Frank. »Der gute Herr Stadtrat fällt sonst gleich in Ohnmacht.«
Das tat Greer allerdings nicht, sondern wandte sich nur ab und machte ein paar unsichere Schritte in die andere Richtung. Die Thunderbirds flogen mit jaulenden Motoren senkrecht über den See und zeichneten sich scharf gegen den strahlend blauen Himmel ab. Die Polizisten beobachteten die Flugzeuge, sodass nur Theresa, die gerade eine vom Sommer übrig gebliebene Mücke tötete, sah, wie der Stadtrat auf ein Knie fiel und sein Mittagessen dem Gras überantwortete.
Theresa rümpfte die Nase und war dankbar, dass die Flugzeuge die würgenden Geräusche übertönten. Was war hier wohl widerlich?
Greer schaute auf, wischte sich den Mund ab und sah, dass die drei Polizisten nicht auf ihn achteten. Dann fiel sein Blick auf Theresa.
Sie konnte nicht widerstehen und grinste breit.
Er starrte sie wütend an, bevor er wieder aufstand und sich von dem Officer zusammen mit seiner Freundin wegführen ließ, als ob die Polizisten nicht eins und eins würden zusammenzählen können, wie die Pfütze Erbrochenes auf dem Rasen gelandet war.
Männer und ihre Egos.
Theresa ging zurück zu der Leiche, hob deren linke Hand an und drehte sie herum. Immer noch keine Abwehrverletzungen zu sehen. An der Innenseite ihres blassen Handgelenks leuchtete die Tätowierung einer blutenden Rose.
Frank lehnte sich über die Schulter seiner Cousine. »Na, fündig geworden? Abgesehen davon, dass sie Rosen mochte?«
»Keine Prellungen oder klebrigen Rückstände an den Handgelenken, also keine Hinweise darauf, dass sie gefesselt war.«
»Sie muss folglich bewusstlos gewesen sein, als man sie geköpft hat, oder schon tot. Richtig?«
»Das würde ich vermuten, ja. Toxikologische Ergebnisse sollten möglich sein, dann sehen wir, ob sie betäubt war.«
Angela ging neben der Toten in die Hocke. Seit die Thunderbirds am Horizont verschwunden waren, herrschte absolute Stille am Ufer, unterbrochen nur von den schlagenden Wellen und einem gelegentlichen Rauschen des Windes. »Irgendwie seltsam, nicht?«
»Den Teil einer zerstückelten Leiche am Rand einer Flugschau zu finden?«, hakte Theresa nach. »Oh ja.«
»Nein, ich meinte, zwei enthauptete Leichen in einer Woche zu finden. Wie hoch stehen die Chancen, dass so was vorkommt?«
»Wir haben sie lediglich in derselben Woche gefunden. Zwischen den Morden an sich liegen vierundsiebzig Jahre. Da kann man wohl kaum von einem Muster sprechen.«
»Ich dachte, Sie glauben nicht an Zufälle.«
»Es gibt aber keine andere Möglichkeit. Ich habe das schon öfter erlebt. Einmal bekam ich zwei Frauen im Abstand von einer halben Stunde herein, die sich beide unabhängig voneinander mit derselben ungewöhnlichen Methode umgebracht hatten, nämlich mit Propangas und einer Plastiktüte.«
»Das ist allerdings sonderbar.«
»Nein, was ich sonderbar fand, waren ihre Adressen. Sie lebten nur ein paar Häuser auseinander. Zuerst dachte ich, es müsse sich um eine Art Selbstmordpakt handeln.«
»Was hat dann Ihre Meinung geändert?«
»Ihre Abschiedsbriefe. Beide haben einen hinterlassen, was an sich schon ungewöhnlich ist, nur ein Viertel aller Selbstmörder tut dies. Doch der eine war eine Liste von Anweisungen und der andere ein Heft mit Gedichten, ein perfektes Beispiel für zwei Menschen, bei denen entweder die rechte oder die linke Gehirnhälfte bestimmend ist. Dieselbe Tat, doch vollkommen verschiedene Methoden und Hintergründe.«
»Und Sie glauben, bei unseren zwei kopflosen Leichen ist es genauso?«
»Wenn hier nicht ein neunzig Jahre alter Serienmörder herumrennt, dann ja. Miller ist vermutlich durch die Hände der Mafia oder Clevelands Mad Butcher gestorben. Dieses Mädchen hier hatte entweder das Pech, einem modernen Serienkiller über den Weg zu laufen, oder sie hatte Streit mit ihrem Freund.«
»Erinnern Sie mich daran, dass ich mich mit niemandem verabrede.« Angela zuckte mit den Schultern. »Ach nein, warten Sie, nach dem letzten Typen muss mich sowieso niemand mehr daran erinnern.«
»Die Geschichte würde ich ja jetzt nur zu gern hören«, sagte Theresa, während sie die Fingerzwischenräume der Toten nach Spuren untersuchte. Ohne Ergebnis.
»Nein, das wollen Sie bestimmt nicht.«
Die meisten Männer wurden von Feinden oder Geschäftskonkurrenten ermordet. Der Großteil der weiblichen Opfer
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