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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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verwertbare Spuren zu finden, sind gleich null. Ich denke, es wird keine geben. Es geht nichts über den längeren Aufenthalt in einem großen Gewässer, um belastende Haare und Fasern abzuwaschen«, entgegnete Theresa.
    »Wie lange, glaubst du, lag sie im Wasser?«
    »Nicht sehr lange. Sie hat gerade erst begonnen sich aufzublähen. Ich bin überrascht, dass sie überhaupt an die Oberfläche gekommen ist.« Normalerweise begannen Leichen erst nach oben zu treiben, wenn die Verwesung weit genug fortgeschritten war, um das Gewebe mit Gasen zu füllen. Die Frau hätte eigentlich noch am Seegrund liegen müssen, und jede Welle drohte, sie wieder mitzunehmen. Theresa wappnete sich, das linke Handgelenk des Torsos zu packen, sollte es nötig werden.
    »Heute Morgen war viel los innerhalb der Hafenbegrenzungsmauer«, schaltete sich der Officer der Hafenbehörde ein. »Jeder, der ein eigenes Boot hat, befindet sich auf dem Wasser und beobachtet von dort die Flugschau. Das hat alles ordentlich aufgewühlt.«
    Die niedrige Betonbegrenzung, die man errichtet hatte, um den trügerisch seichten Lake Erie davon abzuhalten, das Ufer allmählich abzutragen, lag etwa eine Dreiviertelmeile entfernt im Wasser. »Sie erstreckt sich doch bestimmt zwei Meilen in jede Richtung«, bemerkte Theresa. »Wie wahrscheinlich ist es dann, dass unsere mysteriöse Frau vom offenen See her angeschwemmt wurde?«
    Der Officer blickte mit gegen die Sonne zusammengekniffenen Augen in Richtung Begrenzungsmauer und holte tief Luft. Theresa erwartete schon fast, dass er einen Finger ablecken und in den Wind halten würde, doch stattdessen sagte er: »Ich vermute, sie befand sich innerhalb der Mauer, wenn sie Ihrer Einschätzung nach nicht lange im Wasser lag. Aber man kann sich nicht sicher sein. Das Wasser macht, was es will.«
    Wieder ertönte ein infernalischer Lärm, in einer höheren Tonlage als der von der Harrier, doch mindestens genauso laut. »Sind das die Blue Angels?«, fragte Theresa und versuchte, ihre teenagerhafte Begeisterung zu verbergen, was ihr nicht ganz gelang. Die Navy-Jets waren schon immer die Stars der Flugschau gewesen, seit sie sich erinnern konnte.
    »Thunderbirds«, verbesserte sie Frank. »Jetzt kommen die Thunderbirds, die sind von der Air Force.«
    Sechs Jets flogen in einer perfekten Formation über ihre Köpfe hinweg. Das Dröhnen schien vom Boden aufzusteigen und Theresas Körper wie einen elektrischen Schock zu durchfahren und in ihrem Herzen widerzuhallen. Dieses einzigartige Geräusch war für sie immer der Höhepunkt der Show gewesen. Statt sich mit der Leiche zu beschäftigen, starrte sie nun ungeniert in den Himmel. »Wow.«
    »Ja, wow«, sagte Frank ungeduldig. »Können wir uns jetzt bitte wieder der toten Frau hier widmen?«
    »Mhm … okay. Hey!«
    »Was denn?«
    Auf dem Rollfeld schien sich etwas durch den von den Flugzeugen aufgewirbelten Staub und die flirrende Hitze auf sie zuzubewegen. Kein Flugzeug. Ein Mensch.
    Theresa kniff die Augen zusammen. Zwei Menschen, die völlig unbeeindruckt von den diversen Flugzeugen, die jeden Moment aufsteigen oder landen konnten, über die Bahnen spazierten. »Haben die denn die Befugnis, sich hier aufzuhalten?«
    Der Officer der Hafenbehörde blickte in die betreffende Richtung und fluchte. Rasch informierte er über sein Funkgerät seine Kollegen. »Was sind denn das für Verrückte?«
    »Wahrscheinlich betrunkene hohe Tiere«, vermutete Angela Sanchez. »Sie kamen aus dem VIP -Zelt.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Ich dachte, das wäre Teil der Show.«
    Der Hafenbehördenbeamte blickte finster drein und ging mit der Hand an der Pistole auf die zwei Fremden zu.
    Keiner der beiden schien Brandon Jablonski zu sein, weshalb sich Theresa nicht weiter um sie kümmerte und ihre Aufmerksamkeit stattdessen wieder auf die Leiche richtete. Zehn Zentimeter unter dem rechten Ellbogen der toten Frau hatte etwas Dreieckiges und sehr Dünnes eine Wunde an ihrem Unterarm hinterlassen. Keine Folterspuren, die Verletzung war oberflächlich, als ob die Frau gegen etwas Kleines und Heißes gestoßen wäre, das sich ihr aber nicht ins Fleisch gedrückt hatte.
    Als sie eine Stimme hörte, blickte Theresa auf. Die zwei Fremden hatten die dem Fundort der Leiche am nächsten gelegene Straße überquert und gingen an den Polizeiautos vorbei. Ein Wagen mit Blaulicht – wahrscheinlich von der Hafenbehörde – näherte sich vom westlichen Rand des Flughafens über die Zufahrtsstraße, würde

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