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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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hingegen wurde von jemandem getötet, der versprochen hatte, sie zu lieben. Und jetzt würde Rachael Jungs kennenlernen, junge Männer, die sich nicht in Theresas Diele ihrem kritischen Blick stellen mussten, wenn sie ihre Tochter abholten. Nur eine Zimmergenossin, die Rachael als dämlich und neurotisch beschrieben hatte, würde sehen, in welcher Gesellschaft Rachael das Zimmer verließ, den Campus …
    Die Ambulanz des Countys traf ein. Zwei Männer, einer weiß, einer schwarz, beide entspannt und nicht kräftig genug wirkend, um die bisweilen sehr schweren Leichen hochzuheben, die in die Gerichtsmedizin gefahren werden mussten. Die beiden Männer blieben am Rand der Steinmauer stehen und lie ßen den Anblick einen Moment auf sich wirken wie jeder bisher neu Hinzugekommene. Die zwei Beamten der Hafenbehörde besprachen sich im Hintergrund, wobei offensichtlich das unhöfliche Auftreten von Stadtrat Greer ein großes Thema war.
    »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, Missy«, sagte einer der Männer zu Theresa.
    »Kommen Sie schon, Duane, ich suche die doch nicht extra aus.«
    »Zwei in einer Woche«, beschwerte sich Tom, der andere. »Sie machen irgendwas falsch in Ihrem Leben.«
    »Ich wüsste nicht, was ich falsch mache. Ich schlafe allein, ich treibe Sport, ich gehe in die Kirche, und ich esse Tofu, verdammt noch mal. Das hier ist nicht meine Schuld. Wenigstens ist sie nicht schwer.«
    »Sie schlafen allein?«, fragte Tom. »Ich kenne Typen, die mir viel Geld geben würden für diese Information.«
    Duane reichte ihr nur wortlos die Ecke eines weißen Tuches, das sie gemeinsam auf den Steinen ausbreiteten, um die Tote darauf auf die Vorderseite zu rollen. Wenn man eine Leiche bewegte, wurden oft schädliche Dämpfe freigesetzt, wenn sich die Flüssigkeiten im Körper bewegten und austraten, doch Theresa roch nur das aufgewühlte, fischige Wasser. Die Haut am Rücken des Torsos wirkte bis auf ein wenig Schmutz von den Steinen sauber.
    »Nun, sie wurde nicht erschossen, erstochen oder erschlagen«, fasste Theresa zusammen. »Zumindest nicht diesem Teil ihres Körpers nach zu urteilen.« Sie hielt eine Ecke des Tuches hoch, das sie als Hängematte benutzten, um den Torso aufzuheben und zu einem offenen, auf dem Gras ausgebreiteten Leichensack zu tragen. Dabei machten sie einen Bogen um die Überreste der letzten Mahlzeit des Stadtrates.
    Theresa zog ihre Latexhandschuhe ab. »Ich bezweifle, dass ich Ihnen später noch mehr sagen kann, aber wir warten mal die Ergebnisse der Toxikologie ab und was die Pathologie zu den Verletzungen meint. Ich bin mir sicher, Sie haben schon Kontakt mit der Stelle für vermisste Pers…«
    »Warten Sie.« Der erste Beamte der Hafenbehörde war zurückgekommen. »Da ist noch mehr.«
    »Mehr?«
    Er deutete mit dem Daumen über die Schulter hinter sich auf das Ufer, das sich nach Osten erstreckte. »Noch ein Körperteil.«
    »Die andere Hälfte des Körpers?«
    »Nicht ganz. Nur ein … Teil .«
    Das Dröhnen der Thunderbirds, die jetzt zur Haupttribüne zurückflogen, übertönte Theresas Antwort.
    Die Gruppe bewegte sich eine halbe Meile entlang der Steinmauer zu dem, was die Beamten der Hafenbehörde gefunden hatten. Theresa kauerte wieder einmal auf nassen Steinen, die ständig von Wasser überspült wurden, und sah, was der Officer gemeint hatte. Ein Teil. Der Kopf.
    Theresa bezweifelte nicht, dass er zu der vorhin geborgenen Leiche gehörte. Weiblich, untergewichtig, kurzes blondes Haar. Getrübte Augen, als ob sie die Welt um sich herum nicht länger sehen wollte.
    Theresa untersuchte das versehrte Fleisch am Hals, sah sich nach Spuren um und wappnete sich gegen die Aufgabe, den Kopf hochzunehmen und ihn für die Ambulanz auf ein weißes Tuch zu setzen. Stell dir vor, es ist ein Basketball, redete sie sich ein. Ein zehn oder elf Pfund schwerer Basketball mit Augen. Und einem Mund, der vielleicht mit dem Mörder gesprochen, ihn angefleht hat, sie zu verschonen. Einem Gehirn, das Gefühle, Hoffnungen und Träume beherbergt hatte. Okay, los. Eins. Zwei. Drei.
    Theresa bewältigte diese Aufgabe mit offenen Augen. Nun ja, mit fast offenen Augen.
    Zwei geköpfte Leichen in einer Woche.
    Der See war wahrscheinlich die einzige Gegend von Cleveland, die sich seit Lebzeiten des toten Detectives nicht verändert hatte. Wenn man James Miller vierundsiebzig Jahre in die Zukunft an diese Stelle hätte transportieren können, wäre für ihn wohl auf den ersten Blick keine Zeit vergangen. Das Wasser

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