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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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bemerkte er das weiße, kugelförmige Etwas, das aus der roten Masse im Korb hervorragte – der gerundete Teil eines Oberschenkelknochens, der normalerweise in der Hüftpfanne lag. James hatte das schon einmal gesehen bei einem toten Soldaten.
    Er trat näher heran, sah einen rechten Arm mit dazugehöriger Hand. Die Nägel waren kurz und abgekaut. Damit hätte die Frau ihren Angreifer nicht einmal kratzen können.
    Etwas stupste gegen sein Knie. James blickte nach unten und sah einen großen braunen Hund.
    Wie schon am Jackass Hill stand ein uniformierter Beamter Wache bei der Leiche; dieser hier musste jedoch kalte Füße in Kauf nehmen, was das Rampenlicht auch nicht wettmachte. Die Zähne des jungen Mannes klapperten, als er James erklärte: »Das ist unser Zeuge. Sie heißt Lady. Gehört einem Kind hier um die Ecke.«
    James tätschelte den Kopf der Hündin. Ihre Augen blickten ihn flehend an, er möge doch den Mord entweder klären oder sie zumindest wieder ins Warme bringen. Wieder streichelte er sie als Entschuldigung, weil er weder das eine noch das andere tun konnte.
    Er und Walter gingen zu ihrem Captain, der seinen Leuten Anweisungen erteilte mit der Halbherzigkeit eines Mannes, der sich geschlagen gibt. Zu James und Walter sagte er: »Sie beide helfen dabei, die Hurenhäuser zu durchkämmen, vielleicht fehlt da eine. Es geht schon jemand die Twentieth Richtung Westen ab, fangen Sie also an der Sixteenth an und arbeiten Sie sich von Osten her vor. Aber ärgern Sie die Mädchen nicht. Die Stadt ist schon hysterisch genug, und das hier wird alles nur noch schlimmer machen.« Er nickte in Richtung einer Gruppe Menschen am Ende der Gasse. »Reporter und Nachbarn und Wichtigtuer. Sie riskieren lieber Frostbeulen, als dass sie sich vertreiben lassen.«
    »Gibt es Fußabdrücke, Captain?«, fragte James.
    An dem ironischen Unterton des Chiefs erkannte James, dass er wie ein Kind an Weihnachten geklungen haben musste, und seine Befürchtungen wurden bestätigt: »Schauen Sie sich mal um, Miller. Seit anderthalb Stunden treten sich hier die Leute gegenseitig auf die Füße. Falls es Fußabdrücke gegeben haben sollte, dann haben der Hund, die Negerin, der Fleischer, vierzig Cops und die halbe Nachbarschaft sie inzwischen erfolgreich vernichtet.«
    »Was ist mit ihr geschehen?«, fragte Walter.
    »Der … Wahnsinnige hat sie an der Taille zerteilt, die Beine an den Hüften und Knien abgetrennt und den rechten Arm an der Schulter abgeschnitten.«
    »Hat er ihr den Kopf entfernt?«
    »Entfernt und behalten.«
    »Wie bitte?«
    »Er ist nicht hier.« Der Captain zündete sich eine Zigarette an und hätte dabei fast das ganze Streichholzbriefchen in Flammen gesetzt. »Ebenso wenig wie die Füße.«
    »Hat er …«, James versuchte, die richtigen Worte zu finden, »… sie auf perverse Art verletzt? Wie die Männer auf dem Hügel? Ihre … Sie wissen schon …«
    Der Captain lächelte sarkastisch. »Sie werden doch wohl nicht rot werden? Schauen Sie, McKenna, Ihr Partner wird rot.«
    »Er ist ein wenig etepetete, Cap.« Walter versuchte nicht einmal zu lächeln.
    »Die Antwort lautet nein, soweit man das hier sehen kann. Vielleicht hat es ihm gereicht, ihr die Beine abzuschneiden. Wir vermuten, sie ist eine Nutte, weil sich bis jetzt noch niemand auf dem Revier gemeldet hat, um seine Frau, Mutter oder Schwester als vermisst zu melden. Sie muss jemand sein, den als vermisst zu melden sich niemand die Mühe machen würde, wie etwa eine Nutte.«
    »Oder jemand aus Hooverville«, sagte James und bezog sich damit auf die Baracken am Seeufer, in denen die Landstreicher lebten, auch wenn sich dort hauptsächlich Männer versammelt hatten.
    Plötzlich sog Walter scharf die Luft ein, als ihm ein Gedanke kam. »Vielleicht hat sie der Ehemann umgebracht, weshalb er sie auch nicht als vermisst gemeldet hat. Er hat von den Rumtreibern auf dem Jackass Hill gelesen und sich gedacht, dass wir es demselben Mörder anlasten würden.«
    »Und was hat er mit ihrem Kopf gemacht, ihn als Souvenir behalten? Verschwindet jetzt und überprüft die Puffs. Und erklären Sie mir nicht, Sie wüssten nicht, wo die sich befinden, McKenna. Ich kenne Sie gut genug.«

27
    Donnerstag, 9. September
    Teddy Morgan war seit sechs Jahren Cop und fragte sich jeden Tag, ob er nicht in einem anderen Beruf besser aufgehoben gewesen wäre. Jedes Mal, wenn ein Teenagerpunk aufsässig wurde oder ein Besoffener auf den Rücksitz seines Streifenwagens kotzte,

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