Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
Vom Netzwerk:
eingeschlossen in diesen vier Wänden mit einem hustenden Baby als einzige Gesellschaft. »Es tut mir leid, Schatz. Aber es geht nicht anders.«
    Ihr böser Blick sagte ihm, dass sie ihn nicht recht überzeugend fand.
    »Ihr müsst bald einmal zum Abendessen zu uns kommen, Helen«, schaltete sich Walter ein. »Meine Frau fragt immer nach dir.«
    Walter war eigentlich ein guter Kerl, vielleicht sah er in Helen aber auch seinen wichtigsten Verbündeten in dem Versuch, James zu bekehren. Wie auch immer, sie war schon freundlicher gestimmt, und nach einem letzten Blick auf das schlafende Baby trat James mit seinem Partner auf die eisige Straße hinaus.
    Die Temperatur musste weit unter dem Gefrierpunkt liegen, so wie James’ Nasenlöcher bei jedem Atemzug aneinanderklebten. An diesen eiskalten Sonntagen blieben die Straßen weitestgehend leer. Ihr Dienstwagen stotterte ein wenig, bis er endlich ansprang.
    »Nur eine Leiche dieses Mal?«, erkundigte sich James.
    »Ja. Und in mehr Einzelteilen als die ersten zwei. Er hat nicht nur den Kopf entfernt, sondern die Leiche auch an der Taille durchgeschnitten. Außerdem hat er Arme und Beine abgetrennt.«
    Galle stieg James in die Kehle, und er schluckte angestrengt. Dann versuchte er sich davon zu überzeugen, dass das nur an den Auspuffabgasen lag, die ins Innere des Wagens drangen. »Wo?«
    »In einer Gasse Ecke East Twentieth und Central.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Sie«, korrigierte ihn Walter. »Dieses Mal hat es eine Frau erwischt.«
    Diese Tatsache überraschte James mehr, als dass man die Leiche auf einer Straße in der Stadt gefunden hatte und nicht auf einem abgelegenen Hügel. Er hatte angenommen, dass der Mörder so eine Art Sodomit war, doch vielleicht waren seine Vorlieben ja doch vielfältiger. Oder er wollte clever sein und hatte daher die ersten beiden Leichen so verstümmelt, um es wie eine sexuell motivierte Tat aussehen zu lassen, damit die Polizei ihre Zeit damit verschwendete, Perversen hinterherzujagen.
    Oder jemand ganz anderes hatte diese Frau umgebracht, und sie jagten jetzt zwei Mörder, die sich an Wahnsinn gegenseitig übertrumpften.
    James wusste nicht, welche Variante ihm lieber gewesen wäre.
    Sie fuhren an der East Thirtieth vorbei, die Reifen schlitterten gelegentlich über Eisplatten. Walter setzte ihn über den Fall ins Bild. »Offiziell hat ein Hund die Leiche entdeckt. Hat stundenlang gebellt, bis eine Negerfrau so genervt war, dass sie ihn verscheuchen wollte. Da hat sie dann zwei Körbe gefunden mit Sackleinen darauf. Sie hat unter das Leinen geschaut und etwas entdeckt, das wie in Zeitung eingewickeltes Fleisch aussah. Sie dachte sich, das Fleisch müsse zu einem Fleischstand um die Ecke gehören, weshalb sie dorthin ging und dem Besitzer mitteilte, dass da in der Gasse ein paar Schinken lägen. Er kam zu dem Schluss, man hätte ihn beklaut, rannte rüber, um sich die Sache anzusehen, und erlebte die Überraschung seines Lebens.«
    »Keine Schinken.«
    »Nein, ganz und gar nicht«, bestätigte Walter. »Wenigstens wurde der Fleischstand währenddessen nicht ausgeraubt. Man muss auch die positiven Seiten sehen.«
    Sie parkten das Auto an der Twenty-second Street, da die nächsten Straßen bereits voller Polizeiwagen waren. Polizisten eilten hin und her.
    Es muss doch einen besseren Weg geben zu ermitteln, dachte James . Wie wäre es mit einer Fahndung von Haus zu Haus? Gibt es Fußabdrücke? Er muss doch Abdrücke im Schnee hinterlassen haben – doch spätestens jetzt haben die vielen Cops sie vernichtet.
    Die Gasse verlief entlang des Geländes der Hart-Fabrik, die sonntags geschlossen hatte, und war voll von Polizisten, deren hastige Gespräche weiße Wölkchen aufsteigen ließen. Je näher James und Walter dem sonderbaren Haufen kamen, der halb unter dem Schnee verborgen an der Ziegelmauer der Fabrik lag, desto deutlicher waren die Worte zu hören.
    Sprachlos starrten sie den Haufen an. Auch wenn sie wussten, worum es sich handelte, wollte sich in James’ Kopf kein deutliches Bild formen. Er sah einen rechteckigen Korb mit Henkeln, in dem normalerweise Obst oder Ähnliches transportiert wurde; darin lag Zeitungspapier und ein zylindrischer, fleischfarbener Gegenstand. In der Nähe waren zwei weitere Bündel zu sehen … was auch immer das war. James konnte es der schwarzen Frau nicht vorhalten, dass sie das Ding nicht als menschlichen Körper erkannt hatte. Er selbst wusste es und konnte es dennoch nicht akzeptieren.
    Dann

Weitere Kostenlose Bücher