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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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Wenn der Mörder also die Vorlage von damals so exakt wie möglich nachstellen wollte, dann musste er hierherkommen.«
    »Wer ist Flopalillo?«, fragte der junge Officer. Er warf der Lattenkiste und deren Inhalt immer wieder rasche Blicke zu, als ob der Anblick in kleinen Dosen weniger schrecklich wäre. Theresa bezweifelte, dass es ihm helfen würde. Die untere Hälfte des weiblichen Torsos, beide Oberschenkel sowie der rechte Arm mit Hand lagen in der Kiste, die rohen, blutigen Enden ragten zwischen dem Zeitungspapier hervor, in das sie eingewickelt waren. Die Finger wirkten, als könnten sie ihnen jeden Moment freundlich zuwinken. Nichts konnte diesem Anblick seinen Schrecken nehmen.
    Theresa erklärte dem Officer die Hintergründe zum vierten Opfer des Torso-Mörders.
    »Sie sind also heute Nacht hierhergekommen, weil Sie dachten, dieser Kerl könnte wieder töten, und vielleicht sogar heute Nacht, um dann eventuell die Leiche hier abzulegen«, fasste er skeptisch zusammen. Unwesentlich, dass er aus demselben Grund hier war – er hatte einen Auftrag. Das war etwas anderes.
    »Es bestand eine gewisse Möglichkeit, ja.« Der Doppelmord von Jackass Hill hatte sich gleich nach der Frau aus dem See, sofern Kim Hammond diese darstellen sollte, ereignet, warum nicht also auch die restlichen Morde im Zeitraffer durchführen? »Und das bedeutet, dass er in diesem Moment den Rest der Leiche irgendwo um die 1419 Orange Avenue herum ablädt. Wir müssen da hin. Sofort! «
    »Nicht wir , äh, Ma’am«, erwiderte der Officer in dem Bemühen, gleichzeitig ernst und höflich zu klingen, was ihm nicht ganz gelang. »Ein Streifenwagen wurde bereits hingeschickt, der kommt allein zurecht. Das hier ist unser Job, nicht Ihrer.«
    Natürlich hatte er recht, abgesehen davon war sie nicht bewaffnet, nicht ausgebildet, bekam keine Gefahrenzulage und besaß nicht die Befugnis, jemand festzunehmen. Doch aus dem Mund dieses Polizisten klang es, als ob das alles nicht wichtig wäre. Für ihn zählte nur, dass sie kein Cop war – keine von ihnen.
    »Ich verstehe. Außerdem können Sie diesen Tatort ja auch nicht unbewacht zurücklassen«, erklärte Theresa. »Nun, ich schon.«
    Bevor er etwas einwenden konnte, marschierte sie zu ihrem Wagen, einigermaßen sicher, dass er nicht auf sie schießen würde. Nun ja, einigermaßen. Hastig gab sie der jungen Frau in dem Häuschen bei der Ausfahrt zu viel Geld für die halbe Stunde Parkzeit und fuhr nach rechts in Richtung Orange Avenue, über die East Fourteenth Street, dann die East Twenty-second entlang. Die Broadway Avenue hinunter, dann nach rechts. Früher einmal hatte man diese Gegend, das dritte Revier, Roaring Third genannt, eine raue Ansammlung von Bars und Mietshäusern. Ihr Urgroßvater hätte das noch gewusst.
    Im spärlichen Gras nördlich der Broadway Avenue, an der Kreuzung zur Orange Avenue, fand sie es.
    »Wir hätten den Mörder schnappen können«, beschwerte sich Theresa eine Stunde später bei ihrem Cousin, »wenn dieses Baby von einem Bullen nur sofort losgefahren wäre, als ich es ihm gesagt habe.«
    »Das war nicht möglich. Er durfte die Leiche nicht unbeaufsichtigt zurücklassen. Außerdem kann der Mörder das hier innerhalb von zehn Sekunden abgeladen haben. Wahrscheinlich war er schon halb wieder daheim, als du die ersten Leichenteile gefunden hast.« Frank reckte sich zu voller Größe und ragte hoch über ihr und ihrem Fund auf, sein Rücken der Reihe von Fernsehübertragungswagen zugewandt, die hinter dem gelben Absperrband aufgereiht standen. Deren Scheinwerfer machten sie nahezu blind, doch sie konnte Brandon Jablonski dennoch erkennen, der sie beobachtete.
    »Wir hätten ihn fassen können«, wiederholte sie. Eine eisige Windböe traf ihr Gesicht, änderte aber nichts daran, dass sie innerlich kochte. Sie waren so nahe dran gewesen.
    Frank zeigte keinerlei Mitgefühl. »Er hätte dich erwischen können. Oder jeder andere Killer, Vergewaltiger oder Abschaum, die sich hier nachts in der Stadt herumtreiben. Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    Angela Sanchez war zum Postamt gegangen, um zu überprüfen, ob es dort Videokameras gab, die den kurzen Zwischenhalt des Mörders mitgeschnitten haben könnten. Zwei Officer, mit kleinen, aber hell leuchtenden Taschenlampen bewaffnet, durchsuchten das Gras, doch Theresa bezweifelte, dass sie etwas finden würden. Der Mörder hatte wahrscheinlich nur die Kiste abgeladen, war die paar Meter zu seinem Auto gelaufen und hatte die

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